PSY‡Guenther - die Darmstädter Hearthstone Legende

darmstadt_digital #3: Christian Hüttenberger erspielt sich Europas Platz 1

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© Klaus Mai

Das Hearthstone-Fenster flimmert auf dem Bildschirm, es ist 21:20 Uhr und PSY‡Guenther ist kurz davor, Legendenrang 1 zu ergattern. Fünf andere Spieler aus seiner Freundesliste schauen dem Spiel zu. Dann ist es so weit, der Lebenspunktezähler des Gegners fällt unter Null, der Avatar zersplittert wie ein Spiegel und ein orange-goldener Edelstein erscheint - mit der Zahl 1, erster Platz europaweit.

Hearthstone ist ein Online-Sammelkartenspiel, im März 2014 erschienen und wird nach Angaben des Spieleentwicklers Blizzard weltweit von über 70 Millionen Menschen gespielt. Das Ziel einer Partie ist es, den Gegenspieler*in von 30 auf 0 Lebenspunkte zu setzen. Dies geschieht mit verschiedenen Kreaturenund Zauberkarten, aus denen man vor dem Spielen ein Deck aus 30 Karten zusammenstellt. „Grundsätzlich gibt es zwei Spielmodi: „Standard”, da baut man sich aus seinen Karten ein 30er Deck und Arena, wo man immer eine aus drei vorgegebenen Karten auswählt, bis man sein Deck hat”, erklärt der Darmstädter Hearthstone-Spieler Christian Hüttenberger. Unter seinem Pseudonym Psy‡Guenther eroberte er im April mehrfach den Legendenrang 1 wieder und war somit der Beste unter den besten 0,5% Spielern in Europa.

„Ich glaube, ich habe irgendwie einen Blick dafür, was bei Kartenspielen funktioniert. Es ist einfach so ein kleines Talent”, gibt Christian zurückhaltend zu. Sein Talent hat er schon mehrmals unter Beweis gestellt. Vor Hearthstone spielte er Pro-Touren von „Magic The Gathering”, wo er 2006 kurzzeitig die Weltrangliste anführte. Anschließend war er sehr erfolgreich beim Onlinepokern und verdiente sich gutes Geld neben dem Studium. Hearthstone spiele er schon, seit es in der Betaphase sei, erzählt Christian, und er habe inzwischen 8000 Arena-Siege und ungefähr 3500 Standard-Siege.

Kurz nach dem Release der letzten Hearthstone Erweiterung „Reise nach Un’Goro” fand Christian die bestehenden Decks nicht sinnvoll gebaut. Er konstruierte ein eigenes, testete, optimierte und stieg Rang um Rang auf. Nachdem er den 1. Platz in Europa erreicht hatte, veröffentlichte er sein Deck auf der Website Reddit unter „PSY‡Guenther’s Discover Mage”. Es sorgte schnell für Furore in der Hearthstone-Community. Christian bekam Angebote, als professioneller Spieler zu spielen und wurde von bekannten Streamern gefragt, ob er seine Spiele nicht live übertragen möchte.

Etablierte Profi spieler oder Streamer verdienen damit so gut, dass sie davon leben können. Die eSports (electronic sports) Branche ist eine sehr lukrative: In ausverkauften Multifunktionshallen spielen Pro Hearthstone Gamer um Preisgelder bis zu 60.000$ und außerhalb der Turniere erreichen Streamer Zuschauerzahlen von bis zu 50.000. eSports könne man mittlerweile mit traditionellem Sport vergleichen, findet Christian. „Natürlich hat es noch nicht ganz die Publicity wie z.B. Fußball, aber von der Entwicklung her tut sich da schon einiges.”

Als Pro Gamer sein Geld zu verdienen, kann sich Christian trotzdem nicht vorstellen: „Mir geht das Hobby dann zu sehr in den Beruf rein. Wenn es gut läuft, läuft es gut, wenn nicht, eben nicht, so oder so, ich kann immer ,Just for Fun‘ spielen. Das bleibt dann stressfrei, denn ich bin nicht abhängig von meinem Spielerfolg.”

Ob Christian nicht doch irgendwann mal mit Freunden streamt, lässt er sich offen. Allerdings würde er auch das nur zum Spaß machen, denn ihm liege „das Entertainen und die Community Arbeit dann doch nicht so“, sagt Christian. „Natürlich hat es mich schon gepusht, so positive Resonanz zu kriegen und vielleicht könnte ich in das Hobby noch mehr investieren. Aber mir ist es wichtig, dass ich meinen Lebensunterhalt anders verdiene.”

Vita:

*17.09.1983, lebt in Darmstadt, studierte Informatik an der h_da und Physik an der TU Darmstadt und arbeitet seit 2015 als Consultant bei econworks.

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