eBay will Darmstadts Handel digitalisieren

online Store + online Marktplatz = online Handel

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© Klaus Mai

Die Digitalstadt Darmstadt GmbH will den Darmstädter Handel in das digitale Zeitalter befördern. Deswegen baut sie seit 2016 aktiv die Infrastruktur für kostenfreies Wifi aus. Außerdem hat Darmstadt jetzt eBay als Unterstützer mit ins Boot geholt. „Wir bieten allen interessierten Darmstädter Händlern ein Jahr lang einen kostenlosen Zugang zu einem eBay-Shop an. Zudem ist geplant, alle Darmstädter Händler, die bei eBay verkaufen, auf einer eigenen Darmstadt_Plattform zu bündeln“, erläuterte Dr. Nikolaus Lindner, Director Government Relations eBay. Ähnliche Pilotprojekte startete eBay schon 2017 für die Städte Mönchengladbach und Diepholz, wo Teile des Einzelhandels dank eBay jetzt auch online vertreten sind. Diese Chance kostet die Digitalstadt Darmstadt künftig 5.000 Euro im Jahr.

digitalstadt.kommentar

Vision verschenkt

Dank eBay soll Darmstadts Einzelhandel bald digitaler werden. Die Geschäfte sollten nicht nur ein Jahr gratis einen eBay-Store betreiben können, alle Läden werden auf einem Darmstädter eBay-Marktplatz aufgelistet. Klingt beim ersten Lesen nicht schlecht. Doch beim zweiten, genaueren Hinschauen, stutzt man: eBay-Store? Das ist doch nichts Neues. Ein gemeinsamer Online-Marktplatz? Schon besser. Doch werden sich die Darmstädter wirklich einen eBay-Account erstellen, wenn sie von A bis Z alles auf Amazon finden? Frage, deren Beantwortung gegen eine eBay-Plattform spricht. Aber der größte Fauxpas dieser Aktion ist: Die Digitalstadt Darmstadt verschenkt ihre eigene Vision eines digitalen Einzelhandels, tauscht sie gegen eine weniger innovative von eBay ein. Schon lange bevor klar war, welche Stadt zur Digitalstadt gekürt wird, hatte eBay angekündigt, dass die Gewinnerstadt Teil des Programms „lokal & digital” werde. Die „Darmstädter Lösung”, die auf der Digitalstadt-Webseite immer noch nachzulesen ist, bei der endlich das Digitale lokal würde, verschwindet im Schatten der „eBay-Lösung”, bei der lediglich das Lokale digital wird:

„iBeacons”, die aktuelle Angebote anzeigen - gibt es nicht.

Von Ergänzung durch Augmented Reality - keine Spur.

Integration in die Darmstadt App - steht nicht in Aussicht

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen”, so lautet einst der Rat des legendären Altkanzlers Helmut Schmidt. Analog geht man - im Falle der Digitalstadt Darmstadt - eben zu eBay. Darmstadt läuft Gefahr, dass seinem Leuchtturmprojekt „Digitalstadt” durch die Marketingkampagne einer internationalen Firma die Glühbirne rausgeschraubt wird.

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