Ab ins 21. Jahrhundert!

Drei Darmstädter Schulen digitalisieren

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„Die Schule hat das Bildungsmonopol verloren”, sagt Volker Seipp vom Darmstädter Medienzentrum. Wissensaneignung findet zunehmend im Internet statt. Drei Modellschulen sollen „den Anforderungen und Chancen des digitalen Zeitalters gerecht werden”. Die Heinrich-Emanuel-Merck-Schule, die Herderschule und die Bernhard-Adelung-Schule mit der nötigen Infrastruktur, wie einer stabilen Breitbandverbindung, Routern und Computern bzw. Tablets, auszustatten, sei dabei nur ein notwendiger Zwischenschritt, berichtet die Geschäftsführerin der Digitalstadt Darmstadt GmbH, Simone Schlosser. An den drei Modellschulen soll herausgefunden werden, was das Schulsystem leisten muss und welche Kompetenzen im Unterricht gefördert werden müssen, damit aus den Schüler*innen digital Citizens (dt.:digitaler Bürger; siehe Bild) werden – gut auf eine digitale und sich stetig wandelnde Welt vorzubereiten. „Wir sprechen hier von einem Schulentwicklungsprozess”, erklärt Seipp das Projekt. Simone Schlosser ergänzt: „Dabei müssen Lehrer*innen die Lebenswelt der Schüler*innen verstehen und herausfinden, was Schule im 21. Jahrhundert bedeutet.” „Digital Literacy” ist dabei das wichtigste wie auch das allumfassendste Thema. Den angelsächsischen Begriff übersetzt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit „Digitale Kenntnisse” und beschreibt damit die Fähigkeiten mit digitalen Endgeräten umzugehen und das bewusste Surfen im Internet. Volker Seipp meint, dass Schule neben diesen grundlegenden Kenntnissen „21st Century Skills“ vermitteln sollten: Kooperation, Kollaboration, kritisches Denken, Kreativität. Im internationalen Vergleich hinkt das deutsche Schulsystem bei der digitalen Wende nach, wie die International Computer and Information Literacy Study (ICILS) von 2013 zeigt. Hierbei wurde gemessen, über welche computer- und informationsbezogene Kompetenzen Schüler*innen der achten Klasse aufweisen. Die deutschen Achtklässler*innen erreichen dabei durchschnittlich lediglich das mittlere Kompetenzniveau. Nur 1,5% der Schüler*innen weisen Kompetenzen im Spitzenbereich auf, fast 30% verortet die Studie in den unteren Kompetenzniveaus. Um besser auf das Digitale im Leben vorzubereiten, müsse sich dafür vor allem das Lehren in den Klassenzimmern verändern, so Seipp. Das Lernverhalten der Schüler*innen wie auch die Gesellschaft habe sich bereits verändert. Für diesen Wandel müssen Lehrkräfte zu „Medienexperten” werden, wie es die Kultusministerkonferenz (KMK) schon 2012 in einer Empfehlung und 2016 in einer Strategie forderte. Die jetzigen Lehramtstudierenden werden inzwischen zu „Medienexperten” in Kursen wie Medienpädagogik ausgebildet. Schwieriger zu qualifizieren ist die aktuelle Lehrerschaft. Hier stellen die hessischen Medienzentren Fortbildungsangebote zur Verfügung. „Da es keine Verpflichtungen für Lehrer*innen gibt, Fortbildungen zu besuchen, wird das mehr oder weniger intensiv genutzt”, erklärt der Leiter des Darmstädter Medienzentrums. „Die Digitalisierung wird von Schulen und Lehrer*innen häufig als Zusatzbelastung empfunden”, was auch die Diskrepanz zu dem von der KMK vorgesehenen Zeitplan erklärt. In deren 2016 verfassten Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt” wurde das, was jetzt an den Modellschulen ausprobiert wird, als Schulalltag im Jahr 2020 beschrieben. Deshalb fühlen sich inzwischen auch zivilgesellschaftliche Akteure zur Digitalisierung einzelner Schulen berufen. So unterstützt Dotter-Stiftung den digitalen Wandel der Gutenbergschule mit 350.000 Euro. 50.000 Euro dieser Fördergelder sollen genutzt werden, um die notwendige Infrastruktur aufzubauen. Das restliche Geld wird über drei Projektjahre hinweg (jeweils 100.000 Euro pro Jahr) in Schulungen und Software investiert. So eine Finanzspritze begrüßt Simone Schlosser und bezeichnet sie als Zugewinn für die Gutenbergschule. „Sobald die ersten Fortschritte an den Modellschulen gemacht werden, werden alle anderen Darmstädter Schulen davon profitieren.” Finanzielle Hilfe für den Ausbau der Infrastruktur, erklärt Volker Seipp, wird es ab Ende des Jahres von der Bundesregierung geben, sobald die Antragstellung für die Gelder des Digitalpakts möglich ist.


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