Oh, wie schee!

Dialekt lernen in der Odenwald-AG

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Foto: Martina Noltemeier

In der neuen Rubrik „Gebabbel“ stellen wir Menschen vor, die sich mit dem Hessischen Dialekt beschäftigen. FRIZZ-Redakteurin Martina Noltemeier hat Marina Schaab in Mitlechtern besucht. Ihre Odenwald-AG erhielt im Rahmen des Spirwes-Preises einen Anerkennungspreis. Prominenter Laudator bei der Preisverleihung am 26. Juni war Hans-Joachim Heist (auch bekannt als Gernot Hassknecht aus der heute-show). 

„Gemoje“, begrüßt Marina Schaab die Kinder auf Odenwälderisch. Es ist Donnerstagvormittag und Zeit für die Odenwald-AG der Schule am Katzenberg in Rimbach/Mitlechtern. Los geht es mit einem traditionellen Odenwaldlied von der„Scholz Gred“. Marina greift zur Gitarre, die Grundschulkinder stimmen begeistert mit ein. Beliebt sind auch die in der AG entwickelten Spiele, bei denen der Wortschatz erweitert wird: „Was hoscht`n du do?“, fragt Lilly. „Des sin moi Ouen“, antwortet Max. Bei „Geih mol her“ geht’s um das persönliche Befinden, das gut sein kann oder man auch mal ein „Malähr“ hat, nach „malheur“ (Unglück) aus dem Französischen. Die Kinder haben viel Freude am Odenwälder Dialekt. Für ein Mädchen ist es wie das Erlernen einer anderen Sprache, denn zu Hause wird – wie bei den meisten Kindern - Hochdeutsch gesprochen. Neben Odenwälder Liedern und Geschichten geht es auch um Sagen, Brauchtümer oder Gesteine. Den Kindern machen vor allem die Spiele und Lieder Spaß und sie finden es toll, dass sie sich jetzt mit Oma und Opa zu Hause im Dialekt unterhalten können.

Die Idee zu der Odenwald-AG entstand 2014, als Marina Schaab eine AG anbieten wollte. „Das Thema Odenwald fand ich einfach naheliegend. Es ist immer schön, wenn die Kinder einen Bezug zu den Themen haben“. Marina war selbst überrascht von dem großen Erfolg – 29 Kinder besuchen derzeit die AG. Inzwischen erhält die Odenwald AG viele Anfragen für Auftritte bei Veranstaltungen: „Kinder und Dialekt – das kommt gut an“. Es gibt eine CD mit den Liedern der Odenwald-AG und es wurde auch ein Film über die Liebesgeschichte „Alleweil rappelts oam Scheierdoar“ gedreht.

Marina Schaab ist in Mitlechtern aufgewachsen. Nach dem Studium hat sie es wieder dorthin verschlagen. „Früher galt es oft nicht als schick, Dialekt zu sprechen und man hat versucht, es zu vertuschen. Wenn Dialekt überhaupt Anklang fand, dann zur Verkörperung einer Witzfigur oder zum Unterstreichen einer flachen Komik. In der Gesellschaft wurde der Dialekt dem unteren sozialen Status zugeordnet. Dabei gibt es viele Mundart-Texte, die ästhetisch, tiefgründig und intelligent sind. Heute weiß man, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, einen Vorteil haben. Mehr Zugänge zur Sprache fördern die Fähigkeit zur Sprachreflexion und den kreativen Einsatz von Sprache. In der Hirnforschung gilt das gleichzeitige Lernen von Dialekt und Hochsprache als Mehrsprachigkeit und diese wiederum ist für die Kinder ein Vorteil.“. In ihrer Freizeit macht die Spiel- und Theaterpädagogin viel Musik und tritt auf Kleinkunstbühnen auf. Die Odenwald-AG macht ihr besonders Spaß, weil sie den Kindern Freude macht. Dies wird noch durch Eltern und Großeltern multipliziert – das Projekt zieht Kreise.

Der Schulleiter Mario Schmitt-Ferreira, gebürtiger Pfälzer, begrüßt das Projekt, weil es einen Blick auf die Tradition wirft. „Es ist wertvoll, beides zu beherrschen: Hochdeutsch und Dialekt“. Vielleicht hat der derzeitige Trend der Regionalität auch positive Auswirkungen auf das Sprechen von Dialekt … 

Weitere Infos unter:

www.schule-am-katzenberg.de

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