Der Alpaka

Darmstadt-Glosse #99 November 2016

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©Thea Nivea

Das heißt ja wohl das Alpaka, sagt meine Mutter. Recht hat sie, sagt mein Vater, und ist ein domestizierte Kamelform. Wenn schon, dann domestizierend, sag ich, und Kamelform? Eher ne Abkürzung. Wen domestizierend, fragt meine Mutter, und für was ne Abkürzung? Die CDU, sag ich, und für den Partsch. Du spinnst ja, sagt meine Mutter und mein Vater lacht: Lös mal auf! Al-Pa-Ka, sag ich, Allparteienkandidat. Na, sagt mein Vater, so weit sind wir noch nicht, die SPD hat den Siebel nominiert, FDP, Linke und UFFBASSE schicken auch wen ins Rennen.

Und der AfD-Kandidat könnte in die Stichwahl kommen, sag ich, meint jedenfalls son Echo-Fritze. Der Kommentar war mehr als daneben, sagt meine Mutter. Nur ein pleines bisschen, sagt mein Vater, denn wer weiß, was die jetzt alternativlosen CDU-Wähler machen. Ist schon schade, sagt meine Mutter, dass die Karin Wolff nicht kandidiert. Sie ist eben nicht aus Teflon, sagt mein Vater. Heißt, sag ich, sie hat keinen Bock, sich in die Pfanne hauen zu lassen.

AKW wäre auch ne gute Abkürzung, sagt mein Vater, An-Kündigungs-Weltmeister. Du fährst wohl wieder voll auf SPD-Linie, sagt meine Mutter. Aber, sag ich, es ist was dran, Stadion, Nordbad, Berufsschulzentrum, Friedensplatz, noch nix davon realisiert. Der Woog wird gerade saniert, sagt meine Mutter. Ich weiß, sag ich, aber die Kostenplanungen sind ja wohl alle eher ein Witz. Ist der OB nicht zurzeit auch Baudezernent, fragt mein Vater. Der Arme, sag ich, wann kommt da jemand nach? Meine Mutter zuckt mit den Schultern. Vielleicht, sagt mein Vater, könnte man als Zwischenlösung erfahrene Kräfte reaktivieren, der Gerke sitzt doch noch immer im Magistrat rum und der Wenzel wird doch immer noch dafür bezahlt, oder?

Immerhin ist Darmstadt die Stadt mit den besten Zukunftsperspektiven, sagt meine Mutter. Kein Wunder, sagt mein Vater, wenn in der Gegenwart nix geht. Sei nicht schon wieder so zynisch, sagt meine Mutter. Grün-Schwarz ist zynisch, sagt mein Vater. Wieso, fragt meine Mutter. Na, sagt mein Vater, euer grüner Wirtschafts-Groß-Wazir verkündet seine Fluglärmplä- ne und vor Ort beten Hildi und Harti nach, in Zukunft gäbe es weniger Fluglärm und damit gute und gesunde Lebensbedingungen. Besonders in Wixhausen, Arheilgen und Kranichstein, sag ich.

Der Fluglärm gehört längst gestreut, sagt mein Vater. So einfach ist das nicht, sagt meine Mutter. Ich glaube, sag ich, da findet sich eher ne Mehrheit für ne Ausgemeindung. Vorsicht, sagt mein Vater, dann gibts noch weniger Chancen für ein neues Stadion im Stadtgebiet. Stahlrohrtribüne ist auch schön, sag ich. Seht ihr, sagt meine Mutter, das ist auch was, was geklappt hat, so wie der ausgeglichene Haushalt, den wir gerade beraten, eine großartige Leistung, und das hat auch was mit dem OB zu tun. Nur mal so nebenbei, sagt mein Vater, im Vergleich zu 2011 sind die Ausgaben um 50% gestiegen. Aber die Gewerbesteuereinnahmen um 100%, sag ich, und das hat schon auch was mit guter Wirtschaftsplanung zu tun Zugestanden, sagt mein Vater.

Ich bin gespannt, wie die Wahl ausgeht, sag ich. Partsch im 1. Wahlgang, sagt mein Vater, egal wer noch kandidiert. Ne, hier, Tagesthemen, USA, mach mal lauter, sag ich. Oh je, sagt meine Mutter, hoffentlich geht das gut. Da geht nix gut, höchstens weniger schlecht, lass uns von was anderem reden. Ich hab Karten für Ingolstadt, wer geht mit? Das wird mir zu kalt, sagt meine Mutter. Ich, sag ich. Aber du ziehst dich warm an sagt meine Mutter, du bist erkältet. Mama, sag ich, bis dahin! Und außerdem hab ich nen Lilienschal. Der wärmt nicht richtig, sagt meine Mutter, du nimmst bitte den, den ich dir zu Weihnachten geschenkt habe. Geht nicht, sag ich. Wieso nicht, fragt meine Mutter. Verloren, sag ich. Nicht dein Ernst, sagt meine Mutter, weißt du, wie lange ich dafür gestrickt habe? Tut mir leid, sag ich. Strick ihr nen neuen, sagt mein Vater. Ja, bitte, sag ich, ich hätte auch schon ne Idee. Farbe oder Muster, fragt meine Mutter. Die Wolle, sag ich, am liebsten wär mir Alpaka.

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