Gerudert wird auf dem Altrhein!

Outdoor-Special #4: Rudern

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© Ruder-Club Neptun

Letztes Jahr endete unser Outdoor-Special auf dem Wasser. Und auf dem Wasser geht ́s auch weiter. Auch wenn weder Woog noch kanalisierter Darmbach perfekt zum Rudern geeignet sind, hat Rudern in Darmstadt eine über 100-jährige Tradition. Wie und wo die Wissenschaftsstadt zur Wassersportstadt wird, hat Lukas Blank beim Ruder-Club Neptun (RNC) herausgefunden.

An einem frühen Freitagmorgen war ich mit der Vorsitzenden des RCN Isabelle Pignede verabredet. Was mich erwartete, wusste ich noch nicht wirklich. Immerhin reichten meine Recherchen übers Rudern von römischen Peitschenhieben auf Galeeren bis zu Lorbeerkränzen für deutsche Olympioniken in allen Bootsklassen. Leicht frierend klingelte ich bei Isabelle und sie öffnete mir fröhlich die Tür. „Puh - keine Peitschenhiebe”, dachte ich. Nach kurzer Begrüßung saßen wir im Auto auf dem Weg zum Kühkopf.

Ein knapp 20 minütiges Interview später kamen wir am Bootshaus des RCN am Altrhein an. Wir trugen das Boot zum Steg, ließen es ins Wasser. Nach kurzen Einweisungen, in denen ich lernte, dass die Ru- der „Skulls” heißen und bevor ich kapiert hatte, ob Steuer- oder Backbord links oder rechts ist, saß ich schon mit Isabelle in einem „Zweier” (ein Ruderboot mit zwei Sitzen).

Als Isabelle das Boot in sicheren Abstand zum Steg gerudert hat- te, musste ich ran. Prompt machte ich den Fehler, den jeder Anfän- ger macht: mit den Armen zu ziehen bevor man die Beine gestreckt hat. Das mag sehr abstrakt klingen und das ist es auch. Deshalb hielt ich mich sklavisch an Isabelles Zurufe: „Vorrollen (mit dem Rollsitz) und Beine anwinkeln ... Arme gestreckt halten und die Skulls ins Wasser lassen ... Beine durchdrücken und die Arme nachziehen ... Skulls aus dem Wasser heben ... wiederholen”.

Im Interview hatte mir Isabelle noch erklärt: „Das Schönste am Rudern ist, dass man mit jedem rudern kann, sobald er die Technik beherrscht. Außerdem muss man nicht, wie beim Fahrradfahren, auf andere warten. Man sitzt ja im selben Boot”. Anfangs konnte ich das noch nicht glauben, so blöd wie ich mich zunächst anstellte. Doch sobald ich die dynamische Ruderbewegung etwas im Griff hatte, und Isabelle sich meinem Schlag anpassen konnte, merkte ich: Sie hatte recht, wir kamen gut voran. Insgesamt neun Kilometer ruderten wir den Altrhein auf und ab, fernab von Verkehrsrauschen und Stadtlärm. Irgendwann genoss ich nicht mehr nur das Beherrschen der Bewegung und die Bewegung selbst, sondern ich konnte auch die Naturlandschaft des Kühkopfs genießen.

Fazit: Ich würde jedem das Rudern empfehlen. Eine bessere Chance, aus dem städtischen Trott auszubrechen und sich zwei Stunden in einem Naturschutzgebiet auspowern zu können, findet man selten. Allerdings sollte man „auf jeden Fall Zeit mitbringen und den Willen dran zu bleiben”, um es mit Isabelles Worten aus- zudrücken. Deshalb kann ich den Kontakt zu Vereinen wie dem Ruder-Club Neptun nur empfehlen. Hier kann man nicht nur die Boote nutzen, sondern bekommt auch die Technik richtig erklärt und ist von ruderbegeisterten Menschen umgeben. Zum Einstieg bietet der RCN im Mai einen Schnupperkurs an. Wenn man danach das Rheinwasser nicht mehr aus den Adern bekommt, kann man beim RCN eintreten und die gesamte Bandbreite des Ruderns erleben - vom Ausgleich des Arbeitsalltags bishin zum Leistungssport.

Und ich kann alle beruhigen, die noch Angst vor Peitschenhieben haben. Denn seit den Römern hat sich beim Rudern einiges geändert, wie mir Isabelle erklärte. Rudern ist nicht mehr dazu da, Güter zu transportieren oder Kriegsschiffe voranzutreiben, sondern inzwischen ein ganz friedlicher, schöner und schonender Sport.

Weitere Informationen:

Termine des Ruder-Club Neptun

6. Mai: Beginn des Schnupperkurs

15. Juni: Ruderregatta Runde um den Kühkopf

rcn-darmstadt.de

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