Florian Sitzmann

Vorbild und Mutmacher

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Florian Sitzmann verlor 1992 im Alter von 15 Jahren durch einen Motorradunfall beide Beine. Viele Operationen folgten, doch er überlebte. Durch seine positive Einstellung zum Leben und seine Willensstärke hat er viel erreicht. Er wurde als Handbiker mehrfacher Deutscher Meister, hat eine WM-Silbermedaille gewonnen und nahm 2004 an den Paralympics in Athen teil. Heute hat der in Darmstadt lebende Sitzmann eine 4-jährige Tochter und ist Pressesprecher des Schlossgrabenfestes. Sein Buch „Der halbe Mann. Dem Leben Beine machen“ (2009) ist inzwischen in der 4. Auflage erschienen. Sitzmann möchte mit seinem Buch und seinen Lesungen anderen Menschen Mut machen und seine Erfahrungen weitergeben. Ein neues Buch ist in Planung.

Florian Sitzmann ist tatsächlich so, wie er schreibt. Er ist offen, authentisch, ehrlich, positiv und optimistisch - das, was er selbst als „Marke Sitzmann“ bezeichnet. Sein JA zum Leben, sein starker Wille haben ihm geholfen, die Behinderung in sein Leben zu integrieren und sich auf seine Stärken zu konzentrieren. „Viele sprechen von einem Schicksalsschlag, ich von einer großen Chance“. Mit seiner Energie, Kraft, Ausstrahlung und der natürlichen Art, wie er mit seiner Behinderung umgeht, möchte er anderen Menschen helfen. Sitzmann, der sich selbst nicht als Behinderter fühlt, hat zwar keine Beine, aber zwei tatkräftige Arme und eine unglaubliche mentale Stärke. „Ich brauche keine zwei Beine, um gut durchs Leben zu gehen“. 

Sitzmann ist dankbar, dass er den Unfall überlebt hat und wieder aufwachen durfte. Vorher war er 2.04 Meter groß, „heute bin ich die Hälfte“. Die Familie ist ihm sehr wichtig. Kraft hat er auch aus Freundschaften, der Liebe, der Musik und seinem Glauben geschöpft. Im September 2011 hat er den Lastwagenfahrer wiedergetroffen, der ihn damals schuldlos überrollt hat. Dass er Daniel Stanitzky wiedertraf, der 19 Jahre glaubte, Sitzmann sei tot, ist eine „Granatengeschichte“. Aber Sitzmann glaubt nicht an Zufälle, sondern an das Schicksal. Schon sein Name weist daraufhin.

„Ich habe etwas zu erzählen und möchte etwas bewegen“, so der in den Medien häufig präsente Sitzmann. Lesereisen und Vorträge an Schulen sind für ihn sehr wichtig und geben ihm Kraft. Hier haben die Leser eine Chance, den „halben Mann“ näher kennenzulernen und Fragen zu stellen. „Die Menschen sollten schauen, wo sie gerade stehen, auf ihr Umfeld. Oft wird auf recht hohem Niveau gejammert“. Ein Blick in andere Länder oder auf andere Menschen, denen es wesentlich schlechter geht, wäre oft hilfreich. Florian Sitzmann ist ein Vorbild für viele Menschen - ob mit oder ohne Handicap.

Auch Sport ist für Sitzmann sehr wichtig und dient dazu, Stress abzubauen. Das 540 Kilometer lange Styrkeproven-Rennen 2006 in Norwegen, für das er 30 Stunden brauchte, war für ihn ein Art Mediation. „Ich konnte hier zurück zu mir selbst finden“. Der Profi-Handbiker engagiert sich auch für soziale Projekte. „Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, haben eine soziale Verpflichtung“. 2012 engagiert er sich beispielsweise als Botschafter für „ANNA“, ein Sorgentelefon der Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret (siehe Benefizveranstaltung „Mein Leben mit Mozart“ auf Seite...) und unterstützt den Verein „Lesen und Kultur für alle“. Vom Bundespräsidenten Christian Wulff wurde er für sein soziales Engagement geehrt. 

Durch die Geburt seiner Tochter hat sich sein Leben grundlegend geändert. „Auf einmal ist jemand da, der abhängig von einem ist und um den man sich kümmern muss“. Am liebsten malt er mit ihr oder fährt mit ihr in seinem Lotus „Super Seven“. Denn der Autofan liebt es, durch den Odenwald zu fahren und Musik von Xavier Naidoo zu hören, der das Vorwort für sein Buch geschrieben hat. 

Das Buch „Der halbe Mann“, das seiner Tochter gewidmet ist, ist inzwischen auch als Hörbuch mit seiner eigenen Gitarrenmusik erschienen. Sein neues Buch wird Endes des Jahres veröffentlicht. Sitzmann verspricht, dass es wieder positiv sein wird, aber auch lustig und provokant - echt Sitzmann eben. Für die Zukunft wünscht er sich, gesund zu bleiben, dass er noch lange das machen kann, was er möchte und viele interessante Menschen kennenlernt. „Power on“ hat er mir als Widmung in mein Exemplar des „halben Mannes“ geschrieben, das wünsche ich ihm auch. 

www.dersitzmann.de

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