„Mundart ist nicht nur Comedy, Datterich und Fluchen“

Spirwes - Darmstädter Preis für Maulkunst & Lebensart

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© Klaus Mai

Im Juni wird erstmals der „SPIRWES – der „Darmstädter Preis für Maulkunst & Lebensart“ vergeben. Der Heimatverein „Darmstädter Heiner e.V.“, die Hessischen Spielgemeinschaft 1925 e.V., die Datterologische Gesellschaft und das Darmstädter Kikeriki-Theater haben sich zusammengetan, um die Zukunft der Mundart zu sichern. Bis Ende März konnte man sich für einen Künstlerpreis für Nachwuchskünstler bis 40 Jahre sowie einen Förderpreis für Vereine, Gruppen und Verbände bewerben, wenn man sich für die Wiederbelebung der Mundart eingesetzt hat. Die fachkundige Jury, bestehend aus Iris Stromberger, Mathias Znidarec, Hans-Joachim Heist, Marga Hargefeld, Roland Dotzert, Felix Hotz und Jonas Zipf, wählt aus den eingegangenen Bewerbungen die Preisträger. Beide Preise sind mit je 3.500 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet vor dem Heinerfest am Sonntag, dem 26. Juni um 11 Uhr, in der Centralstation Darmstadt statt. FRIZZ sprach mit dem Projektleiter, Felix Hotz von der Comedy Hall und Mitorganisator Jonas Zipf über den Preis, die Mundart in Hessen und wie man Dialekt wiederbeleben kann.

Wie kamt Ihr auf die Idee?

Felix Hotz: Dr. Little Klein und Sabine Welsch vom „Darmstädter Heiner e.V.“  wünschen sich seit Jahren, dass auf dem Heinerfest mehr Veranstaltungen zum Thema Mundart stattfinden. Nach dem Datterich-Festival war es schnell klar, dass wir einen Mundart-Preis vergeben wollen, um junge Leute zu fördern. Die Hessische Spielgemeinschaft war von Anfang an dabei.

Wie steht es um die Mundart in Hessen?

Jonas Zipf: Die Mundart ist in Hessen auf dem absteigenden Ast, wird von der gebildeten Schicht nicht mehr gesprochen und gilt sogar als sozialer Marker. 

Warum gibt es diese Preise?

Jonas Zipf: Mit dem Einzel-Künstlerpreis wollen wir jüngere Leute begeistern. Es gibt beim Dialekt unserer Meinung nach keine Regeln, vielmehr ist er lebendig und ändert sich ständig. Man kann auch Poetry Slam und RAP-oder andere Gesangs-Beiträge einsenden. Der Förderpreis geht an Gruppen, die sich für die Wiederbelebung der Mundart einsetzen. Unterstützung haben wir von Merck und der Darmstädter Volksbank erhalten.

Felix Hotz: Die Leute sollen wieder Dialekt schwätze und sich kulturelle Projekte ausdenken!

Wie seid Ihr auf den Namen „Spirwes“ gekommen?

Jonas Zipf: Wir finden, Spirwes – sozusagen der beste Freund des Datterich – passt hervorragend als Namensgeber für den Preis. So dachten auch viele der Einsender bei den Presse- und Social Media-Aufrufen: „Spirwes“ war einer der Top-Namensvorschläge. Er ist der Knodderer im Hintergrund, der gelassen über den Dingen steht. Er ist für uns die Darmstädterischste Figur im Datterich.

Was ist das Typische am Darmstädter Dialekt?

Jonas Zipf, Felix Hotz: Es ist eine gewisse Selbstironie, die den Darmstädter Dialekt auszeichnet. Die Darmstädter können über sich selbst lachen! Wenn ein Darmstädter zum Beispiel „Jammerlabbe“ sagt, kann es auch nett gemeint sein.

Wie viele Einsendungen habt Ihr?

Jonas Zipf: 16 Einsendungen aus der ganzen Region von Frankfurt bis zum tiefsten Odenwald. Das sind noch nicht sehr viele. Aber wir haben diesen Preis ja gerade initiiert, um vor allem mehr junge Leute für die Mundart zu interessieren. Es geht immerhin um die Zukunft unserer Mundart! Wir wollen den Preis jedes Jahr ausschreiben und hoffen, dass sich immer mehr Leute für eine Teilnahme interessieren.

Was habt Ihr bei der Preisverleihung in der Centralstation geplant?

Jonas Zipf: Die Preisverleihung ist sehr wichtig, um das Thema öffentlichkeitswirksam zu machen. Die Preisträger, unser Aushängeschild, treten auf. Als musikalisches Highlight haben wir die Besidos im Programm. Prominente Gäste werden u.a. Walter Renneisen und auch Mitglieder der Hessischen Spielgemeinschaft sein. Eintritt ist frei!

Was erhofft Ihr Euch von dem Preis?

Felix Hotz: Der Preis soll viele ermutigen, etwas in Mundart zu machen. Wir wollen Anreize schaffen und motivieren! Es wäre schön, wenn sich dauerhaft etwas etablieren würde, zum Beispiel auf einer Bühne im Rahmen des Heinerfestes.

Jonas Zipf: Mein Wunsch wäre, dass Teenager von sich aus wieder Mundart machen – ohne die Anregungen von Schulen oder Erwachsenen.

Warum soll in Hessen wieder mehr Dialekt gesprochen werden?

Felix Hotz: Der Dialekt ist der Zungenschlag unserer Region. Er stiftet Identität und zeigt Heimatverbundenheit. Wenn man den eigenen Dialekt hört, soll man denken – „Das sind wir!“

Preisverleihung: Sonntag, 26. Juni, 11 Uhr, Centralstation Darmstadt

Weitere Infos:

www.spirwes.de

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