Ein Loch ist im Haushalt

Darmstadt-Glosse #106 Juni 2017

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©Thea Nivea

… oh Jochen, oh Jochen, ein Loch ist im Haushalt, singt mein Vater. Dann stopf es, oh André, oh André, sing ich weiter. Aufhörn, ruft meine Mutter. Womit denn, oh Jochen, oh Jochen, singt mein Vater unbeirrt weiter. Und ich auch: Mit Steuern, oh André, oh André, mit Steuern. Es ist gut jetzt, zischt meine Mutter genervt, ich habs kapiert. Ist aber doch lustig, der Ratloshaus-Song, sagt mein Vater. Und beim ESC gut für mindestens den drittletzten Platz, sag ich.

Gewerbesteuereinbrüche sind wie Weihnachten, sagt mein Vater. Wie bitte, fragt meine Mutter. Er meint, sag ich, sie kommen plötzlich und unerwartet. Ach so, sagt meine Mutter, und gleich kommt dann jetzt noch Wahlbetrug und … Quatsch, sagt mein Vater, der Siebel wäre auch so nicht gewählt worden. Höchstens vielleicht Stichwahl, sag ich, aber mit Kerstin Lau, die ist die einzisch ohne Ferz im Hern. Seit wann redest du so, fragt meine Mutter. O-Ton Pillhuhn, sag ich. Seit wann gehst du da hin, fragt meine Mutter. Gar nicht, sag ich, ich war Eis essen am Riegerplatz, und im Sommer hogge die im Freie.

Das bisschen Haushaltsloch, singt mein Vater, stopft der kleine Mann … Sagt mein Mann, unterbricht meine Mutter. Stimmt aber doch, sag ich, die Grundsteuer wird auf die Mieter umgelegt. Versprechen gehalten, sagt mein Vater. Wie, fragt meine Mutter. Na ja, sagt mein Vater, Grün-Schwarz hat doch mehr Bürgerbeteiligung versprochen. Eine sehr nachhaltige Form, sag ich. Haha, sagt meine Mutter, gibts auch noch andere Themen?

Das Bölle bleibt, sag ich, weil sich das mit dem Lärmschutz ja geändert hat. Nee, nach 22 Uhr eben nicht, sagt mein Vater, sagen die Gutachter. Und was ist, frag ich, wenn sich rausstellt, dass auch kein anderer Standort geeignet ist? Jedenfalls nix mit Masterplan bis Oktober, sagt mein Vater, und das Lilien-Musical wird in Offenbach uraufgeführt. Haha, sag ich, heißt das Bölle eigentlich nächste Saison noch wie  Johnny oder wirds wieder zum Merck-Stadion? Ich dachte, sagt meine Mutter, das war nur für ein Jahr, aber schöner wärs natürlich, der Name bleibt.

Viel mehr bleibt sowieso nicht, sagt mein Vater. Doch, die Merkel, sag ich, der Schulzzug ist in NRW entgleist und die Mehrheit der Deutschen fühlt sich in Muttis Schlafwagen einfach wohler. Ich meinte bei den Lilien, sagt mein Vater. Ach so, sag ich, höchstens Sulu, trotz Angebot, und vielleicht doch der Heller. Und Altintop, fragt mein Vater. Der verdoppelt sich, sag ich, Halil wird in Augsburg nicht mehr gebraucht und Hamit hat sich in Darmstadt ein Haus gekauft. Und du weißt das natürlich, sagt meine Mutter. Logisch, sag ich, ich wusste ja auch schon Ende April, dass Gondorf seine Wohnung gekündigt hat.

Und was weißt du noch so, fragt meine Mutter. Viel, sag ich, ich komm ja auch viel rum. Warst du schon mal in dem neuen 221, fragt mein Vater. Wo bitte, fragt meine Mutter. Das ist das Café vom neuen 806, sag ich, das hieß früher 603. Ach so, sagt meine Mutter, das neue Karl-Plagge-Haus. Genau, sagt mein Vater, die zweite bedeutende Kultureinrichtung in Darmstadt nach der ehemaligen Frankensteinkaserne, die nach dem Darmstädter Gerechten unter den Völkern genannt wurde. Falls da ein bisschen Sarkasmus mitschwingt, sag ich, das wäre in dem Fall ziemlich daneben. Okay, sagt mein Vater, das bezog sich eher auf die selbstgerechten Macher des 806.

Hast du gerade grundsätzliche Probleme, fragt meine Mutter, deine kraftlose SPD, der Lilienabstieg? Am Fußball kanns nicht liegen, sag ich, der OFC hat die 4. Klasse gehalten und die Eintracht ist nicht Pokalsieger geworden. Ich hab keine Probleme, sagt mein Vater, du siehst ja, es gibt genug zum Feiern. Apropos feiern, sag ich, könnten wir das mit dem Heinerfestgeld dieses Jahr vielleicht ausnahmsweise mal wieder so machen wie ganz früher? Wieso, fragt meine Mutter. Na ja, sag ich, hab gerade ein akutes Haushaltsloch.

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