Reise ins Ungewisse

Ein 27-jähriger Darmstädter Student will zum Mars

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© Klaus Mai

Schon als Kind hat Robert P. Schröder den orangefarbenen Planeten am Himmel sehnsüchtig angeschaut. Jetzt wurde er von der privaten Weltraummission „Mars One“ unter 200.000 Bewerbern ausgewählt und ist unter den letzten 100 Bewerbern für eine Reise zum Mars ohne Wiederkehr. 2024 will eine Handvoll Menschen zum roten Planeten reisen und dort eine Kolonie gründen. 

Ich treffe den Studenten in einem Café am Marktplatz. Er ist ein netter, offener, unkomplizierter Typ und hat sehr gefestigte Vorstellungen. Der Planet Mars ist seine Leidenschaft, mit der er sich täglich beschäftigt. „Schon als Kind habe ich davon geträumt, ins Weltall zu reisen. Ich bin ein großer Star Wars-Fan“. Außerhalb von ESA- und NASA- Missionen gibt es nur wenig Möglichkeiten, diesen Traum zu verwirklichen. Daher seine Entscheidung, sich bei „Mars One“ zu bewerben.

Für die Auswahl durch die Stiftung „Mars One“ mit Sitz in den Niederlanden wurde neben einem medizinischen Fragebogen ein Interview mit dem Chief Medical Officer Norbert Kraft geführt. Als die Nachricht am Freitag, dem 13. Februar, kam, dass er unter den letzten 100 Bewerbern sei, hat er sich riesig gefreut: „Es war ein schöner Moment“. Die meisten seiner Freunde haben gratuliert, die Eltern sind jedoch nicht begeistert. Für das Unternehmen Mars ist Schröder bestens gerüstet. Nach einer Lehre zum Physiklaboranten studierte er zunächst Mechatronik. Seit fünf Semestern studiert er nun Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule Darmstadt und ist selbständig als Programmierer tätig, konstruiert z.B. Messautomatisierungen. Im August 2013 hat er den Million Martian Meeting“ in Darmstadt veranstaltet und ebenso „marsgeblich“ „MarstronautNight“ in Winterthur Schweiz durch Wettkämpfe mitgestaltet.

Beim freiwilligen Einsatz für das Technische Hilfswerk im Bereich Bergung war er schon in Hochwassergebieten. Er sieht gerne wissenschaftliche Dokus, interessiert sich für Entwicklung und Forschung, geht gerne ins Kino, hört „alles außer Rap“.„Ich kann mit sehr wenig zurechtkommen.“ Bevor er zum Mars reisen möchte, hat er noch Einiges vor: noch mehr Sport treiben, vielleicht ein Instrument lernen und sein Englisch verbessern. 

Im nächsten Herbst startet das nächste Auswahlverfahren: Von den 100 Kandidaten werden 24 ausgewählt, die Hälfte davon Frauen. Dazu gibt es einen zweiwöchigen Wettkampf mit psychologischen Tests. Teamfähigkeit, Stressresistenz, Reaktionen in Notfällen und Gruppenzusammenstellungen werden getestet. „Gerne würde ich die anderen Kandidaten vorher kennenlernen, habe schon mit einigen Kontakt aufgenommen, die meisten kommen aber aus den USA“. Wer in die nächste Runde kommt, erhält eine bezahlte Vollzeit-Ausbildung, die acht Jahre dauert. Bei dem Training sollen die Menschen auf das Marsleben bei einer Durchschnittstemperatur von minus 55 Grad vorbereitet werden. 2024 sollen dann erst mal ein Team - zwei Frauen, zwei Männer - zum Mars fliegen, zuvor werden einige Testraketen mit Frachtgütern vorgeschickt. Der Flug dauert sieben Monate. „Der Mars ist zum Leben geeignet. Ich glaube, dass dies in 9 Jahren technisch durchführbar ist, wir haben in den letzten Jahren schon so viel erreicht“. Die Ernährung soll durch Pflanzenaufzucht in Tunnelsystemen erfolgen, Solarenergie kommt zum Einsatz. Auf dem Mars möchte er gerne eine Familie gründen, derzeit ist er Single. Mit der Übertragung in den Medien - das Unternehmen soll rund sechs Milliarden Dollar kosten - hat er keine Probleme: „Ich finde jeder hat das Recht, live dabei zu sein“. Zum Glück gibt es die Möglichkeit, weiterhin mit der Erde zu kommunizieren, es kann allerdings bis zu 22 Minuten dauern, bis die Botschaften ankommen.

Sollte er in die nächste Runde kommen, kommen zu all den Herausforderungen auch Isolationsexperimente hinzu. Er selbst ist optimistisch: „Ich habe gute Chancen, da ich fachlich und technisch sehr versiert bin und mich gut in Gruppen einordnen kann. Denn: Auf dem Mars wird es solidarisch sein“. Auf jeden Fall steht Robert Schröder ein spannendes Jahr bevor.

www.RobToMars.com

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