Wechsel zwischen den Welten

Im Staatstheater Darmstadt kommt Verdis „Otello“ als Computerspiel auf die Bühne

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©Tatjana Stürmer



Manipulation, Neid und Zweifel – Otello gerät in ein zerstörerisches Intrigennetz. Regisseur Paul-Georg Dittrich inszeniert Verdis Oper als Computer-Game zwischen Vergangenheit und Zukunft. FRIZZmag traf den Videokünstler und Komponisten Lukas Rehm.

Verdis packendes Operndrama „Otello“ behandelt Rassismus, Intrigen, Macht und einen Femizid – diese Themen sind aktueller denn je, erklärt Lukas Rehm. Das Darmstädter Publikum erwartet eine Inszenierung, die Mittel des Theaters mit Videotechniken verbindet. Die Inszenierung basiert auf einem Computer-Game im Stil des 18. Jahrhunderts, das auf der Bühne gespielt wird. Lukas Rehm lässt sich gerne vom Barocktheater inspirieren, das schon damals erstaunliche technische Raffinessen und Tricks einsetzte.

Der Chor bleibt die ganze Zeit präsent und startet das Strategiespiel im Stil von „Empire Total War“. Nach und nach entsteht ein kleines Barocktheater auf der Bühne – ein Kubus mit Projektionsleinwänden, physischen Aufstellern und zwei Monitoren, auf denen KI-gestützte Doubles der Figuren auftauchen. Das Publikum wird von einem virtuellen Spielassistenten animiert, sich zu beteiligen. „Wir verschränken die Theatermittel mit Mitteln des Digitalen“, so Rehm. Die Verwendung von Videotechnik und KI berge großes künstlerisches Potenzial, außerdem bestehe allgemeines Interesse daran, sich kritisch mit Potenzialen und Herausforderungen der Medien auseinanderzusetzen.

Lukas Rehm arbeitet als Künstler und Komponist im Bereich Neue Medien, Installationskunst und Dokumentarfilm. Er studierte Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der LMU München sowie Medienkunst, Szenografie und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Seine Arbeiten wurden national u. a. am ZKM Karlsruhe, der Bundeskunsthalle Bonn und der Kunsthalle Baden-Baden sowie international auf Festivals präsentiert. 2019 sorgte Rehm in Heidelberg für Furore mit dem Musiktheaterstück „Castor&&Pollux“ für Raumklangsystem, Barockensemble und sieben Screens.

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