„Ich freue mich riesig auf den Abend in Darmstadt“

Sebastian Koch liest am 17.12. in der Stadtkirche Darmstadt

by

© Stephanie Lehmann

Er gehört zu den herausragenden deutschen Schauspielern, ist international erfolgreich und wurde mit vielen Filmpreisen geehrt. Am 17.12. ist er in der Stadtkirche in Darmstadt mit seiner Lesung „Und lauscht hinaus in den weißen Wegen – Weihnachten mit Sebastian Koch“ live zu erleben. FRIZZ-Redakteurin Martina Noltemeier unterhielt sich mit ihm über seine Zeit in Darmstadt, Weihnachten und seine aktuellen Rollen.

Hi, ich bin der Sebastian“, begrüßt er die etwas perplexe FRIZZ-Redakteurin und plaudert locker los. Wie sehr er Darmstadt und Darmstadts familiäre Atmosphäre mag. „Es waren meine schönsten Jahre in Darmstadt“, so beginnt unser Gespräch. Von 1986 bis 1990 stand Koch auf der Bühne des Staatstheaters Darmstadt, in manchen Monaten waren es 26 Vorstellungen. „Ich wollte nach meiner Ausbildung auf der Schauspielschule einfach nur spielen, es war eine tolle Zeit“.

„Darmstadt ist wie eine Heimat für mich“

In Darmstadt hat er eine sehr intensive Zeit erlebt und trifft sich auch heute noch mit seinen Freunden von damals; manchmal sieht man ihn im Café Bellevue im Martinsviertel. „Ich bin ein treuer Mensch“. Gerne fuhr er mit seinem Motorrad durch den Odenwald, kehrte in einem Café in Lichtenberg ein. Im familiären Darmstadt war das San Remo sein zweites Wohnzimmer. Es sähe ja heute noch genauso aus, schmunzelt er. 2009 wurde er als bekennender Heiner ausgezeichnet. Seine schönen Erinnerungen hängen sicherlich auch mit dem Darmstädter Publikum zusammen. Darmstadts Publikum sei sehr theateraffin, kritisch, aber nicht bösartig. Mittlerweile lebt er in Berlin und hatte erstmal Anlaufschwierigkeiten, dort anzukommen, aber heute fühlt er sich auch im weltoffenen Berlin wohl.

Einstimmung auf Weihnachten

Im vergangenen Jahr sorgte Sebastian Koch beim 7. Bad Homburger Poesie & Literaturfestival mit einer Sonderlesung über Weihnachtsgedanken für eine überwältigende Begeisterung. „Ich versuche bei diesen Lese-Abenden, eine Mischung aus dem emotionalen Zauber und der kulturellen Tiefe des christlichen Festes zu finden. Aber auch dem ruhelosen Wahnsinn, der mit der Institution Weihnachten mittlerweile einhergeht, mit Humor zu begegnen.“, beschreibt Sebastian Koch seine musikalischen Weihnachts-Lesungen, die in einer Kooperation mit dem Bad Homburger Poesie & Literaturfestival entstanden sind. „Ich mag Kirchen, es sind spirituelle Räume“. In der Stadtkirche wird er am 17. Dezember die Darmstädter mit Lyrik, Briefen, klassischen, romantischen und lustigen Geschichten (u.a. von Axel Hacke oder Gerhard Polt) auf Weihnachten einstimmen. Man kann sich also freuen auf einen Abend mit Besinnlichem und Heiterem, mit Lachen und Weinen. Das Programm wird musikalisch von einem Chor aus Bad Homburg begleitet.

Koch ist protestantisch aufgewachsen, die meisten Gottesdienste empfand er früher oft als streng und freudlos. Heute feiert er Weihnachten gerne mit seiner Familie und seiner 20-jährigen Tochter, die ein echter Weihnachtsfan ist, auch wenn der Weihnachtsbaum immer kleiner würde „Den ganzen Marketing-Wahnsinn muss man ja nicht mitmachen. Weihnachten ist ein schönes Fest für die Familie, an dem man mal Zeit füreinander hat.“

Nationale und internationale Erfolge

Sebastian Koch wurde schon lange vor seinem internationale Durchbruch 2006 mit dem Oscarprämierten Film „Das Leben der Anderen“ mit zahlreichen Filmpreisen geehrt: u.a. mit dem Grimme-Preis, dem Deutschen Filmpreis und dem Bambi. Er hat beeindruckende Rollen gespielt wie Stauffenberg, Albrecht Speer, Klaus Mann, Richard Oetker oder den Seewolf. Im Kinofilm „November im Nebel“ spielt er einen Arzt, der zur NS-Zeit behinderte Kinder getötet hat. Für seine Rolle erhielt er den Günter-Rohrbach-Filmpreis. In der Laudatio wurde er dafür geehrt, dass er ein politischer Schauspieler sei und das Schauspiel nutze, um unbequeme Themen anzusprechen. In den letzten 12 Monaten feierte Koch weitere Erfolge in Hollywood mit den ebenfalls Oscar-prä- mierten Filmen „Bridge of Spies: Der Unterhändler“ (Spielberg) und „The Danish Girl“. Aktuell ist er als einer der Hauptdarsteller in der international erfolgreichen TV-Serie „Homeland“ zu sehen.

„Für mich geht es um die Geschichten.“

Mit seiner Arbeit möchte Sebastian Koch Geschichten transportieren – egal, ob die Protagonisten gut oder böse sind. Dunkle Charaktere, weit entfernt von seinem eigenen Charakter, findet er spannend, gerne arbeitet er sich in verrückte menschliche Logiken und Abgründe ein. Viele dieser Charaktere zeichnen sich durch ein mangelndes Gewissen aus, was ein Türöffner für Gewalt und sehr gefährlich sei. Auf seine Rollen bereitet er sich immer gründlich vor und liest viel Literatur zu den Themen. Und sein Tipp: „Ich habe schon immer nur Rollen angenommen, die ich auch wirklich wollte“. Ein Mann mit Charakter.

17. Dezember, 17 Uhr, Evangelische Stadtkirche Darmstadt, An der Stadtkirche 1, Darmstadt

Weitere Infos:

www.sebastiankoch.net

Back to topbutton