Um Längen voraus

Der Darmstädter Marco Koch ist Europameister im Brustschwimmen und Hessens Sportler des Jahres

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© Klaus Mai

FRIZZ traf Deutschlands Vorzeigeschwimmer Marco Koch am Eingang des Trainings-Bades am Woog. In seiner blauen Trainingsjacke wirkt der 24-Jährige schmaler als auf den Pressefotos. Als er seine Jacke jedoch im Café am Woog auszieht, sieht man seinen gut durchtrainierten Oberkörper. Seinen beachtlichen Oberarm ziert ein Tattoo mit den olympischen Ringen. Denn das ist sein Traum: Olympia.

Koch hat schon viele Erfolge und Rekorde zu verzeichnen. Trotzdem ist er ein unkomplizierter und natürlicher Typ und macht auch gerne mal Camping mit seiner Freundin in Frankreich oder Italien. 

Koch ist im Odenwald aufgewachsen. Durch seinen älteren Bruder kam er zum Schwimmen. Angefangen hat er beim VfL Michelstadt, kam dann 2001 zum DSW 1912 Darmstadt, wo er heute noch von Alexander Kreisel (Trainer des Jahres 2014 in Hessen) trainiert wird. Jeden Tag musste ihn seine Mutter von Michelstadt nach Darmstadt zum Training fahren, bis die Familie 2003 nach Darmstadt umzog. „Meiner Mutter bin ich sehr dankbar, dass sie mich unterstützt hat“. Das Schwimmen hat er sehr konsequent und dauerhaft betrieben. „Das war schon immer mein Schwerpunkt. Sport ist für mich sehr wichtig und macht großen Spaß“. Freunde hatte er eher im Schwimmverein. Es gab aber auch harte Zeiten. Selbst vor dem Abitur an der Bertolt-Brecht- Schule musste er sieben Mal die Woche trainieren und häufig sogar noch zum Früh-Training erscheinen. 

Seine Leidenschaft ist das Brustschwimmen 

Das Brustschwimmen ist seine Leidenschaft. Es sei eine sehr komplexe Bewegung. „Das Schöne ist, dass ich mich beim Schwimmen immer weiter entwickeln kann.“ Bescheiden erzählt er, dass er nicht damit gerechnet hätte, dass er mal Profi sein wird und mit dem Schwimmen Geld verdienen kann. 2008 wurde der damals 18-Jährige zum deutschen Nachwuchsschwimmer des Jahres gekürt, 2009 stellte er zahlreiche Deutsche und Europarekorde auf. Die WM 2011 verpasste er jedoch wegen eines Bandscheibenvorfalls, Olympia in London lief für ihn und das deutsche Team ohne Medaillen. Bei der Weltmeisterschaft in Barcelona erlangte Koch eine Silber-Medaille. Sein erstes Gold erschwamm er dieses Jahr in seiner Paradedisziplin über 200 m Brust bei der Europameisterschaft in Berlin in der deutschen Rekordzeit von 2:07,47 Minuten. „Ich habe gemerkt, dass es gut läuft. Es war super, dass es mit der Europameisterschaft geklappt hat und ein schönes Gefühl, in Deutschland zu gewinnen, da die Familie und Freunde vor Ort waren.“ Er ist sehr glücklich über seine Sponsoren Arena, R-Biopharm AG und die Deutsche Vermögensberatung, mit denen er sehr gut aufgestellt ist. Außerdem erhält er Unterstützung von der Deutschen und Hessischen Sporthilfe. Zusammen mit Europameister Paul Biedermann fördert er die DVAG-Junioren. Biedermann war der Erste, der die 200 Meter Freistil unter 1:40 Minuten geschwommen ist.

Aufgrund von Magen-Darmbeschwerden ließ er einen Bluttest machen. Dabei wurde festgestellt, dass er eine Gluten-, Milch-, Eiweiß- und Haselnuss-Allergie hat. Seitdem hat er seine Ernährung auf gluten- und laktosefreie Gerichte umgestellt. Der Körper hat sich dadurch verändert und er hat 5 Kilo abgenommen. Die Ernährungsumstellung hat sich gelohnt, wie die Erfolgsbilanz der letzten Zeit zeigt.

Seine Hobbys sind Motorradfahren und Autos. Auch Tennis mag er gern. Wenn er Zeit hat, liest er, hört Musik oder geht mit seiner Freundin, der Schwimmerin Reva Foos (ebenfalls DSW 12), ins Kino oder essen. Nebenher hat er ein Fernstudium für Wirtschaftspsychologie angefangen, das sich jedoch aufgrund seines Zeitmangels schwierig gestaltet.

Weiter auf Erfolgskurs

Für Marco Koch gibt es keine Verschnaufpause. Nach unserem Gespräch ging es zwei Tage später zum Weltcup nach Hongkong, wo er am 29. September einen Doppelerfolg verzeichnete: Er gewann den Kurzbahn-Weltcup über 50 m Brust und über 200 m Brust. Und auch beim Kurzbahn-Weltcup in Moskau war er erfolgreich: Er siegte am 4. Oktober über 50 m Brust in 26,52 Sekunden knapp vor seinem Rivalen Daniel Gyurta aus Ungarn. Ende September wurde er außerdem neben der Siebenkämpferin Carolin Schäfer zu Hessens „Sportler des Jahres“ gewählt. Marco Koch ist in Topform. Für Olympia 2016 in Rio drücken wir ihm die Daumen ... 

Typischer Tagesablauf von Marco Koch: früh aufstehen, um 9 Uhr im Schwimmbad, um 9.30 Uhr beginnt das zweistündige Training, anschließend 1,5-Stunden Mittagsschlaf zu Hause. Danach Mittagessen, etwas freie Zeit mit Lesen oder Fernsehen.  Dann wieder zum nächsten zweistündigen Training. Momentan trainiert er wöchentlich 10 mal zwei Stunden im Wasser und drei Mal eine Stunde Krafttraining verbunden mit Dehnungsübungen.

 www.marco-koch.org

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