Original und Fälschung

Darmstadt-Glosse #120 August 2018

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Allez les bleus, sing ich. Wen meinst du, fragt mein Vater, die Lilien oder den neuen Weltmeister? Die Lilien, sag ich, ist doch logo, schließlich haben sie schon vor drei Jahren in der Bundesliga den Stil geprägt, der sich jetzt bei der WM durchgesetzt hat. Gewagte These, sagt mein Vater, aber gut, Ballbesitzfußball ist out. Ja, sag ich, hinten dicht und vorne Standards, so gehts. Und, sagt mein Vater, wenns geht einen richtig guten Stürmer.

Das ist die DD-Philosophie, sag ich, Dirk das Original und Didier die Fälschung. Naja, sagt mein Vater, eher DD wie Didier Deschamps, der dritte im Bunde der Spieler-Trainer-Weltmeister. Ich sei, gewährt mir die Bitte, sag ich, in eurem Bunde …  Ist was mit dir, fragt mein Vater. Nein, sag ich, nur so ein schillernder Schulbildungsflashback gerade. Aha, sagt mein Vater. Ich übernehme die Bürgschaft für ihren Geisteszustand, sagt meine Mutter. Danke, sag ich.

Den kroatischen Nationaltrainer fand ich attraktiver, sagt meine Mutter. Und erst der belgische, sag ich. Der französische, sagt meine Mutter, hat einen hässlichen Mund, überhaupt keine Oberlippe. Das liegt an seinen Zähnen, sagt mein Vater. Aber, sag ich, an seiner Taktik haben sich alle die Zähne ausgebissen. Wenns nach der Attraktivität der Trainer gegangen wäre, sagt meine Mutter, hätte Deutschland den Titel verteidigen müssen. Des isch jetzt aber nicht dein Ernst, sagt mein Vater. Ich fürchte doch, sag ich.

Bei der Wahl des besten WM-Spielers, sagt mein Vater, ist es zum Glück nicht um Attraktivität gegangen. Stimmt, sag ich, Luka Modric hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Beatrice von Storch. Oha, der Arme, sagt meine Mutter. Apropos Storch, sag ich, eine Kanada- oder Nilgans sondert auch etwa zwei Kilo Scheiße ab am Tag.

Atemberaubende Überleitung, sagt mein Vater. Zaun oder Abschießen, sag ich, thats the Question. Frau von Storch wäre fürs Abschießen, sagt meine Mutter, wie damals bei den Flüchtlingen. Gabs nicht, als ich klein war, frag ich, so ein Computerspiel mit Moorhühnern?. Ja, sagt mein Vater, und ne Gute Idee für ne Digitalstadt, Wooggänse abschießen, die Darmstadt-Version der Moorhühner, analog besonders beliebt.

Egal ob Abschießen oder Zaun, sag ich, Rafael Reißer wäre so oder so in die Minuswertung der lokalen Tageszeitung geraten. Der hat da eh ein Abo, sagt mein Vater. Vielleicht kriegt er dafür ja nen Echo, sag ich. Er weiß als CDUler halt noch nicht so gut, sagt mein Vater, wann Transparenz angesagt ist und wann nicht. Das ist mir lieber, sagt meine Mutter, als einer, der sich angeblich versprochen hat.

Would or woudnt, sag ich, thats the Question. Putin oder put out, sagt mein Vater. Oder Output, sag ich, wie war das mit dem Scheiß absondern? Oder out and put, sagt mein Vater, noch so ein paar Attacken gegen den amerikanischen Geheimdienst und die Chancen Trumps, seine erste Amtszeit zu überleben, sinken beträchtlich. Da gehts dem Reißer hier deutlich besser, sag ich, der wird sogar seine zweite Amtszeit überleben. Obwohl eigentlich jeder weiß, sagt mein Vater, dass Kompetenz angebracht wäre. In Sachen Kompetenz, sag ich, ist er ein Original, unser Bürgermeister.

In Sachen Bürgerbeteiligung, sagt mein Vater, sind die Grünen die Originellen. Die Originale, sagt meine Mutter. Und die CDU etwa die Fälschung, fragt mein Vater. Bürscherbeteiligung, wo se weh duut, des is kaa Kunst, sag ich, awer Bürscherbeteiligung, wo se net weh duut, des is e Kunst, un die beherrsche die Griene vortrefflich.

Verliern mit Spieler, die net kicke könne, sagt mein Vater, des is kaa Kunst. Awer verliern mit Spieler, die wo alle perfekt kicke könne, des is e Kunst, un die beherrsche die Deutsche vortrefflich. Gewinne mit Spieler, sag ich, die net so gut kicke könne … … des kann nur de Dirk, sagt mein Vater, un net de Didi. Sag ich doch, das Original eben, S-V-D, sing ich.  Allez les bleus, singt mein Vater mit.

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