Buch des Monats März 2019

… setzen die monatlichen Buchempfehlungen aus Darmstadt. Seit 1952 trifft sich regelmäßig eine unabhängige Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern, um aus der Vielzahl der Neuerscheinungen ein Buch besonders hervorzuheben.

Mit der Auszeichnung soll diesen Büchern zu einer größeren Verbreitung verholfen werden. Dabei fällt die Wahl nicht unbedingt auf literarische Bestseller, manches Buch wurde durch die Auszeichnung „Buch des Monats“ erst erfolgreich.

Aktuell gehören der Jury an:

Peter Benz, Michael Braun, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Adrienne Schneider, Prof. Dr. Wilfried F. Schoeller, Dr. Tilman Spreckelsen, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Wolfgang Werth. 

Begründung der Darmstädter Jury

Eine Schaustellerfamilie, die Eltern in die Jahre gekommen, die Kinder noch klein, zieht wie eh und je durch Europa. Aber nun, im Jahr 2016, sind die Zeiten andere geworden, überall ist man den Fremden gegenüber reserviert bis hin zur offenen Feindseligkeit, und um die knappen Auftrittsmöglichkeiten muss man sich nun auch mit den neu angekommenen Migranten streiten. Als sich ein lang verschollener Verwandter mit besten Kontakten zur osteuropäischen Mafia der Familie annimmt, werden die Verhältnisse nur noch schlimmer. Für die Familienmitglieder beginnt eine schlingernde Reise zwischen Ost und West.

Jáchym Topols Roman „Ein empfindsamer Mensch“ macht es dem Leser nicht leicht und belohnt ihn zugleich für jede Anstrengung. Die Perspektive wechselt, vertraute Figuren werden unversehens verfremdet, die mal derbe, mal distanzierte, dann wieder geradezu zärtliche Sprache schlägt virtuos Brücken zwischen Ländern, gesellschaftlichen Milieus und abrupt veränderten Situationen, mit wachem Blick für unsere Gegenwart, mit Ernst und Komik und spürbarer Sorge um ein Europa, das auseinander zu brechen droht.