Fastnachtswahlkampf

Darmstadt-Glosse #102 Februar 2017

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©Thea Nivea

Ist euch eigentlich klar, dass der komplette Februar Fastnacht ist, frag ich. Es wird halt dunkler in der Welt, sagt mein Vater. Das Wortspiel hat sooo nen Bart, sag ich. Ich meins schon auch ernst, sagt mein Vater, jetzt, wo Trump US-Präsident ist, kriegen die Rechtspopulisten in Europa Oberwasser. Aber nicht in Darmstadt, sagt meine Mutter. Du meinst bei der OB-Wahl, frag ich. Ja, sagt meine Mutter, den AfD-Kandidaten wählt keiner. Da bin ich mir leider nicht so sicher, sag ich. Obwohl, sagt mein Vater, er dem Namen seiner Partie alle Ehre macht. Wie meinst du das, fragt meine Mutter.

Arschloch für Darmstadt, sagt mein Vater. Keine sehr kultivierte Ausdrucksweise, sagt meine Mutter. Und außerdem, sag ich, das kleine Arschloch war mal dein Lieblingscomic. Ja, sagt mein Vater, das kleine. Und der Heulsusen-Post war ja wohl das allerletzte, sagt meine Mutter, und dann noch: Wir lieben euch, Mädels. Darauf gibts nur eine Antwort, sag ich, jedenfalls wenn mir und meinen Mädels jemand so was sagen würde. Welche, fragt mein Vater. Fick dich doch selber, sag ich. Auch nicht gerade kultiviert, sagt meine Mutter. Aber angemessen, sagt mein Vater.

Vornehm geht die Welt zugrunde, sag ich. Hältst du den Rüpelnarzissten Trump für vornehm, fragt mein Vater. Nein, sag ich, nur für einen Volksverräter. Ein Unwort aus deinem Munde, sagt meine Mutter und schüttelt den Kopf. Ja, sag ich, er behauptet populistisch, er gibt die Macht an das Volk zurück, dabei setzt er den Kampf Reich gegen Arm noch brutaler fort. Die Welt gehört doch sowieso schon den Superreichen, 8 besitzen so viel, wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Und jetzt sitzen in den USA die Milliardäre auch noch direkt an den Schalthebeln der Macht. Was passiert eigentlich, wenn die Armen merken, dass sie gerade noch grandioser verarscht werden?

Applaus für diese flammende Rede, sagt mein Vater. Haha, sag ich. Nein, ich meins schon wieder ernst, sagt mein Vater. Ich mach mir schon Sorgen, sagt meine Mutter, schließlich haben wir dieses Jahr auch Wahlen. Keine Bange, sagt mein Vater, Mutti wirds wieder. Und Jochen auch, sag ich. Und Reißer und Schellenberg und Akdeniz machen noch mal 6 Jahre, sagt mein Vater. Und wir haben eine neue Baudezernentin, sagt meine Mutter. Wohin wechselt die in 2 Jahren, frag ich. Die bleibt 6 Jahre, sagt meine Mutter entschieden. Helau, war nur ein Fastnachtsscherz, sag ich.

Sie muss doch das Westwaldstadion bauen, sagt mein Vater, das dauert mindestens so lange. Es gibt ja Leute, die halten diese Standortoption für Fake, sag ich. Nicht genehmigungsfähig, meint der künftige FDP-OB, sagt mein Vater. Quatsch, genau da kommts hin, sag ich, ich wollte sogar die Wette vom Baczyk im Echo halten. Und, fragt mein Vater. Er hat gekniffen, sag ich, außerdem ist er Eintracht-Fan. Das geht ja gar nicht, sagt mein Vater, gerade jetzt vorm Derby.

Das wird die Rehabilitation für die Klatsche gegen Köln, sag ich. Schön, sagt mein Vater, bisher dachte ich, nur Ben-Hatira wäre in den Brunnen gefallen. Das wars wohl. Quatsch, sag ich, wir gewinnen das Derby. Und bitte wer, fragt mein Vater, soll ein Tor schießen, Sam per Elfer? Boyd verleiht den Lilien Flügel, sag ich. Tolle Anspielung, sagt mein Vater und ruft: Nie mehr 2. Liga! Euch ist wohl nach Fastnachtsscherzen zumute, sagt meine Mutter. Das sind keine Scherze, sag ich, genauso wenig wie Fastnacht. Stimmt, sagt meine Mutter, die wenigsten Fastnachter haben Humor. Wir haben wenigstens schwarzen, sagt mein Vater.

Da kann der Februar ja heiter werden, sagt meine Mutter. Keine Bange, wird er, sag ich, wir haben schließlich OB-Wahlkampf! Die armen Kandidaten, sagt meine Mutter, die müssen sich ja überall zeigen. Kappen unter Kappen eben, sagt mein Vater. Und das besonders Tragische, sag ich, am Aschermittwoch ist noch nicht mal alles vorbei.

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