Buch des Monats Mai 2020

Maßstäbe in der Welt der Bücher ...

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… setzen die monatlichen Buchempfehlungen aus Darmstadt. Seit 1952 trifft sich regelmäßig eine unabhängige Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern, um aus der Vielzahl der Neuerscheinungen ein Buch besonders hervorzuheben.

Mit der Auszeichnung soll diesen Büchern zu einer größeren Verbreitung verholfen werden. Dabei fällt die Wahl nicht unbedingt auf literarische Bestseller, manches Buch wurde durch die Auszeichnung „Buch des Monats“ erst erfolgreich.


Aktuell gehören der Jury an:

Peter Benz, Michael Braun, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Adrienne Schneider, Prof. Dr. Wilfried F. Schoeller, Dr. Tilman Spreckelsen, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Wolfgang Werth. 

Begründung der Jury 


Der österreichische Dichter Alfred Kolleritsch, mittlerweile 89 Jahre alt, ist ein philosophisch inspirierter Lyriker. In seinem zwölften Gedichtbuch folgt er seinem bereits 1978 formulierten poetischen Motto: „Meinen Einfällen vertraue ich nicht.“ Seine Gedichte gehen zwar immer auf eine konkrete sinnliche Erfahrung oder eine Beobachtung zurück, verwandeln sie aber in poetische Denkbilder. Freilich im Modus einer eigenwilligen, in sich gekehrten Reflexion, die nicht direkt auf eine fest umrissene Botschaft zusteuert, sondern auf „Gegenwegen“ ihr Ziel erreicht: „Sag mir etwas,/ das nicht verschwindet./Was war, ist weggeraten.“ Der für Kolleritsch so charakteristische paradoxale Buchtitel „Die Nacht des Sehens“ verweist auf eine existenzielle Situation, in der die Erfahrung des Schönen noch möglich ist, aber immer häufiger nur noch als Rückzugsbewegung: „als Klang im Atmen, / als Abgesang der Erschöpfung.“ Kolleritschs späte Gedichte sind anrührende kleine Lieder des Abschieds - allerschönste poetische Schwerkraft.

©Verlag

Die Nacht des Sehens. Gedichte

Rating: 5 of 5

Alfred Kolleritsch

Göttingen, Wallstein Verlag

Gedicht, Lyrik

2. Januar 2020

978-3-835-33672-8

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