Himmlische Hinweise

Darmstadt-Glosse #144 August 2020

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©Thea Nivea





Hi, ich bin Thea Nivea.



Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de


In 222 Tagen ist Kommunalwahl, sag ich. Ich dachte, sagt meine Mutter, am 14. März. Eben, sagt mein Vater, rechne mal. Sind 222 Tage was Besonderes, fragt meine Mutter. 222 ist ne Engelszahl, sag ich. Aha, meint mein Vater. Und das bedeutet, fragt meine Mutter. Man muss erst mal die Zahl 2 betrachten, sag ich, die steht laut meiner App für Güte, Freundlichkeit und Frieden. Das passt ja super für nen Kommunalwahlkampf, sagt mein Vater, wo sich jetzt so langsam alle in Stellung bringen.

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Die Engelszahl 222 überbringt sehr beruhigende Botschaften, les ich vor, der Schutzengel lässt Sie durch diese Zahlenfolge wissen, dass Projekte oder Vorhaben, die Ihnen wichtig sind, nun in die Tat umgesetzt werden. Der Schutzengel der Grünen, fragt mein Vater, oder von wem? Wessen, sagt meine Mutter, Genitiv. Der Schutzengel von wem auch immer, sag ich, Dativ.



Die Grünen hätten ihn besonders nötig, sagt mein Vater. Warum, fragt meine Mutter. Läuft halt gerade nicht so gut, sagt mein Vater, und einige von euch sind ziemlich dünnhäutig. Ist das dein Eindruck, fragt meine Mutter. Nicht nur meiner, sagt mein Vater, gerade haben sich ein paar Bürgerinitiativen als Verein zusammengefunden, ich bin sicher, die werden als BBD bei der Wahl antreten. Und, sag ich, einige frustrierte Grün-Wähler einfangen.



Und der Juniorpartner muckt, sagt mein Vater, die CDU muss sich ja mal langsam profilieren, sonst wird sie noch schlechter abschneiden als die SPD. Aber dass die ausgerechnet gegen Tempo 30 sind, sagt meine Mutter, das kommt nicht gut an. Bei ihrer Wählerschaft schon, sag ich, außerdem sind sie nur gegen ein generelles Tempo 30 in Darmstadt. Die SPD, sagt mein Vater, macht das gerade ganz gut, ist mit ihren Themen immer nen Tick schneller, sie haben sich innerparteilich gut berappelt und beim Kommunalwahlprogramm ist die Basis super gut beteiligt worden. Ja, sagt meine Mutter, so gut, dass sogar du mitmachen durftest.



Achtung Glashaus, sag ich. Wie meinst du das, fragt meine Mutter. Mit Bürgerbasisbeteiligung, sagt mein Vater, ist es bei euch Grünen nicht so weit her. Stimmt nicht, sagt meine Mutter, der Magistrat hat dafür sogar Leitlinien beschlossen. Als Feigenblatt eurer Basta-Politik, sag ich, Bürger werden in Darmstadt nur befragt, wenn die Grünen ein Ergebnis erwarten, das ihnen passt; wenn es unbequem oder kritisch wird, dann wird durchregiert. Du musst es ja wissen, sagt meine Mutter.



Ich habe nur zitiert, sag ich. Wen, fragt meine Mutter. So unverblümt können das nur wenige formulieren, sagt mein Vater. Oder sogar live, sag ich. Ach ja, sagt meine Mutter, die gibts ja auch noch. Sogar, sag ich, mit ner gepfefferten Kandidatenliste. Dabei stehen die prekären Themen für die Grünen erst noch an, sagt mein Vater. Die da wären, fragt meine Mutter. Haushalt, sagt mein Vater. Kein Thema, sag ich, Freispruch wg. Corona. In den Grundschulen bricht akut der Raumnotstand aus, sagt mein Vater. Das geht mit RR nach Hause, sagt meine Mutter, genauso wie die logistische Glanzleistung Mühltalbad. Dafür der Masterplan 2030 mit BB, sagt mein Vater.



Für was stehen eigentlich Initialen aus Doppelbuchstaben, frag ich. Frag doch deine App, sagt meine Mutter. Jedenfalls nicht für den Rolls-Royce und die Brigitte Bardot des Magistrats, sagt mein Vater. Ordnungsruf, sag ich, das ist nicht pc. Okay, sagt mein Vater, ist es pc, die Klimaentscheider mit ihrem Bürgerbegehren so lange hinzuhalten? Es ist immerhin verständlich, sag ich, weil heikel, schließlich gehts um urgrüne Themen, da kannst du nicht so einfach ablehnen. Es wird trotzdem alles gut, sagt meine Mutter.



Die Engelszahl 222, les ich, drückt aus, dass sich für Sie alles zum Guten wendet. Prima, sagt mein Vater, für welche Partei? Mit dem wiederholten Erscheinen der Zahl 222, lese ich weiter, werden Sie aufgefordert, Ihre Arbeit weiterhin so gut zu machen wie bisher. 222 Tage bis zur Wahl wiederholt sich halt leider nicht, sagt mein Vater. Himmel, was ist das denn für ne Schmarrn-App, stöhnt meine Mutter. Ich lese unbeirrt weiter: Denn Ihre Bemühungen werden sich bald auszahlen.



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