Kunstkrimi

Der Mainzer Goldschmuck im Hessischen Landesmuseum

©Wolfgang Fuhrmannek / HLMD

Das wohl bekannteste Schmuckensemble des Mittelalters, das bis zum 11. März im Hessischen Landesmuseum gezeigt wird, hat eine abenteuerliche Geschichte hinter sich. In der Ausstellung „Der Mainzer Goldschmuck“ – eine Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum Berlin und dem Landesmuseum Mainz – wird ein „Kunstkrimi“ der deutschen Kaiserzeit des 19. Jahrhunderts erzählt. Aktuellere wissenschaftliche Untersuchungen bringen neue Erkenntnisse, Einiges bleibt nach wie vor rätselhaft. Sicher ist, dass 1880 im Stadtzentrum von Mainz bei Bauarbeiten eine einzigartige goldene Fibel (Gewandnadel) aus dem Mittelalter gefunden wurde, die einen stilisierten Pfau zeigt und als „Adlerfibel“ bekannt wurde. Schon über den Fundort kursieren unterschiedliche Angaben. „Es war von Anfang an eine verworrene Geschichte“, so Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz. Sechs Jahre später tauchten weitere Schmuckstücke bei einer Wiesbadener Trödlerin auf. Dieser als „Wiesbadener Gruppe“ bezeichnete Teil des Schatzfundes wurde vom Kunstmakler Friedrich Schneider für 10.000 Mark an den Darmstädter Millionär, Baron Maximilian von Heyl verkauft. 1896 entdeckte Friedrich Schneider höchstpersönlich in einer Baugrube am Mainzer Dom zwei gut erhaltene Mainzer Tasseln (paarweise getragene Fibeln), die heute im Darmstädter Landesmuseum aufbewahrt werden. 1904 wurden schließlich bei Bauarbeiten ein Ohrring und eine Goldmünze gefunden und dem Landesmuseum Mainz übergeben. Eine eingehende technologische und kunsthistorische

© Wolfgang Fuhrmannek / HLMD

Untersuchung in den letzten Jahren ergab, dass die Schmuckstücke, die als „Giselaschmuck“ (nach der Kaiserin Gisela von Schwaben) weder stilistisch noch technisch in einen unmittelbaren Zusammenhang gehören. Sie stammen aus unterschiedlichen Zeiten und von verschiedenen Goldschmieden. Gerade die prominenten Schmuckketten – vermeintlicher Kaiserinnenschmuck – sind vermutlich Konstrukte des 19. Jahrhunderts, bei denen antike Teile verwendet wurden. Eines ist sicher: „Es werden absolute Spitzenstücke der mittelalterlichen Handwerkskunst gezeigt“, so Lothar Lambacher, stellvertretender Direktor des Kunstgewerbemuseums Berlin.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm wird angeboten.

bis 11. März

Hessisches Landesmuseum, Friedensplatz 1, Darmstadt

Mehr Infos unter:

www.hlmd.de

Back to topbutton