Warum ich Nazi wurde

Lesung und Podiumsdiskussion im Staatstheater Darmstadt

by

©Veranstalter


Am 27. Januar, zum Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, werden Ensemblemitglieder und Mitarbeiter*innen des Staatstheaters sowie Menschen aus der Stadt Berichte früherer Nationalsozialist*innen lesen.

1934 schrieb d er amerikanische Soziologe Theodore Abel einen Wettbewerb für die beste Lebensgeschichte eines Anhängers der Hitler-Bewegung aus. Er wollte Material über die Geschichte des Nationalsozialismus sammeln, „sodass das amerikanische Publikum sich aus realen, persönlichen Geschichten darüber informieren kann.“ Geschildert werden sollten die familiäre Herkunft, der Bildungsweg und der Weg zum Nationalsozialismus. 581 Biogramme sind erhalten, die eindrücklich und ungefiltert vom angeschlagenen Nationalstolz, Angst vor sozialem Abstieg, Hass auf Kommunisten, Glauben an die Volksgemeinschaft und Hoffnung auf den Führer berichten. Die Geschichten der Menschen von 1934 weisen erschreckende Parallelen zur Gegenwart auf.

Der Autor und Historiker Wieland Giebel stieß 2015 auf diese Quellen – über 3.700 Seiten Material. Im September 2018 veröffentlichte er die einzigartige Sammlung des Theodore Abel unter dem Titel „Warum ich Nazi wurde“. „Auch heute sehe ich einen Boden für braunes Gedankengut, der aus Rassismus, Engstirnigkeit, Vorurteilen und Verschwörungstheorien besteht ist – und das unabhängig von der wirtschaftlichen Lage“, so Giebel. Andrerseits glaubt er, dass es die Demokratie in Deutschland stark genug sei, um dies auszuhalten.

Operndirektorin Kirsten Uttendorf hatte die Idee, das Thema als Lesung nach Darmstadt zu holen. Diese findet am 27. Januar von 10-22 Uhr mit einer Podiumsdiskussion um 16 Uhr zum Thema „Meinungsfreiheit und Diktatur“ u.a. mit Wieland Giebel statt. „In diesen Zeiten des politischen Umbruchs und großer Unsicherheit vieler Menschen ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen für Demokratie und Meinungsfreiheit. Wir sehen die Notwendigkeit, diesen Biogrammen eine kritische Stimme und Gesicht zu geben, verbunden mit einem Appell für eine demokratische Zukunft.“, äußert Uttendorf. 

staatstheater-darmstadt.de

berlinstory.de
Back to topbutton