Frühlingsgefühle und blühende Löcher

Darmstadt Glosse #22 März 2010

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©Thea Nivea

Am 1. März beginnt meteorologisch der Frühling. Es soll 15 Grad warm werden und den ganzen Tag die Sonne scheinen. Die Darmstädter können auf den Wochenmarkt gehen und in den Cafes zufrieden in der Sonne sitzen. Auf den Verkehrsinseln werden die ersten Krokusse blühen, weil ein umtriebiger Bürgermeister Blumenzwiebeln ...

Ob ich noch alle beisammen hätte, sagt meine Mutter, so ein Gesülze zu schreiben. Ich kanns dir ja nie Recht machen, sag ich, und außerdem kann ich über Politik nichts mehr schreiben. Wieso, sagt meine Mutter, so viel Schwachsinn auf einmal gabs doch schon lange nicht mehr. Ja, sag ich, deshalb ja, da schreib ich lieber was über Frühling.

Das war übrigens ein SPDler, sagt mein Vater. Was, frag ich. Der mit den Blumenzwiebeln, sagt meine Mutter. Sieht aber trotzdem nett aus, sag ich. Und  wäre eine gute Idee gegen die Schlaglöcher, sagt meine Mutter. Wieso das denn, fragt mein Vater. Ganz einfach, sagt meine Mutter, mit der Erde aus den Verkehrsinseln samt den Blumen die Schlaglöcher auffüllen. Und was soll das bringen, frag ich. Dann, sagt meine Mutter, hat Darmstadt wenigstens blühende Straßen. Kapiert, sagt mein Vater.

Zu blühenden Landschaften reichts hier halt nicht, sagt meine Mutter. Aber, ist ja alles unvorgesehen. Dass Darmstadt pleite geht, davor haben einige gewarnt, sagt mein Vater. Ich sag nur Kongresszentrum. Ich meine nicht die Haushaltslöcher, sagt meine Mutter, sondern die Schlaglöcher, die sind unvorhergesehen. Waren plötzlich da, als der Schnee taute. Ach so, die Nummer vom Siebel und vom Benz, sagt mein Vater,  der beste Joke des § 100. Du meinst wohl des Jahrhundert, sag ich. Nein, sagt er, der Hessischen Gemeindeordnung.

Die SPD ist ja erst seit über 60 Jahren an der Regierung, sagt meine Mutter. Und deshalb kann man sie nicht für alles verantwortlich machen. Was redet ihr eigentlich so zynisch daher, sag ich, regt euch doch lieber mal auf über die spätrömische Dekadenz von dem Westerwelle. Lieber nicht, sagt meine Mutter, dass verhagelt mir den Frühling. Vielleicht weiß der gar nicht wirklich, wovon er redet, sag ich. Oh doch, sagt mein Vater, das ist alles Kalkül, strammer Haider-Kurs. Ich hab zwar keine Ahnung, was ein Haider-Kurs ist, aber, sagt mein Vater, das haben wir in Darmstadt auch, live und durch die Blume.

Irgendwann geht die CDU mit den Grünen zusammen, sagt meine Mutter. In Darmstadt nicht, sagt mein Vater, schließlich haben die Eiertänzer der Nordostumgehung zugestimmt. Ist doch egal, sag ich,  die wird sowieso nie gebaut. Wieso, fragt mein Vater. Weil Baurecht nicht gleich Baupflicht ist, sagt meine Mutter. Nein, sag ich, weil UFFBASSE und ONO die absolute Mehrheit kriegen. Und der Partsch OB wird, sagt meine Mutter. Wär kein Wunder, sagt mein Vater, wo der CDU-Kandidat auch nix reißt und selbst die SPD ihren OB nicht mehr empfiehlt. Ich glaub, da ist es wirklich besser, du schreibst über Frühling. Ja, sag ich, über den politischen Frühling in Darmstadt 2011.

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