Remember Venice! Bernardo Bellotto zeichnet

Der venezianische Meister der italienischen Vedute im HLMD

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Wenige Darmstädter:innen kennen die Schätze der Graphischen Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt (HLMD). Die sensiblen Blätter Bernardo Bellottos genannt Canaletto gehören dazu und nehmen einen besonderen Stellenwert ein. Von den vielen Zeichnungen aus seiner Hand sind nur 141 erhalten. Davon befinden sich 61 in Darmstadt. Diese Sammlung ist neben der im Nationalmuseum in Warschau eine der bedeutendsten Bellotto-Sammlungen überhaupt.

Bernardo Bellotto (1722–1780) erlernte das Malen von Stadtansichten in der Werkstatt seines Onkels Antonio Canal (1697–1768) in Venedig. Wie sein Lehrmeister führte Bellotto den Beinamen Canaletto. Mit 25 Jahren musste der Künstler seine Heimat für immer verlassen und wurde einer der wichtigsten Maler europäischer Stadtansichten des 18. Jahrhunderts. Bellottos wirklichkeitsgetreue Bilder prägten unsere Vorstellung von Venedig. Genauso berühmt sind seine Veduten von Rom, Dresden, München, Wien und Warschau.

Anlässlich des 300. Geburtstags feiert das HLMD den venezianischen Künstler mit der Ausstellung »Remember Venice! Bernardo Bellotto zeichnet«. Das Konvolut der Bellotto-Zeichnungen befindet sich seit 1829 im Bestand des Museums. Alle Blätter stammen aus ein und derselben Quelle, nämlich aus dem Nachlass des Künstlers. Bislang wurde dieser hochempfindliche Bestand nur ein einziges Mal, nämlich 1981 in Darmstadt, ausgestellt. 41 Jahre später verspricht eine erneute Präsentation auch neue Erkenntnisse. Wichtige kunsthistorische Forschungsergebnisse sowie neue papierrestauratorische Untersuchungen fließen ein sowie neue mediale Vermittlungsmöglichkeiten werden eingebunden. Historische Gemälde, Korkmodelle, Druckgraphiken, optische Geräte und Fotografien aus dem 19. Jahrhundert ergänzen den Zeichnungsbestand.

Der Schwerpunkt der Darmstädter Zeichnungen liegt auf Bellottos italienischer Schaffensperiode zwischen 1735 und 1746. In dieser Zeit entwickelt sich der junge Künstler zum eigenständigen Vedutenmaler. Die ersten Blätter zeigen Bellotto noch ganz unter dem Einfluss seines berühmten Lehrmeisters Canal, während spätere Arbeiten schon eine große Eigenständigkeit erkennen lassen. Hinzu kommen Werke aus den Jahren 1747 bis 1780, aus der Zeit in Dresden und in Warschau.

In Dresden avancierte Bellotto zum sächsischen Hofmaler und prägte das Bild des barocken Dresdens. Die Darmstädter Ausstellung wird durch Werke aus Bellottos Dresdner Schaffensperiode ergänzt. Dank einer Schenkung aus dem Jahr 2020 kann das HLMD Bellottos faszinierende großformatige Radierungen seiner Veduten von Dresden, Pirna, Königstein und Warschau zeigen.

Die Darmstädter Schau mit ihrem Fokus auf den viel zu wenig bekannten Zeichnungen des Künstlers stellt einen bislang vernachlässigten Aspekt des Vedutenmalers Bellotto ins Zentrum. Sie leistet damit eine wichtige inhaltliche Ergänzung zu der großen Gemälde-Retrospektive anlässlich des 300. Künstlergeburtstags, die im Sommer in Dresden gezeigt wurde und aktuell in Warschau zu sehen ist. Anhand ihrer hochempfindlichen Exponate würdigt die Darmstädter Ausstellung die künstlerische Entwicklung Bernardo Bellottos und führt die große thematische Vielfalt und Virtuosität dieses Meisters vor Augen.

Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen Sammlung des HLMD, ist Kuratorin der Ausstellung, die noch bis zum 15. Januar 2023 zu sehen ist.


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©Wolfgang Fuhrmannek



13. November, 11 bis 17 Uhr: Wochenende der Graphik im Rahmen der Ausstellung

Das Wochenende der Graphik ist eine internationale Initiative der Graphischen Sammlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Viele Graphische Sammlungen bieten Einblicke in ihr Arbeitsgebiet, Experten lassen die Interessierten hinter ihre Kulissen schauen.

Anlässlich seines 300. Geburtstags feiert das HLMD den Künstler mit der großen Ausstellung »Remember Venice! Benardo Bellotto zeichnet« und einem umfangreichen Begleitprogramm. Das ausführliche Programm ist auf der Webseite des HLMD einzusehen.

Kosten: Ermäßigter Sonderausstellungseintritt für alle Besucher:innen von 6 bzw. 4 Euro. Alle Angebote sind an diesem Tage kostenfrei.

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