Politikverdrossen? Zukunft zerschossen!

Warum wählen wir Jungen nicht?

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„Was, am Sonntag waren Wahlen? Ups …“ „Was macht meine Stimme schon aus bei einer OB-Wahl!?“ Ich bin 21 Jahre alt, Student, und muss mir sowas von meinen Kommilitonen anhören.

Als ich am Montag nach der OB-Wahl mein Praktikum in der FRIZZ-Redaktion begann, wurde ich gleich gefragt, ob ich gewählt habe. Ja klar, hab ich. Und anscheinend auch den Richtigen. Ich scherzte über die 2/3-Wahlbeteiligung in meiner WG und hielt das für halbwegs repräsentativ. „Die traurige Wahrheit liegt bei einem Drittel“, weiß ich inzwischen von Günther Bachmann, dem Leiter der Abteilung für Statistik und Stadtforschung. Das heißt wohl: Einem Großteil meiner Altersgruppe ist es schlichtweg egal, wer über die nächsten sechs Jahre die Stadt gestaltet, in der wir wohnen.

Doch warum wählen wir Jungen nicht? Spielt in einer globalisierten Welt eine lokale OB-Wahl einfach keine Rolle mehr? Immerhin, man sieht uns demonstrieren gegen all die Petris, Le Pens, Johnsons und Trumps dieser Welt. Liegt es an der „Größe“ der Wahl? Leider nein. Auch bei der letzten Bundestagswahl waren die jungen Jahrgänge die Wahlfaulsten. Ist uns das Wählen also zu lästig? Während wir uns auf der Straße zu allen Farben des Regenbogens bekennen, scheint das Bekenntnis zu einer einzigen am Wahlsonntag zu viel. Keine Frage, das Selfie vom CSD macht ein besseres Facebook Profilbild, als eines aus der Wahlkabine. Nur, der politischen Entwicklung der Stadt, des Landes, des Bundes oder der Welt hilft das nicht viel weiter.

Es ist schon fast schizophren eine Stimme für sich zu behaupten, dann aber keine abzugeben. Wer verhindern will, dass die, gegen die wir protestieren, oben ankommen, der sollte seine Ankreuzbox wählen. Und Multiple-Choice ist letztlich doch genau unsere Art über die Zukunft zu entscheiden.

Die OB-Wahl ist vorbei und es ist noch mal gut gegangen. Mit Blick auf die Bundestagswahl im September sollten wir gleich anfangen uns aktiv einzumischen. Nicht erst bei der nächsten OB-Wahl 2023. Und nicht nur auf der Straße, sondern auch in der Wahlkabine. Nur wer wählen geht, kann Zukunft gestalten.

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