Buch des Monats November 2023
Maßstäbe in der Welt der Bücher ...
… setzen die monatlichen Buchempfehlungen aus Darmstadt.
Seit 1952 trifft sich regelmäßig eine unabhängige Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern, um aus der Vielzahl der Neuerscheinungen ein Buch besonders hervorzuheben.
Mit der Auszeichnung soll diesen Büchern zu einer größeren Verbreitung verholfen werden. Dabei fällt die Wahl nicht unbedingt auf literarische Bestseller, manches Buch wurde durch die Auszeichnung „Buch des Monats“ erst erfolgreich.
Aktuell gehören der Jury an:
Peter Benz, Kurt Drawert, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Adrienne Schneider, Julia Schröder, Dr. Tilman Spreckelsen, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Beate Tröger und Wolfgang Werth.
Begründung der Jury
Wer den „Rosenroman“ des 1972 geborenen Zoltán Danyi liest, macht eine unvergessliche Bekanntschaft. Er lernt einen Erzähler kennen, der von seinen Erfahrungen als Rosenzüchter in der Vojvodina ebenso leidenschaftlich, ja obsessiv erzählt wie von seiner Erkrankung, die ihn zeitweise in die Knie zu zwingen scheint, vom schwierigen Verhältnis zu seinem Vater und von der Liebe zu der Frau, die ihn verlässt, als seine Krankheit unheilbar scheint. Man begegnet diesem tieftraurigen und hochneurotischen Erzähler, der alles zählen muss, um zu dem zu finden, was ihm entspricht und was gegen das spricht, was ihm vorherbestimmt zu sein schien, weil Konvention und Tradition es nahelegten: zum Dichten.
Die Rosen sind in diesem Roman dornig, störrisch, dunkel, ihr Wildwuchs ist so beträchtlich, wie die Virtuosität, mit der ihre konkreten und metaphorischen Seiten entfaltet werden. Was der „Rosenroman“ schildert, ist in seiner Drastik verstörend und irritierend. Doch wie die Hauptfigur ihr Denken und die Geschehnisse schildert, ist große, erschütternde Literatur, die von den Wirren der Jugoslawien-Kriege, vom zerrissenen Leben im osteuropäischen Grenzgebiet zwischen Ungarn und dem heutigen Serbien, von Zurichtung und Freiheit weiß, ohne ihr Wissen je aus-, ohne jemanden bloßzustellen. Dank Terézia Mora liegt dieser hochaktuelle Roman nun in einer bezwingenden und souveränen deutschen Übersetzung vor.
Beate Tröger (im Namen der Darmstädter Jury Buch des Monats)