Der perfekte Moment

Lucas Wilson ist Parkour-Künstler, Freerunner, Stunt-Man und Sport-Model.

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© Klaus Mai

Lucas ist ein Ausnahmetalent. Sein Parkour-Stil zeichnet sich durch die ästhetische Verbindung kraftvoller und eleganter Bewegungen mit enormer Sprungkraft aus. Nicht nur in Werbespots läuft und springt er, in diesem Sommer war er zusammen mit dem Hessischen Staatsballett am Staatstheater Darmstadt bei dem Tanzstück „Transparent Cloud“ zu erleben. „Man muss seinem Herzen folgen“, erzählt der 22-Jährige im Interview mit FRIZZ. 

„Der schönste Augenblick für mich ist der perfekte Foto-Moment, wenn die Bewegung in der Luft ästhetisch aussieht. Dieser Moment der Schwerelosigkeit verzaubert und nimmt den Atem“, erzählt Lucas, dem die Video-Produktionen am meisten Freude bereiten. „Bilder haben einen hohen Grad an Perfektion“. Hier kann er Bewegungen ganz anders inszenieren und eine andere Wirkung erzielen als live. Lucas ist daher gleich begeistert vom Foto-Shooting mit unserem Fotografen Klaus Mai, der seine Sprünge vor dem Staatstheater fotografiert. Lucas ist ein offener Typ, mit dem man sofort ins Gespräch kommt und der sich sehr für andere Menschen interessiert.

Kraft - Eleganz - Präzision

Der in Königstein im Taunus aufgewachsene Lucas Wilson hat schon immer Sport gemacht. Nach 8 Jahren Fußball spielen hatte er Lust auf was Neues. Sein Vater, gebürtiger Engländer und Golf-Lehrer, zeigte Lucas Videos von russischen Parkour-Künstlern, die in verlassenen Gebäuden liefen und kletterten: „Da schlug mein Herz höher“. Und auch das Trampolin im Garten eines Freundes, auf dem er Saltos schlug, machte Lust auf mehr: „Es wäre doch viel cooler, die Übungen ohne Trampolin zu machen“, schoss es ihm mit 15 Jahren durch den Kopf. Damals gab es noch keine Vereine für Parkour. Später stieß er dann auf Ashigaru in Frankfurt a.M. - eine Agentur für Parkour und Freerunning. Sie ist inzwischen die stärkste Parkour-Community in Deutschland, bei der man Parkour-Künstler für Events, Workshops und für Film und Videoproduktionen buchen kann. 

Um Parkour zu lernen, gibt es glücklicherweise Zwischenstufen, bevor man die akrobatischen Figuren auf Beton, in Straßen, über Wände, Zäune, Mauern und Häusern macht, wo die Verletzungsgefahr größer ist. Los geht’s auf dem Trampolin, dann im Schwimmbad, anschließend von Klettergerüsten in den Sand springen, später auf Rasen und am Ende trainiert man auf Beton aus niedrigen Höhen, die sich allmählich steigern. Heute kann Lucas neue Figuren direkt auf dem Beton üben. Vieles hat er über das Internet gelernt, wo man sich Bewegungen abschauen kann, bis man seinen eigenen Stil gefunden hat  Die Verletzungen passieren meistens eher bei den kleineren Sprüngen, da ist man oft nicht so fokussiert und konzentriert wie bei den großen.  „Eigentlich ist die Verletzungsgefahr beim sogar Fußball größer“. Durch sein langjähriges Fußballtraining hat er starke Beine und eine enorme Sprungkraft. Sein durchtrainierter Körper hat noch kein Fitnessstudio gesehen - „Parkour ist mein Training.“

 „Parkour ist meine Lebenseinstellung. Es fordert mich körperlich und mental.“

Parkour ist ein toller Sport: „Es kostet nichts und ist die natürlichste Auseinandersetzung mit seinem Körper. Schon Kinder klettern, laufen, überwinden Hindernisse“. Parkour hat neben der Akrobatik auch eine mentale Komponente und erfordert eine große Kreativität, um zum Beispiel von A nach B zu gelangen. Jeder Parkour-Künstler hat seinen eigenen Stil. Auch die Auswahl der Musik spielt eine große Rolle. Lucas steht gerne vor der Kamera: für Werbeaufnahmen für Schwarzkopf, Nikon, Deichmann (gerade aktuell in der Kino-Werbung zu sehen) oder Lexus, außerdem arbeitete er für eine Sport-Model-Agentur in Hamburg und tritt bei Shows oder Firmenevents auf. 

Nach dem Abitur hatte er die ersten Anfragen für Foto-Aufnahmen mit Parkour. Das passte perfekt, auch wenn die Eltern ganz gerne gehabt hätten, dass er studiert. „Man sollte das machen, was einen glücklich macht und das ist bei mir Parkour. Ich kann davon leben und bin damit, wo ich heute stehe, sehr zufrieden“. 

Ans Staatstheater Darmstadt kam er durch die Choreografin Marguerite Dolon, Ballettchefin des Saarländischen Staatstheaters. „Es war eine neue und ganz tolle Erfahrung, mit den Tänzern des Hessischen Staatsballetts zusammenarbeiten. Es gibt Gemeinsamkeiten - wie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, aber auch neue Erfahrungen, da die Tänzer miteinander agieren“. Das Tanzstück „Transparent Cloud“, bei dem der Umgang mit der digitalen Welt erforscht und die Bühne zum urbanen Spielplatz wird, ist noch einmal in Wiesbaden ab dem 14.11. zu sehen, hoffen wir auch auf eine Wiederaufnahme in den Spielplan des Staatstheaters Darmstadt ...

www.lucas-wilson.com

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