Kultureller Vermittler zwischen den Welten

Hüseyin Köroglu ist Musikproduzent, Sänger/Gitarrist der „Besidos“ und Betreiber der OrangeBox-Studios in Darmstadt.

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© Klaus Mai

Jetzt hat er für sein interkulturelles Engagement den 2. „Preis für Gesicht zeigen 2015“ der Stadt Darmstadt gewonnen. „Es ist eine schöne Wertschätzung für meine Arbeit.“ Die von der AG Weltoffenes Darmstadt ins Leben gerufene Preisverleihung würdigt Personen und Gruppen, die ein besonderes Engagement gegen Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder Antiziganismus bewiesen haben. „Wir sollten uns nicht darauf konzentrieren, was uns trennt, sondern was uns verbindet.“, so Hüseyin.

Musik ist ein Türöffner. So hat er es erfahren, und so möchte er es auch gerne weitergeben. „Das Wandeln und Vermitteln zwischen den Welten macht mir einfach großen Spaß! “. Ob er nun den Darmstädter Rapper Digga Ras mit seinen Musikerfreunden verknüpft oder die senegalesischen Sängerin Anta Seck – jedes Mal handelt es sich um Begegnungen. Zahlreiche solcher Begegnungen, unter Mitwirkung eigens eingeladener oder eingeflogener Gäste mit seinen Bands Besidos oder Phunk Mob, sind weitere Merkmale seiner 30-jährigen Tätigkeit als Musiker in unserer Stadt. Bereits 2002 spielte er mit der multinational besetzten Band „Phunk Mob“ bei einer Veranstaltung der Aktion „Gesicht Zeigen!“ in der Darmstädter

Centralstation.

Weitere Preise gingen an den Verein für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V., den Initiator der Kundgebung „Solidarität mit den Menschen in Israel! Gegen Antisemitismus und Islamismus!“, Philip Krämer, sowie Bettina Benz, Conny Eroina und die Helferinnen und Helfer der Gruppe „Obdachlosen und Bedürftigen helfen in Darmstadt“.

Hüseyins Eltern stammen aus Istanbul. Mit seiner aktuellen Band, den Besidos, spielt er regelmäßig in der Geburtsstadt seiner Eltern. „Es ist schön, mit meinen Schulfreunden diese Stadt neu entdecken zu können“. Istanbul - das ist ein gutes Stichwort für ihn, denn: „Istanbul ist die Stadt der Brücke: Sie verbindet zwei Kontinente, verschiedene Epochen, Kulturen, Tradition und Moderne.“ Ähnlich kosmopolitisch verortet er auch Darmstadt, wo er ebenfalls eine große Vielfalt vorhanden sieht. Darmstadt sei eine Spielwiese mit vielen Möglichkeiten, die es zu

nutzen gelte.

Musik als Lebenshaltung

Gelernt hat Hüseyin Maler- und Lackierer, um dem „Persönlichkeitszug des vom Weltruhm träumenden Musikers etwas entgegenzusetzen.“. Er hat schon immer Musik gemacht: mit 3,5 Jahren die erste musikalische Früherziehung genossen, mit 4 Geige an der Akademie für Tonkunst gelernt. Somit fügte sich die Musik als dritte Sprache (neben Deutsch und Türkisch) in sein Leben ein.

Der Deal mit seinem Vater war: Hüseyin geht in den Geigenunterricht, anschließend gehen sie zusammen ins Schwimmbad. „Meine Eltern haben sich sehr bemüht, mir die Musik schmackhaft zu machen“. Mit 5 Jahren hörte er bereits die ersten Elvis- und Beatles-Platten, etwas später kamen AC/DC, Kiss und Queen hinzu. Mit 8 Jahren bekam er eine Gitarre geschenkt, ein Musiklehrerin gab ihm etwas Gitarrenunterricht. Mit 14 Jahren hat er in seiner ersten Band gespielt, später kamen die Bands „Manhattan“ und „Phunk Mob“ dazu. Parallel dazu spielte er bei der Cover-Band „Papa und die Buben“. 2005 gründete Hüseyin mit seinen alten Freunden von „Manhattan“ die B-Sides, aus denen 2010 die

Besidos entstanden. 

Das Darmstädter Quartett durchbricht die Grenzen der musikalischen Genres und schafft mit Raki’n’Roll einen eigenen Gypsie-Balkan-Pop Mix. Die Besidos - das sind neben Hüseyin: Wendelin Hejny, Daniel Malkmus und Peter Zettl. „Ich glaube, es gibt viele Herausforderungen im Leben. Die Kunst ist nur, diese auch als solche zu erkennen und

anzunehmen“.

Besidos komponieren die Musik zur Jubiläumsaufführung des „Datterich“

Für die neue Inszenierung des „Datterich“ im Staatstheater Darmstadt komponieren die Besidos gerade die Musik. „Es ist toll, hier dabei sein zu dürfen - sozusagen am Herzen Darmstadts. Uns einzubinden, ist ein neuer und erfreulicher Schritt, der vom Staatstheater begangen wird!“. Die Kooperation läuft sehr gut. Sie waren von Anfang an in die Proben mit eingebunden und die Arbeit mit der Hessischen Spielgemeinschaft und dem Regisseur David Gieselmann hat viel Spaß bereitet. „Der Datterich ist das Werk und Statement eines 27-jährigen Schriftstellers gegen das damalige Biedermeier-Establishment“. Den Datterich-Soundtrack wird die Band in der Sommer-Spielpause produzieren und zur neuen Spielzeit auf CD verfügbar machen - ein „Datterich zum Mitsingen“.

Ihr neu gegründetes Label „Import/Export Music“ stellen die Besidos am 04. September im Westadt-Café im Rahmen der ersten „Import/Export-Labelnight“ vor. „Dieses Jahr warten noch ein paar spannende Projekte auf uns, unter anderem der offizielle Release unseres Albums „Chapkamatik Raki’n’Roll“.

www.besidos.de

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