WM wie WM wie WM

Darmstadt-Glosse #172 Dezember 2022

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©Thea Nivea





Hi, ich bin Thea Nivea.







Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de


Du hast das Japan-Spiel heimlich geguckt, sag ich. Wir hatten ausgemacht, sagt meine Mutter, dass wir die WM boykottieren und nicht gucken. Kaum lässt man dich alleine, sag ich, schon ist es vorbei mit den politischen Vorsätzen. Erstens, sagt mein Vater, war ich nie wirklich dafür, und zweitens war es nur die 2. Halbzeit. Das war dann ja auch die gerechte Strafe, sag ich, du durftest den Anfang vom Ende live miterleben. Vielleicht, sagt meine Mutter, und vielleicht hätten sie ja gewonnen, wenn du dich an unsere Abmachung gehalten hättest. Ihr spinnt ja wohl, sagt mein Vater, gegen Spanien musste ich mit euch ins Theater, und wie erklärst du dir da das Ergebnis?



Es geht ums Prinzip, sag ich, nicht um Ergebnisse. Ihr fühlt euch wohl moralisch besonders großartig, sagt mein Vater, dabei hatten wir als Familie früher wunderbare Momente beim Public Viewing. Früher war auch mehr Lametta, sagt meine Mutter. Eher weniger, sag ich, zumindest bei Fußball-WMs. Bayern-Spiele gucken geht dann aber auch nicht mehr, sagt mein Vater, die werden nämlich von Qatar Airways finanziert. Genau, sagt meine Mutter, und schon gar nicht das CL-Achtelfinale gegen Paris. Nur der Scheich ist wirklich reich, singt mein Vater. Deine blauen Augen machen mich so sentimental, singt meine Mutter weiter. Das waren noch ideale Zeiten, sagt mein Vater. 



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