Buch des Monats Dez. 2017

Nina Jäckle: "Stillhalten."

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Aktuell gehören der Jury an: Peter Benz, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Dagmar Leupold, Adrienne Schneider, Dr. Wilfried Schoeller, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Wolfgang Werth.

Begründung der Jury

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Nina Jäckle erzählt in ihrem schmalen Roman „Stillhalten“ von der Tänzerin Tamara Danischewski, die im Jahr 1933, 21-jährig, Otto Dix Modell stand. Tamara Danischewski ist die Großmutter der Autorin. Diese verwandtschaftliche Beziehung wird im Roman selbst nicht thematisiert, eine gute Entscheidung, denn dadurch rückt das eigentliche Thema, Stillhalten, in das ihm angemessene Zentrum. Als Metapher wird Stillhalten auch zur Chiffre für den zeitgeschichtlichen Kontext: Bei der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und bei allem Verbrecherischem, was auf diese folgte, hielt die Zivilgesellschaft still. Auch auf der Handlungsebene ist die Erstarrung das Leitmotiv: Tamara lernen wir als vereinsamte alte Frau kennen, im Zwiegespräch mit sich und einem Duplikat des Gemäldes, innerlich längst aus der lieblosen, aus Not geschlossenen Ehe desertiert. Aus ihrem Fenster blickt Tamara auf den Hundezwinger und „den Hund darin, der still hinter dem Gitter hockt“. Lichtblick in dieser Welt der Zwinger und der Zwänge ist die in poetischen Bildern evozierte Natur: das Wuchern des Waldfarns beispielsweise, der sich um Zwänge nicht schert, ausschert und die Gräber, die Toten überwächst und vereint. Und es gibt die Möglichkeit des Rückstichs: Der Riss im Futter des Koffers, in dem Zeichnungen des Malers über den Krieg gerettet wurden, „ist“ , wie die Mutter der Tänzerin als Schneiderin weiß, „ schnell genäht, Rückstich, mein Liebes, und schon kannst du eine Reise tun.“ Also endlich nicht mehr stillhalten. (Dagmar Leupold)

Weitere Informationen:

Roman geb. mit Schutzumschlag

190 Seiten

Klöpfer & Meyer

ISBN 978-3-86351-451-8

20 €

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