„Tausche Wohnzimmer-Office gegen Büros im OfficeTower.”

darmstadt_digital #2: Die Swapper-App will den Tauschhandel rocken

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© Klaus Mai

So hätte der „Artikel” der Swapper Gründer in ihrer eigenen App lauten können. Swapper ist eine Online-Tauschbörse für Smartphones, die derartig boomt, dass die Gründer Joel Monaco und Julius Kaden Mitte April aus dem elterlichen Wohnzimmer in den Darmstädter OfficeTower gezogen sind. Swapper befördert die alte Idee des Tauschhandels direkt ins 21. Jahrhundert. FRIZZmag ließ sich von Joel Monaco das Neue an der Idee erklären.

FRIZZmag: Wie kam es zu eurer OnlineTauschbörse? Hattest du ein paar Sachen, die du loswerden wolltest?

Joel Monaco: (lacht) Lass mich mal überlegen, wie das war… nach dem Abi habe ich im Produktmanagement von Paydirekt (deutsches Paypal) gearbeitet. Dabei bin ich viel mit Startups im Bereich E-Commerce in Kontakt gekommen und habe mit dem Zuwachs in der Sharing-Economy gesehen, dass Leute bereit sind, Gebrauchtes anzunehmen. Ziemlich spontan ist die Idee von einer Tauschbörse gekommen. Ist ja auch ein simpler Gedanke, Produkt gegen Produkt zu tauschen.

Wie funktioniert eure App genau?

Als wir uns den Algorithmus überlegt haben, sind wir schnell auf zwei Schritte gekommen. Schritt 1 = Anbieten: Ich lade meinen Tauschartikel hoch, gebe die Produktkategorie an und eine Wertspanne. Mit zusätzlichen Hashtags kann ich die Trefferhäufigkeit vergrößern. Schritt 2 = Suchen: Ich gebe meine Sucheinstellungen ein, sprich Produktkategorien oder suche nach Hashtags. Die App macht den Rest und generiert passende Tauschvorschläge. Wir wollten damit auch kategorieübergreifend Matches möglich machen. Nur weil ich ein Buch biete, heißt das ja nicht unbedingt, dass ich ein anderes Buch haben möchte, es könnte ja auch ein Handy sein. Deswegen haben wir diese zwei Schritte klar voneinander getrennt.

Ihr verwendet ein Matching System, bei dem man Interesse oder Desinteresse mit einem Rechts- bzw. Links-Wisch äußert. Warum?

Als Nutzer muss ich mir so keine unnötig große Arbeit mehr machen. Mit einer einfachen Wischbewegung signalisiere ich, ob mir das Produkt gefällt und ich den Tausch eingehe oder lieber nicht. Erst wenn ein Match zustande kommt, treten die Nutzer in Kontakt und verhandeln. Wir fassen die einzelnen zeit- und arbeitsaufwendigen Schritte, einen Tauschpartner zu finden, komplett zusammen. Das hebt uns von den traditionellen Online-Tauschbörsen ab.

Hast du selbst schon etwas über eure App tauschen können?

Ich habe tatsächlich schon zweimal getauscht. Eine alte Kamera gegen ein NES (Nintendo Entertainment System, eine Spielkonsole der 80iger Jahre. Anm. d. Red.) und ein Videospiel gegen ein anderes.

Bei euch ist es also möglich, sich von der Büroklammer bis zum Haus hoch zu tauschen? Das Umkehrprinzip von „Hans im Glück” also?

Ja, der Typ, der das gemacht hat, heißt Kyle MacDonald. Witzigerweise habe ich von seiner Story “One Red Paperclip” (in der MacDonald mit stetigen Hochtauschen von einer Büroklammer zu einem Haus gelangt. Anm. d. Red.) erst gehört, nachdem wir unsere App-Idee hatten. Und klar, wir würden uns über jeden freuen, der das mit unserer App hinkriegt.

Hast du einen Tipp für neue Nutzer?

Ja. Matches kommen häufiger zustande, wenn das Ganze gut präsentiert ist - also, geeignete Fotos, und zwar nicht nur eins, sondern gleich mehrere und in hoher Qualität. Große Mankos sind Ein-Wort-Beschreibungen, Nutzer sollten einen kurzen, aber informativen Text schreiben und diesen unbedingt mit Hashtags ergänzen. Je mehr Hashtags, desto mehr Matches.

Würdet ihr eure App verkaufen oder wollt ihr sie weiter entwickeln?

Nein, obwohl wir ziemlich verlockende Angebote hatten. Wir haben gerade unser Team erweitert und eine Kooperation mit der TU-Darmstadt vereinbart. Die Android-Version muss noch richtig zum Laufen gebracht werden.

Okay, danke und viel Erfolg noch.

Swapper Selbstversuch:

Meine letzten Tauscherfahrungen sind lange her: Pokemon-Karten auf dem Flohmarkt, mein Pausenbrot auf dem Schulhof der Grundschule. Mag daran liegen, dass Online-Tauschbörsen nie den professionellsten Eindruck machten. Es schien fast unmöglich, einen richtigen Tauschpartner zu finden.

Jetzt kommt Swapper. Die App verspricht Erfolge mit minimalem Aufwand. Also probiere ich es: Es funktioniert super einfach. Schwieriger ist es etwas zu finden, was ich loswerden will - es wird mein alter iPod. Ein Touch auf die App, das kurze Text-Tutorial lesen, ein paar Artikel „test-swipen”, die App führt automatisch zum „Produkt hochladen”. Spezielle Suchvorschläge will ich erstmal nicht, Überraschungen sind mir lieber: Schuhe, Playstations, Kameras, Kopfhörer, Dirndl, alles landet auf meinem Bildschirm. Das „Swipen” erweist sich als wirklich nutzerfreundlich. Dirndl: eher nicht = Linksswipe, Kamera: ja = Rechtsswipe.

Meine Sucheinstellungen verfeinere ich dann doch etwas. Hashtags und Kategorien angeben, danach gibt‘s nur noch übereinstimmende Tauschangebote. Also beharrlich weiter swipen bis zum Match. Ein Chatfenster öffnet sich, harte Verhandlungen folgen. Jetzt bin ich stolzer Besitzer eines Bobbycars. Porsche wär mir lieber... Tauschen macht Spaß mit Swapper!

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