Frohe Kunden

Darmstadt-Glosse #116 April 2018

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©Thea Nivea

Heißt das jetzt die Kunde oder der Kunde, frag ich. Was ist das denn für ne Frage, fragt meine Mutter. Das ist ne Anspielung auf diese Genderwahnsinnige, sagt mein Vater, die geklagt hat, weil sie auf Standard-Bankformularen auch als Kundin angesprochen werden wollte. Ach so, sagt meine Mutter. Und was sagst du zum Urteil, frag ich. Soweit okay, sagt meine Mutter, man kanns auch übertreiben. Studierende, sag ich, statt Studentinnen oder Studenten, auch son Quatsch. Wieso, fragt meine Mutter, das ist doch eine ganz brauchbare Regelung.

In welchen Biergarten würdest du lieber gehen, frag ich … Zurzeit in gar keinen, unterbricht mich meine Mutter, es ist noch viel zu kalt. Okay, sag ich, also in einen, in dem lauter Studenten sitzen oder einen mit lauter Studierenden? Die auf ihren Notebooks rumdaddeln, sagt mein Vater. Oder so: Mitteilungen für unsere Kontoinhabenden, sag ich, oder: Liebe Geldabhebende, der Automat ist leider gerade defekt. Ist das eigentlich Gerundium oder Gerundivum, fragt mein Vater. Keine Ahnung, sag ich. Du hast doch das große Latinum, sagt meine Mutter

Sprache ist schon komisch, sag ich, die Jahreszeiten sind alle männlich, aber die Jahreszeit ist weiblich. Wie, fragt meine Mutter. Die Jahreszeit, sagt mein Vater, die, also weiblich, aber: der Frühling, der Sommer, der Herbst …, … und der Winter, sagt meine Mutter, schon kapiert, alles männlich. Und das Jahr, sag ich, ganz sächlich und neutral. Oh je, stöhnt meine Mutter, was machen wir Ostern? Der, die oder das Ostern, frag ich. Der Ostermontag, sagt mein Vater, da spielen die Lilien.

2. Liga ist echt voll krass, sag ich, die Lilien haben als 17ter 5 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, und zwischen dem und dem 5. Platz liegen auch gerade mal 5 Punkte. Stimmt, sagt mein Vater, und zwischen dem 8. und dem 16. Platz sinds gerade mal 3, die halbe Liga trennt nur ein Sieg. Heißt, sag ich, nach ungeschlagen im März folgen 5 Siege im April und wir spielen Aufstiegsrelegation. Düsseldorf, Kiel, Braunschweig, Sandhausen, Berlin, sagt mein Vater, ich bin froh, wenns die Abstiegsrelegation wird. Also erst Eier sammeln im Garten, sagt meine Mutter, dann Punkte suchen im Stadion, und alle zusammen. Guter Plan, sagt mein Vater, und Sonntag?

Ma gucken, was die Makaken so malen, sag ich. Bitte was, fragt mein Vater. Sie will ins Vivarium, sagt meine Mutter, da läuft ne Ausstellung mit Gemälden von Schopfmakaken. Nicht dein Ernst, sagt mein Vater. Doch, sag ich, das war so ein Forschungsprojekt mit Primaten, und die Makaken waren sehr kreativ, die Bilder werden auch versteigert. Super, sagt mein Vater, da machen wir mit. Das eine, sagt meine Mutter, das in der Zeitung war, gefällt mir ganz gut. Es erinnert mich, sag ich, stilistisch an den frühen Gerhard Richter. Ein bewusstes Zitat vermutlich, sagt mein Vater, und die Maler unter den Makaken sind bestimmt auch nicht so affig wie die Künstler, die ich so kenne.

Habt ihr eigentlich mein Teekesselchen registriert, frag ich. Das am Anfang mit Kunde und Kunde, fragt meine Mutter. Hältst du uns eigentlich für blöd, fragt mein Vater. Nee, normal nicht, sag ich. Doch ja, sagt mein Vater, das war sehr witzig, ich kann auch eine ganzen Satz damit bilden: Dass das FRIZZ-Magazin so viele positive Rückmeldungen zu seinem Jubiläum bekommen hat, ist eine frohe Kunde, sagt der frohe Kunde. Ja, sagt meine Mutter, schön, dass ihr so viele zufriedene Lesende habt. Und viele gut bezahlende Anzeigende, sagt mein Vater.

Die Ostern ist auch eine frohe Kundin, sag ich, siehe ich verkündige euch einen großen Freuder, oder so. Das war Weihnachten, sagt mein Vater, die Engel und die Hirten. Aber Ostern war auch was mit einem Engel, sag ich, am leeren Grab. Zwei Engel, soweit ich weiß, sagt meine Mutter, im weißen Kleid. Engelinnen dann ja wohl, sag ich. Jedenfalls Verkündende, sagt meine Mutter. Und bestimmt auch, sagt mein Vater, frohe Kundinnen.

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