„Ich kämpfe für demokratische Strukturen und emanzipatorische Ideen.”

Darmstadts next Top-Politiker Teil 2: Philip Krämer (Bündnis90/Die Grünen)

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© Klaus Mai

FRIZZmag: Wieso beschäftigst Du Dich in Deinem Alter schon so sehr mit Politik? Wie kommt es, dass Du diesem ungewöhnlichen Hobby nachgehst?

Philip Krämer: Ich würde widersprechen, dass das ein ungewöhnliches Hobby ist. Ich glaube, dass alle Menschen gewissermaßen politisch sind. Ich war in der Schülervertretung aktiv und wollte dann weiter für meine Interessen eintreten. Über die Studierendenvertretung kam ich schlussendlich zur Parteipolitik und zu den Grünen.

Welches Thema liegt Dir in Darmstadt besonders am Herzen?

Mein Hauptanliegen ist die Kultur. Dieser Zusammenschluss von Hochkultur und Subkultur ist mega spannend. Ich verstehe Kultur als gesellschaftlichen Kit, der die Menschen miteinander verbinden, neue Visionen schaffen und neue Perspektiven bieten kann.

Es gibt kaum junge Leute in der Politik und die Wahlbeteiligung ist auch nicht wirklich super. Woran liegt das und wie könnte man es ändern?

Die Politikverdrossenheit betrifft nicht nur die Jugend. Das liegt daran, dass wir uns viel im Kleinen verlieren. Man hat das auch an den Koalitionsverhandlungen im Bund gesehen. Da ging es um Personal, um kleinteilige Themen. Wir müssen die großen Fragen stellen, also z.B.: Was ist mit dem Wohnungsbau? Was ist mit dem Klimawandel?

Wird man als „Jungpolitiker“ denn von den „alten Hasen” überhaupt ernst genommen?

Man wird auf jeden Fall ernst genommen. Und es ist immer interessant, wenn man als jüngerer Mann einen Großteil seiner Woche mit älteren Menschen verbringt. Das mutet nach Außen etwas speziell an, aber es ist spannend, im Austausch mit anderen Generationen zu sein.

Worauf freut man sich eigentlich, wenn man zwischen sechs und zehn Stunden StaVo vor sich hat? Du könntest ja genauso gut in der Kneipe oder im Schwimmbad sein.

Ich mag es, wenn man sich politisch messen kann, eine Rede auszuarbeiten, die inhaltlich pointiert ist und ein gewisses rhetorisches Niveau hat. Das ist aber schon Arbeit und man ist nach sechs Stunden froh, wenn man sein Feierabendbier trinken kann.

Wie viel Freizeit hast Du eigentlich noch, in der Du machen kannst, was Du willst?

Während der Wahlkampfzeiten oder wenn viel zu tun ist, fast gar keine. Ich geh zum Fußball, das ist meine Freizeitaktivität, die ich immer mache. In normalen Zeiten bin ich ganz froh, wenn ich zwei, drei Abende die Woche frei habe.

Wie stellst Du dir deine Zukunft vor? Wo siehst Du Dich in zwanzig Jahren?

Ich mache mir darüber gar nicht so viel Gedanken. Ich probiere das zu machen, worauf ich gerade Lust hab. Und das Politik-Ding macht mir im Moment Spaß. Ich könnte mir durchaus vorstellen, auch in 20 Jahren noch Politik zu machen. Und irgendwann eine Familie zu gründen. Na ja, das sollte in 20 Jahren vielleicht schon abgeschlossen sein (lacht).

Wenn Du Dir was wünschen könntest, was morgen in Darmstadt Realität ist, also von so ner Art OB-Fee, wofür würdest Du Dich entscheiden?

In manchen Teilen der Stadt sind Leute abgehängt worden, wir haben in gewisser Weise auch soziale Brennpunkte. Ich würde mir wünschen, dass wir es hinkriegen, die Stadtgesellschaft wieder zu vereinen.

Warum hast Du Dich vor der Kunsthalle fotografieren lassen?

Die Kunsthalle an sich ist ein sehr schöner Ort. Die Diversität und Breite ihres Angebots ist eine Mischung, die Darmstadt als Stadt der Künste, aber auch generell gut widerspiegelt.

Es hat ja im Januar heftigen Wirbel gegeben um Deine Intervention wegen des geplanten Auftritts der Böhse-OnkelzTribute-Band „Stainless Steel”. Viele hielten das für unangemessen.

Wenn man sich an die Öffentlichkeit wendet, kann man Kritik für seine Position bekommen. Das ist in Ordnung, das ist politischer Diskurs, der hoffentlich die Auseinandersetzung voran bringt. Ich würde wieder so agieren. Es ist wichtig, für seine Überzeugungen einzustehen.

Mehr Infos unter:

twitter.com/PhiKraemer

philip_krämer.info

*29.2.1992 in Frankfurt a. M., Abitur an der EdithStein-Schule, Studium der Philosophie, Soziologie und Mathematik, ledig, keine Kinder. Grünes Mitglied seit April 2016, Stadtverordneter seit März 2016, Vorsitzender Grüne Jugend Hessen, Mitglied des Landesvorstands der Grünen Hessen.

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