Die Gestaltung einer Ausstellung ist wie Filme machen.

Onno Faller ist Leiterin des bioversums und des Museums Jagdschloss Kranichstein sowie Geschäftsführerin der Stiftung Hessischer Jägerhof. FRIZZmag traf die Kulturpädagogin, Filmemacherin und Köchin im Freilandlabor des bioversums.

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© Klaus Mai

Frau Faller, Sie haben an der Städelschule in Frankfurt am Main Film und Kochen als Kunstgattung studiert. Wie kamen Sie zum bioversum?

Ich beschäftige mich mit der Geschichte des Essens, am liebsten mit den Speisen der Renaissance. Eine Kultur ohne Essen zu betrachten, ist fad. Tatsächlich kam ich auch über das Kochen zum bioversum – ich hatte an der Städelschule, Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt, eine Stelle als Leiterin der Kochwerkstatt und habe im Museum Jagdschloss Kranichstein eine Wild- „Die Gestaltung einer Ausstellung ist wie Filme machen.“ werkstatt angeboten. Aus diesem Projekt hat sich dann eine intensive Zusammenarbeit mit dem Jagdschloss ergeben. So ergab es sich, dass ich die Möglichkeit bekam, die Konzeption für das bioversum freiberuflich zu erstellen. Daraus ist dann 2008 eine feste Stelle geworden.

Welche Aufgaben haben Sie?

Ich leite die Museen bioversum und Museum Jagdschloss Kranichstein, wobei ich für die Planungen und die Konzeption der Ausstellungen und vor allem das Fundraising zuständig bin. Die Diplom-Biologin Scarlett Umlauf macht die Programme und konzipiert die Angebote.

Was verbindet Filmemachen und Ausstellung?

Wenn man Filme macht, beschäftigt man sich mit in der Zeit ablaufenden Ereignissen und deren Wahrnehmung - wie beim Essen oder beim Besuch einer Ausstellung. Es gibt eine Dramaturgie und eine Abfolge der Teile. Je nachdem, wie ich Teile gestalte, kann ich meinen Besuchern ein bestimmtes Erlebnis vermitteln. Es gibt Gegensätze, Überraschungen, Verdichtungen, langsame Übergänge. Beim Ausstellungsmachen kommt natürlich noch der Aspekt der Didaktik dazu.

Was zeichnet das bioversum aus?

Das bioversum ist wirklich für jeden gemacht. Im bioversum kann, soll und darf man ziemlich viel selbst machen – sowohl in der Ausstellung als auch in den einzelnen Programmen. Wir haben nicht nur die Natur als Thema, sondern konfrontieren unsere Besu - cher auch mit der Natur – sie fassen Tiere an, sie sammeln Pflanzen. Es ist nicht nur bloßes Schauen!

Welche Angebote gibt es?

Wir haben das Angebot für Kinder stark ausgebaut: Inzwischen gibt es die Kinderwerkstatt, Ferienspiele, Angebote für Oma Opa Enkel, Besucherlabore und Kindergeburtstage im bioversum sowie Kindertheater, Schlossführungen und Falknervorführungen im Museum Jagdschloss Kranichstein.

Und was gibt es für Erwachsene?

Bisher Führungen, Exkursionen und Workshops, wir möchten aber in Zukunft noch mehr anbieten, z. B. Expertentage und Vorträge, wobei wir auch aktuelle biologische Themen aufgreifen. Es sollen interessante Gäste, z.B. eine Insektenforscherin eingeladen wer - den, die ihr Wissen weitergeben, etwa bei einem Baumschnitt-Kurs.

Wie finanzieren Sie sich und wie viele Mitarbeitende gibt es?

Die Stiftung Hessisches Jägerhof besitzt Liegenschaften, keine Geldanlagen oder anderweitige verfügbare Gelder; die Einnahmen, um das Ensemble zu erhalten, kommen ausschließlich aus der Pacht. Insofern sind wir auf Drittmittel angewiesen. Wir haben 4,5 feste Stellen, 10 Mini-Jobber und über 20 Freiberufler für die Durchführung der Angebote. Ehrenamtlich machen auch Manfred Wagner, Hannelore Uber und Brigitte Bobek viel, alle drei sind von Anfang an dabei. Insgesamt sind wir über 45 Leute.

Was sind die nächsten Projekte?

Nächstes Jahres feiert das Museum Jagdschloss Kranichstein sein 100-jähriges Jubiläum. Dafür wollen wir einen Teil der Ausstellung im Jagdschloss Kranichstein neu gestalten. Wir haben nicht nur interessante Waffen, sondern auch eine sehr schöne Instrumentensammlung. Auch das Freilandlabor, das Außengelände des bioversums, wird dann um eine Station reicher– denn hier kommt jedes Jahr etwas Neues dazu, so sieht es das Konzept vor.

Einen Wunsch?

Wir hätten gerne eine Marketingstelle besetzt, denn wir möchten nicht nur das schönste Jagdschloss in der Bundesrepublik werden, sondern das auch bekannt machen!

Noch mal zu Ihnen privat. Was kochen Sie selbst am liebsten?

Ich koche gerne Fleisch über dem offenen Feuer oder mache Pasteten. Ich esse nicht viel Fleisch, aber wenn, dann richtig. Da organisiere ich meistens ganze Tiere, das können Rehe, Schnepfen oder Fasane sein. Ansonsten liebe ich Nudeln, Aufläufe und Salate.

Was machen Sie außer Kochen noch gerne?

Ich fahre sehr gerne Fahrrad und mache mit meinem Mann mehrwöchige Touren. Zuletzt waren wir auf Cuba. Außerdem spiele ich Cello und Posaune.

Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Infos:

www.jagdschloss-kranichstein.de

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