„Darmstadt hat sich gans gut entwickelt.”

OB Kackgans strebt eine zweite Amtszeit an

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Wir treffen Dagobert Kackgans, der 2015 mit einigen weiteren Nilgänsen nach Darmstadt immigrierte, in der Café-Bar „Zum Nihilisten”, dem ehemaligen „San Remo”. Vermittelt hat uns das Gespräch Michael Oder (früher FAZ), Herausgeber der Magistratszeitung „Gans aktuell”. Soeben erschienen ist sein Buch „Wie Dagobert Kackgans Oberbürgermeister von Darmstadt wurde”, eine Chronik des Niedergangs Darmstadts unter der Grün-Schwarzen Stadtregierung seit 2011 und gleichzeitig der beispiellosen Integration der Nilgänse in die Darmstädter Stadtgesellschaft, die 2023 in der Wahl Dagobert Kackgans` zum Oberbürgermeister gipfelte. Darmstadt gilt seither nicht mehr nur als liberale und weltoffene, sondern als gansheitlich humanistische Stadt. 


FRIZZ: Herr Kackgans, zunächst alles Gute für 2029. Wie zuversichtlich sind Sie, was Ihre Wiederwahl angeht? 

Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Kollegen von Grünen, CDU und SPD im ersten Wahlgang auf dreißig Prozent kommen, alle zusammen. Ich würde es ihnen gönnen, sie hätten das wirklich verdient.

Die Gans-Soziale Koalition arbeitet nun seit fast zwei Jahren. Welcher Erfolg wiegt für Sie schwerer, die Einweihung des neuen Nordbades nach knapp neunjähriger Bauphase im Mai 2028 oder die kurz vor Jahreswechsel von Bürgermeisterin Anne Merqwürdt (SPD) vorgelegte Fortschreibung des in die Jahrzehnte gekommenen Schulentwicklungsplanes? 

Dass wir das Nordbad zum Abschluss bringen konnten, gleicht einem Wunder. 200 Millionen hat es am Ende gekostet, aber wir bekommen die Altlasten allmählich vom Tisch. Das Stadion ist ja auch schon fertig, bis auf Haupt-, Süd- und Nordtribüne. Und dass sich nach Jahrzehnten der Verwahrlosung nun allmählich die Einsicht durchsetzt, dass man etwas für Schulen tun muss, dass sie wichtiger sind als beheizbare Fußballstadien, das ist eine gute Nachricht.

Nachdem die Mathildenhöhe zum Weltkulturerbe geworden ist, streben Sie an, den Großen Woog als Vogelschutzgebiet und Biosphärenreservat auszuweisen. Warum? 

Der Woog hat für uns Gänse mit Migrationshintergrund einen hohen emotionalen Wert. Dort hat alles angefangen. Dort wollte man uns abknallen, dort haben wir unsere Freiheit erkämpft. Wir hatten aber auch viel Spaß dort. Denken Sie nur an den Sichtschutzzaun ohne Sichtschutz, mit dem uns der Eigenbetrieb Bäder im Sommer 2018 vergrämen wollte. Köstlich. Schön, dass der Originalzaun heute im Hessischen Landesmuseum steht.

Ihr Vorgänger Jochen Platsch ist von seiner Partei erneut zum OB-Kandidaten nominiert worden. Er ist inzwischen 66 Jahre alt, trauen Sie ihm ein Comeback zu? 

Es grünt so grün, wenn Darmstadts Blumen blühn? Nun ja, Platsch war in den letzten Jahren bekanntlich als Test-Fahrer beim E-Bike-Hersteller Riese&Knüller beschäftigt. Da ist er natürlich ein bisschen raus aus der politischen Materie. Aber vielleicht will er sich noch mal einen großen Traum verwirklichen, wer weiß, einen Radweg bauen zum Beispiel.

Die von Ihnen vorgelegte Magistratsvorlage zur Sprengung des Darmstadtiums scheiterte im Stadtparlament an den Abweichlern Tim Luß (MdL) und Oliver Hott (MdB, beide SPD). Streben Sie deshalb eine Kooperation mit der Fraktion ZUGUGGE (ehemals UFFBASSE) an? 

Zur Sprengung des Darmstadtiums aus ästhetischen Gründen gibt es keine Alternative, das sieht ZUGUGGE genau wie wir. Wir werden das Kongresszentrum unverzüglich wieder aufbauen, nach den Plänen der damals unterlegenen AG 5 Architekten, die einen Bunker von einem Kongresszentrum unterscheiden können. Die Koalitionsmehrheit steht.

Wie weit sind Ihre Pläne zur Umwandlung des Oberfeldes in einen veganen Landwirtschaftsbetrieb gediehen? 

Sehr weit. Martins- und Weihnachtsgänse werden dort ja schon seit Jahren nicht mehr gemästet. Die Hühner engagieren sich im Kampf gegen Massentierhalter und -quäler wie Miesenhof und die Rinder haben eine neue Heimat im Tiermuseum des ETN (Europäischer Tier- und Naturschutz e.V., Anm. der Red.) gefunden. Im Übrigen werden wir die Preise im Verkauf der Hofgut-Produkte so anpassen, dass nicht nur SUV-Fahrer sie sich leisten können.

Wie wollen Sie der Taubenplage insbesondere am Luisenplatz Herr werden? Der EAD kommt mit der Beseitigung des aggressiven Taubenkots kam noch hinterher. Werden Sie nach gescheiterter Vergrämung die Tauben zum Abschuss freigeben? Oder wäre Vergiften für Sie die gansheitlichere Vorgehensweise?

Weder noch. Wir werden die Tauben in die Stadtgesellschaft integrieren, so wie es uns mit den Blinden in der kommunalen Verwaltung auch gelungen ist. 

Altbundespräsident Joachim Gack kommt eigens nach Darmstadt, um Sie im Wahlkampf zu unterstützen. Was verbindet Sie mit ihm? 

Uns verbindet der Migrationshintergrund. Gack kam aus Rostock, ich vom Nil. Was wir suchten, war Freiheit. Für mich ist Gack ein Vorbild. Er wurde Bundespräsident, ich Oberbürgermeister. Vielleicht, wer weiß, sitze ich eines Tages auch im Schloss Bellevue. Ich sehe Darmstadt nicht als Endstation.

Im Juni erscheint meine 250. Glosse. Ich hör dann ja vielleicht auf mit dem Glosse schreiben, für Sie beginnt vielleicht die 2. Amtszeit. Also alles Gute bis dahin und danke für das Gespräch.


@Verlag


Michael Oder: „Wie Dagobert Kackgans Oberbürgermeister von Darmstadt wurde”

Gebunden, 140 Seiten, Darmstadt 2018

ISBN 978-3-00-061011-0

15 Euro
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