Buch des Monats Februar 2018

Aktuell gehören der Jury an: Peter Benz, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Dagmar Leupold, Adrienne Schneider, Dr. Wilfried Schoeller, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Wolfgang Werth.

Begründung der Jury

Zusammengedampft auf 700 explosive Seiten, ist dieses im französischen Original mehrere tausend Seiten umfassende Memoirenwerk eines vom Schreiben Besessenen einzigartig in der Literaturgeschichte. Rétif de la Bretonne (1734 bis 1806) hat über alles geschrieben, was ihm durch den Kopf ging und auf den Leib rückte. Anstandslosigkeiten und Widerwärtigkeiten der höheren Stände hat er messerscharf beobachtet und ohne moralische oder politische Scheuklappen eins zu eins niedergeschrieben. Er war ein unbestechlicher Chronist der niederen Stände. So entstand ein Sittenbild der französischen Gesellschaft vor, während und nach der Revolution, wie es ein Farbigeres kaum gibt. Vor allem war er ein bekennender Erotomane. Selbst einem Giacomo Casanova glühten die Augen, wenn er von den tolldreisten Eroberungen seines Bruders im Geiste Kunde erhielte. Eifersuchtsanfälle wären nicht auszuschließen. Kein Schriftsteller würde sich heute wagen, seinem Verlag derartige Eskapaden anzubieten, wie sie Rétif de la Bretonne zur Beruhigung seiner Triebhaftigkeit literarisch zu bannen versucht hat. Pornografie? – Nein! Wäre es das, hätte Reinhard Kaiser dieses sprachmächtige Werk nicht übersetzt. Und wie er übersetzt hat! Brillant! (Hajo Steinert)

Weitere Informationen:

gebunden, 720 Seiten

Galiani Verlag 2017

ISBN-13: 9783869711614

38 €