Einfach schwer

Daniel von Rüdiger lebte in einer Dorfgemeinschaft in Papua-Neuguinea

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©Daniel von Rüdiger

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Es gibt nur noch wenige Völker, die ihrem ursprünglichen Lebensstil treu bleiben konnten. Die Bevölkerung am Sepik-Fluss in Papua-Neuguinea gehört dazu. Der Fotograf und Filmemacher gewährt beim Weitsicht-Festival seltene Einblicke.

„Ich wurde 2014 von der Australierin Elizabeth Cox, Direktorin der UN Women, eingeladen, das Leben einer Dorfgemeinschaft in der Nähe des Sepik-Flusses zu dokumentieren,“ berichtet Daniel von Rüdiger. Zwei Expeditionen folgten, bei denen er wie ein Familienmitglied aufgenommen wurde. Die zahlreichen Kinder in der abgelegenen Dorfgemeinschaft bilden neben Frauen und Männern eine eigene Gesellschaft. Verständigt hat er sich mit Pidgin-English – dem Tok Pisin.  „Faszinierend, was man von Kindern lernen kann“, erzählt Daniel von Rüdiger, der Mediendesign studiert und an der Kunstuniversität in Linz promoviert hat. Schon sehr früh lernen sie, was für ein Überleben im Dschungel wichtig ist. „Sie bringen sich untereinander lebensnotwendige Dinge bei, sorgen füreinander und können praktisch autark leben“. „In meiner Zeit dort war ich eigentlich nie alleine, nur zum Schwimmen, und dann wartete schon eine Horde Kinder am Ufer“, erzählt von Rüdiger. Viele Kinder hatten zuvor noch nie einen Weißen gesehen und reagierten neugierig oder ängstlich.

Eine gelebte Kultur ist wichtig für eine starke Gemeinschaft


Seine eindrucksvollen Foto- und Filmaufnahmen dokumentieren die nachhaltige, autarke Lebensart der Dorfgemeinschaft, die hauptsächlich vom Fischfang im Sepik-Fluss lebt. Ihr ressourcenschonender Umgang steht im starken Kontrast zu unserem Lebensstil. Das Publikum erfährt beim Vortrag „Papua-Neuguinea“, wie die Frauen Kunst- und Kultgegenstände fertigen und wie die Männer Einbaum-Kanus herstellen. Zudem gewährt Daniel von Rüdiger seltene Einblicke in rituelle Tänze. „Als Musiker und Schlagzeuger hat mich auch die rhythmische Qualität der kulturellen Ereignisse begeistert, vor allem die der großen Garamut-Schlitz-Trommeln.“

„Bei meiner Rückkehr wurde mir deutlich, was mich fasziniert hat. Die Menschen dort leben wirklich im Einklang mit dem, was sie benötigen – für ihre Familie, Ernährung und Kultur. Sie leben einfach – aber es ist ein schweres Leben mit viel körperlicher Arbeit. Unsere Lebensweise ist hingegen komplexer, aber leichter.“ Der Aufenthalt hat seine kritische Abneigung gegen Konsum weiter verfestigt.

Bis heute hält von Rüdiger zu einigen Dorfbewohner:innen Kontakt, wenn sie in der nächstgelegenen Stadt mit dem Handy telefonieren, denn auch hier hat die Technologie inzwischen Einzug erhalten. Der Filmemacher (u. a. „972 Breakdowns“) und Fotograf informiert die Dorfgemeinschaft regelmäßig über seine Vorträge und plant ein Wiedersehen: „Ich schulde ihnen, zurückzukommen. Wir sind nach wie vor sehr verbunden.“

www.danielvonruediger.com


4.11.23, 17 Uhr, darmstadtium

www.weitsicht-darmstadt.de

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