„Vielleicht gibt es auch Krokodile!“

100-jähriges Jubiläum der Akademie für Tonkunst

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Am 20. November 1922 eröffnete die Akademie für Tonkunst unter der Trägerschaft der Stadt Darmstadt. Heute lernen an der Städtischen Musikschule 1.675 Schüler*innen und Studierende an der Berufsakademie. FRIZZmag traf Direktor Thomas E. Bauer.

„Ich möchte etwas bewegen. Die musikalische Ausbildung der Studierenden moderner gestalten und die Akademie mehr öffnen und für alle attraktiv machen“. Dr. Thomas E. Bauer, seit 2021 Direktor der Akademie für Tonkunst, hat viel vor. Er will auch die Darmstädter*innen erreichen, die bisher nicht so viel mit Musik zu tun hatten. „Ich würde mich freuen, wenn sie sagen: Die Akademie – das ist eine coole Einrichtung. Sie müssen ja deswegen nicht alle Mozart hören.“ Das merke ich schon beim Gespräch im Direktorenzimmer – hier geht es humorvoll und locker zu und gar nicht angestaubt. Geplant sind Infotage und öffentliche Konzerte – wie am 2. Oktober ein Opernprojekt mit Henry Purcells Musikdrama „King Arthur“ sowie am 20. November eine „große Eröffnungssause.“ „Hier wird es Überraschendes geben – vielleicht auch ein Krokodil“, schmunzelt der international gefragte Bariton, der schon im Leipziger Gewandhaus oder bei der Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg zu hören war und wieder sein wird. Alle sind willkommen – der Eintritt ist frei.

„Wir sind ein großer Betrieb und müssen Klein und Groß mitnehmen – egal, ob die Schüler*innen 4 oder 25 Jahre alt sind“. Eine städtische Musikschule erfüllt eine wichtige Funktion für die Gesellschaft – nicht nur kulturell, sondern auch sozial. „Die frühen Erfahrungen mit dem Unterricht sind entscheidend für den Charakter und prägend für die spätere Beziehung zur Musik. Umso bedeutender ist es, für alle Begabungen und unterschiedlichen Bedürfnisse ein passendes Angebot bereitzustellen.“ Außerdem kann hier in einem städtischen Kulturinstitut dank der finanziellen Ausstattung durch die Stadt Darmstadt Unterricht günstiger angeboten werden als bei privaten Musikschulen. 70–80 Kinder mit einer Teilhabe-Card werden hier ebenfalls unterrichtet – und das kostenlos. Außerdem werden spezielle Angebote für Erwachsene wie Kammermusik, Chorprojekte, Spielkreise und die neuen Erwachsenenkonzerte, bei denen nur diejenigen vorspielen, die auch zuhören, angeboten, erläutert Katharina Weiß, Leiterin der Städtischen Musikschule. Zudem werden Kooperationen angestrebt: mit Schulen, dem Jazz-Institut, dem Institut für Neue Musik oder dem Staatstheater Darmstadt. Zusätzlich sind auch neue Formate für 14- und 15-Jährige, die spezielle Förderung wünschen, in Planung.

Für die 139 Studierenden der Berufsakademie – „eine kleine, feine Studienabteilung“ – versteht sich Thomas E. Bauer als Dienstleister. Es ist wichtig, einen guten Start zu gewährleisten, das Studium spannend und breit gefächert zu gestalten – mit dem Ziel, dass die Studierenden gute berufliche Chancen haben. Bis zum Wintersemester 2023/24 soll die Studienordnung zeitgemäß modifiziert und ein neuer Studiengang mit dem Abschluss „Bachelor of Music“ zertifiziert und akkreditiert werden. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit alten und überkommenen Klischees verwachsen sind. Gerade durch Corona hat sich viel verändert, das habe ich auch als Sänger mitbekommen“, weiß Bauer. Der neue Studiengang verbindet den künstlerischen und pädagogischen Aspekt. „Das Methodisch-Didaktische und Künstlerische sollen die Studierenden gleichermaßen lernen.“ Denn die meisten werden später auch irgendwann unterrichten. Angeboten werden sollen auch Aufbaustudiengänge und Zertifikatsstudiengänge, die international üblich sind. „Ich habe von allen Ländern das Beste rausgesucht.“ Die Akademie genießt einen guten Ruf, das sieht man an den hochkarätigen Bewerber*innen und den hochqualifizierten Lehrenden. Ein kommunikativer Stil unter allen Mitarbeitenden – seien es Lehrende, Schüler*innen oder Studierende, Verwaltungskräfte oder Hausmeister – ist ihm sehr wichtig.

Thomas E. Bauer wird das Profil der Akademie schärfen und dabei auch mal mutig andere Wege gehen. Dass er auch wagemutige Projekt realisiert, hat er schon als Kulturmanager in Blaibach in Niederbayern gezeigt. Dort hat er mit geringem Budget Sponsoren davon überzeugt, ein Konzerthaus der Extraklasse zu bauen. Und das Engagement trägt Früchte: Der Bau hat viele Architekturpreise gewonnen und ziert sogar schon eine Briefmarke. Mal schauen, wo das Konterfei der Akademie einmal landen wird …

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INFO:

Aktuell besuchen ca. 1.675 Schüler*innen die Musikschule. Im Angebot: Eltern-Kind-Kurse (ab 12 Monate), Elementarkurse, Musik und Bewegung und Chor, Theorie, Instrumental- und Vokalunterricht; diverse Orchester, Ensembles und Workshops ohne Altersbeschränkung. Anmeldung: über ein Formular, das von der Website heruntergeladen oder direkt vor Ort abgeholt werden kann. Keine Anmeldefristen, eventuell Wartezeiten auf Platz.




TERMIN:

20. November, 18–20 Uhr, Festakt 100 Jahre Akademie für Tonkunst. Musik von Beethoven bis zu DJ-Sounds! Eintritt frei

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