Mehr als nur Krisenschlichter

Peter Roßteutscher ist Darmstadts Radverkehrsbeauftragter

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Peter Roßteutscher grüßt zwei Mal. Das erste Mal winkend, noch auf dem Lastenrad sitzend mit metallic-blauem Helm auf dem Kopf. Das zweite Mal mit firmem Händedruck. Zum Interviewtermin kam Darmstadts erster Radverkehrsbeauftragter natürlich mit dem Rad.

Geboren und aufgewachsen in Mannheim, Studium der Sportund Sozialwissenschaften in Köln und Heidelberg, die letzten acht Jahre für den Mannheimer Radverkehr zuständig. „Da gibt es den Titel Radverkehrsbeauftragter noch nicht”, schmunzelt Peter Roß- teutscher. In Darmstadt ist er das seit Mitte April, weswegen jede Dienstfahrt immer noch eine Erkundungstour ist. „Es ist nochmal etwas unmittelbarer, vor Ort zu sein und die Straße zu fühlen.” Bei manche Straßennamen muss er noch nachschlagen, gibt er zu, doch die Außenseiterperspektive bringe auch Vorteile mit sich. Darmstadt habe eine Radverkehrsszene mit vielen cleveren Akteuren, die wüssten, wovon sie reden und die ihre Ziele umgesetzt sehen wollten, beschreibt Peter Roßteutscher. Seine neutrale und offene Haltung gegenüber den Bürger*innen wird vor allem beim Thema Radentscheid deutlich. „Viele der Straßen im Bestand sind eigentlich nicht mehr regelkonform”, teilt Peter Roßteutscher die Bedenken der Initiative Radentscheid. Deren Ziele sind konkret und allerdings auch in der zeitlichen Umsetzung sehr ambitioniert. Für die übliche Dauer städtischer Planungsprozesse sei das kaum zu schaffen. Für eine Zusammenarbeit mit der Initiative und anderen Vereinen ist er offen: „Ich habe kein Interesse an einem konträren ,Wir, die Stadt’ und ,Die da drüben vom Radentscheid’. Es geht nur zusammen, nur so findet man Verständnis füreinander.”

Auch wenn die Stadt den Radverkehrsbeauftragten vor allem als Ansprechpartner und Vermittler für Verbände, Verwaltung und Bürgerschaft angedacht hat, sieht er sich nicht nur als kurzfristigen Krisenschlichter. Er möchte Darmstadt auf dem Weg zur Radstadt begleiten, gerne über die nächsten zehn Jahre. Wie er sich Darmstadt in zehn Jahren vorstellt, kann er auch schon skizzieren: weniger Autofahrten der Darmstädter in Darmstadt, ein Ausgleich zwischen allen Verkehrsteilnehmer*innen, ein Stadtverkehr mit neuen Verkehrsgewohnheiten. Nach der Aufforderung zum Fantasieren wird Peter Roßteutscher konkreter: „Ich könnte mir vorstellen, dass in zehn Jahren jeder Darmstädter sagt: Ich nehme für alle meine Wege in Darmstadt das Fahrrad, und wenn ich Großtransporte habe oder mit der Familie unterwegs bin, nehme ich das Cargobike.”

Mehr Infos unter:

www.darmstadt.de

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