FRIZZ im Podcast-Fieber

Ein kleiner Querschnitt durch Hessens Podcast-Szene

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Wer heute noch von einer Podcast-Welle spricht, macht sich selbst etwas lächerlich. Die per RSS-Feed zugänglichen Audioformate sind schon längst kein Trend mehr, der vorübergehen wird, sondern ein fester Bestandteil in der Medienlandschaft. Wir haben Zeitung, Radio, Fernsehen, Internet und nun auch Podcast. Mittlerweile haben die meisten Medienschaffenden kapiert, dass es ohne den Podcast nicht mehr funktioniert, und so gehen fast täglich neue Formate online. Auch hier in Hessen haben wir das ein oder andere Format auf dem Markt und so möchten wir die Gelegenheit nutzen, unseren Leser*innen die wichtigsten Podcasts aus Hessen vorzustellen.


©Klaus Mai

Podcastanie


Podcastanie ist ein besonderes Format – FRIZZ-Autor Michael Hüttenberger und Bioverlag-Redakteurin Inga Schörmann haben gemeinsam mit Produzent Lukas Blank, ebenfalls FRIZZ-Autor, den ersten Darmstadt Laber-Podcast entwickelt (Laber-Podcast gilt als gesetztes Genre der Szene und bezeichnet ein Format, in dem mindestens zwei Personen meist ungeschnitten ein Gespräch aufzeichnen). In unregelmäßigen Abständen, meistens einmal pro Monat, erscheint eine neue Folge Podcastanie, in der die beiden Hosts eine berühmte Darmstädter Persönlichkeit vors Mikro holen und tiefsinnige Gespräche führen. Noch befindet sich das Projekt in den Kinderschuhen, ist aber auf dem besten Weg, sich in der Darmstädter Medienszene zu etablieren. Berühmte Darmstädter Gäste wie Jule Weber, Kerstin Lau, Markus Hoschek oder Bijan Kaffenberger sprechen dafür.

Stimmung: Beim Hören des Podcasts entsteht eine gemütlich intime Wohnzimmeratmosphäre, die es schafft, Hosts und Gäste nah- und greifbar zu machen. Die lockere Gesprächssituation ohne spürbare Skripttreue lässt das Format außerdem ungezwungen und frei wirken.

Struktur: Bis auf Intro und Outro sind die circa 90 Minuten langen Folgen von Podcastanie ungeschnitten. Für Abwechslung sorgen unterschiedliche Kategorien wie „Das Unwort“ oder die einminütige Kurzvorstellung der Gäste, die immer wieder in das laufende Gespräch einfließen. Die ein oder andere Folge wirkt noch etwas langatmig – hier greift aber auch die Präferenzfrage, ob eher kurze oder lange Formate bevorzugt werden.

Ton: Leider kann die Audioqualität von Podcastanie noch nicht ganz mit dem inhaltlichen Niveau mithalten. Der Aufnahmeraum ist durch starken Hall zu hören und stört an manchen Stellen die intime Atmosphäre. Der Sound verbessert sich ab Folge 2 durch die Nutzung mehrerer Mikrofone und einen Aufnahmeraumwechsel, lässt aber noch etwas Luft nach oben – durch die Stereoaufnahme mit zwei Mikrofonen empfiehlt sich außerdem das Hören mit Kopfhörern.

Folgenempfehlung: Folge #2 Jule Weber, 8. November 2019 – ein unglaublich intimes Gespräch mit viel Humor, Tiefgang und Sympathie.


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©Cybercrime (hr-iNFO)

Cybercrime (hr-iNFO)


Der erste Podcast des Hessischen Rundfunks war ein direkter Erfolg. Die Journalisten Oliver Günther und Henning Steiner haben mit Cybercrime gleich zwei Nerven der Zeit getroffen – das Interesse der Deutschen an Kriminalfällen und die neu entdeckte Begeisterung für Podcasts. Thema des Podcast, wie der Name schon erahnen lässt, ist Kriminalität, die online stattfindet. In der ersten Staffel verfolgen die beiden Hosts zwei Fälle parallel und informieren nebenher über die kryptische Arbeit einer Hackerin.

Stimmung: Vor allem durch Musik und Erzählweise der beiden Journalisten entsteht eine spannende Atmosphäre, die ein True Crime Podcast benötigt (auch hier handelt es sich um ein etabliertes Podcast-Genre, vielleicht sogar DAS Genre schlechthin – es beschreibt Podcasts, die echte Kriminalfälle aufarbeiten oder sogar neu aufrollen). Wahrscheinlich der Tätigkeit beider Redakteure im Hörfunk geschuldet, klingen die Aufnahmen teils stark geskriptet und somit mehr wie ein Radioformat.

Struktur: Die einzelnen Folgen sind wie eine Reportage aufgebaut und die Gespräche werden durch O-Töne und Musik unterbrochen. Die Folgenlänge von durchschnittlich 25 Minuten wurde optimal für den recht komplexen Inhalt gewählt.

Ton: Die Soundqualität von Cybercrime ist professionell, was auf die Ausstattung eines öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders zurückzuführen ist.

Folgenempfehlung: Staffel 1, Folge 1 Log in, 31. Mai 2017 – die Fälle werden folgenübergreifend behandelt und somit bietet sich der Einstieg ganz am Anfang an

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©Das F-Wort (YOU FM)

Das F-Wort (YOU FM)


Und gleich noch eine Produktion des Hessischen Rundfunks. Das F-Wort mit Pola Nathusius und Ann-Kathrin Rose des Jugendsenders YOU FM ist ein feministischer Podcast über Gleichberechtigung, Arbeit, Sexualität und alle Themen, die im feministischen Kontext wichtig sind. Ähnlich wie bei Podcastanie laden sich die beiden Hosts Gäste passend zur Topic ein und lockern die Gespräche mit unterschiedlichen Kategorien auf.

Stimmung: Eine lockere, junge Atmosphäre, die es schafft, Zuhörer*innen das Gefühl zu geben, direkt dabei zu sein.

Struktur:  Auch hier die Ähnlichkeit zu Podcastanie – bei Das F-Wort wird das Gespräch zwischen Hosts und Gast ohne Einspieler aufgenommen. Einzig Kategorien wie „Die Heldin der Folge“ werden durch einen Jingle eingeleitet. Die Folgen selbst sind um die 50 Minuten lang, dank der jungen Sprache und energetischen Stimmung aber nicht zu langatmig.

Ton: Gleiche Ausgangssituation wie bei Cybercrime – Studios und Equipment des Hessischen Rundfunks liefern eine ausgezeichnete Tonqualität.

Folgenempfehlung: Halb nackt oder halb angezogen? - Feminismus & Mode, 10. Dezember 2019 – sympathischer Gast (Victoria van Violence), relevante Themen (feministische Modelabels, Freizügigkeit, Selbstbestimmung)

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©Station 64

©Hessen schafft Wissen (Land Hessen)


Außerdem hörenswerte Podcasts aus Hessen: 

Station 64 (Echo online) - HIER geht´s zur Website! 

Hessen schafft Wissen (Land Hessen) - HIER geht´s zur Website! 

Rote Bar - HIER geht´s zur Website! 
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