Kritik oder Kokolores?

Darmstadt zugespitzt in Memes

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©@darmstadt_memes

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Memes sind lustig und spielen auf gemeinsame Witze an. Memes sind politisch und äußern Unmut, in denen sich Bürger*innen wiederfinden. Memes sind ein Teil der digitalen Kommunikation. Memes über Darmstadt macht @darmstadt_memes auf Instagram.

Das Wort »Meme« wurde von dem Evolutionsforscher Richard Dawkins geprägt und bezeichnet sogenannte „kulturelle Replikatoren”, sprich Informationen, die sich durch Nachahmung verbreiten. So sind Sagen, Gedichte, Melodien, Handwerkstechniken und politische oder religiöse Ideen alles Memes aus dem analogen Raum. Die Besonderheit der Internet-Memes ist, dass sie sich „viral durch den Akt des bewussten Teilens im Social-Web verbreiten und somit ihre Empfänger zu ihren Sendern machen”, wie es die Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin Flora Hartmann 2017 im Papier der Amadeu Antonio Stiftung „Meme: Die Kunst des Remix” beschreibt. Dabei handelt es sich meist um Ideen, die „neu verpackt” werden, sowie wenn ein Gedicht umgedichtet wird, und treten als Bilder, Texte, Videos, Hashtags oder deren Kombination in Vorschein. Deshalb treten Memes „nicht als vereinzelte Einheiten auf, sondern als ungeheuer große Text- und Bildgruppen”, schreibt Limor Shifman, Professorin an der Hebrew University of Jerusalem für Kommunikation und Journalismus in ihrem Buch „Meme”.

Nach diesem Rezept kreiert auch @darmstadt_memes Internet-Memes und erreicht damit auf Instagram inzwischen über 9.000 Follower (Stand: 10.12.2019). Relevant sind dabei alle Themen, die Darmstadt und die angrenzenden Gebiete betreffen. Dabei nehmen die Posts Bezug auf aktuelle Geschehnisse, wie die Einführung der 30er-Zone am Cityring, oder den Stadtgeist, wie eine scheinbare Rivalität zwischen Universitäts- und Hochschulstudierenden. Auf die Frage, ob @darmstadt_memes als Sozialkritik oder Unterhaltung zu verstehen sei, antwortete das Trio, das anonym bleiben möchte: „Unser Ziel war es schon immer, unseren Unmut in Form von Sarkasmus auszudrücken. Manche unserer Postings sind aber auch nur zur reinen Belustigung.” So ein Unmutspost kritisiert dann beispielsweise mit einem „Wer ist es?”-Meme die Stadtpolitik bezüglich der Mietpreise (Bild links) und ein belustigender Post verspottet mittels der US-Kultserie „The Simpsons” die Darmstädter Partyszene (Bild rechts). Nach eigenen Angaben bekommt @darmstadt_memes überwiegend positive Resonanz auf ihre Memes, ausarten würden die Diskussionen meistens dann, wenn es um Biersorten oder Klubs ginge und nicht um Kultur oder Politik.

Das schon erwähnte Papier der Amadeu Antonio Stiftung benennt das Potenzial von Memes als Propaganda, da diese schon seit jeher mit dem Mittel der überhöhten und plakativen Inhalte arbeitet. Die einzige Agenda, die bei @darmstadt_memes zu identifizieren ist, ist: „Alles, was positive Auswirkungen für unsere Stadt hat, unterstützen wir gerne”, wie sie selbst beschreiben. Ob das Ganze aber brauchbare Sozialkritik oder einfach nur unterhaltender Kokolores ist, liegt wie so oft im Auge des Betrachters. 

P.S: Ebenfalls Memes über Darmstadt macht der Instagram-Account @heinermemes, den das Trio als „kleine Bruder-Seite” nicht als Konkurrenz sieht und nur empfiehlt.
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