Buch des Monats Mai 2018

Alice Schmidt: „Tagebücher der Jahre 1948/1949“

by

©Verlag

Aktuell gehören der Jury an: Peter Benz, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Dagmar Leupold, Adrienne Schneider, Dr. Wilfried Schoeller, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Wolfgang Werth.

Begründung der Jury (Auszug)

Der große Einzelgänger der deutschen Literatur der alten Bundesrepublik, Arno Schmidt, beschloss, aus dem Krieg zurückgekommen, seine Existenz ganz der Schriftstellerei hinzugeben. Unter äußerst prekären Verhältnissen lebten er, 34 Jahre alt und seine Frau Alice, 32 Jahre alt, am Rand der Lüneburger Heide in einem Zimmer einer ehemaligen Munitionsfabrik unter vielen Flüchtlingen. Alice begann protokollartig Tagebuch zu führen, in nüchterner, stakkatohafter Manier, mit Abkürzungen hantierend, die an die berühmte Schmidtsche moderne Prosa durchaus heranreichen. Diese symbiotische Beziehung im Sprachlichen bestimmte auch ihr Leben. Sie hatte sich verpflichtet, unter Aufgabe ihres Berufes, ihrem Mann als Sekretärin zu dienen. Diese Tagebücher sind im Bewusstsein entstanden, das Leben des Schriftstellers Schmidt für die Nachwelt festzuhalten. Man erfährt von Alltagssorgen, der Beschaffung von Nahrung, Geld und Alkohol, damit Arno in Schreiblaune kommt. Er arbeitete akribisch und manisch an einer Biographie des Romantikers Friedrich de la Motte Fouqué, die allerdings erst 1958 erschien und an seinem ersten Roman „Leviathan“, der bei Rowohlt heraus kommen sollte. Das Herzstück dieses Tagebuchs ist denn auch der grandios geschilderte Besuch bei Ernst Rowohlt in Hamburg, der in einer Whiskey-Tränke endete. Was sich lohnte, denn die Honorare trudelten wenig später ein.

Weitere Informationen:

Halbleinen, 210 Seiten

Suhrkamp Verlag Berlin 2018

ISBN: 978-3-518-80420-9

32,- €

Back to topbutton