Alles sauber, oder was?

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© Jakob Härter

Alles sauber, oder was?

I„Eeeeeh, nein!“ lautet die einfache Antwort auf diese Frage. Denn obwohl Elektro-Autos keine Abgase ausstoßen, ist ihre Produktion alles andere als umweltfreundlich. Was nicht heißt, dass E-Autos keine Zukunft haben.

Leise, leicht und umweltfreundlich, so lauten die Versprechen der Hersteller. Doch das wäre wirklich zu schön, um wahr zu sein. Zwar können in der Elektromobilität keine Abgaswerte manipuliert werden – aus dem einfachen Grund, dass es keine Abgase gibt – trotzdem wird auch hier manches geschönt oder verschwiegen. Besonders die Produktion der verwendeten Lithium-Ionen-Akkus trägt negativ zur Umweltbilanz bei.

Eine Studie des schwedischen Umweltforschungsinstituts zeigt, dass Elektroautos einen großen CO2-Rucksack mit sich herumtragen, bevor sie überhaupt einen Kilometer gefahren sind. Bei der Herstellung der Akkus entstehen 150 bis 200 Kilogramm Treibhausgase je speicherbarer Kilowattstunde. Diese abstrakte Zahl muss in Relation gesetzt werden: Der Volkswagen e-Golf mit einer Akkuleistung von 35,8 Kilowattstunden (kWh) etwa hat zum Kaufzeitpunkt mindestens fünf Tonnen Kohlenstoffdioxid oder ähnliche Gase auf der Umweltbilanzrechnung. Beim wesentlich leistungsstärkeren Tesla Model X 100Dmit 100 kWh sind es schon 15 Tonnen. Zum Vergleich: Bei der Herstellung eines Benziners fallen rund fünf Tonnen CO2 an.

Beim Elektroauto ist der Strommix, mit dem es geladen wird, entscheidend für die Ökobilanz. So schneidet ein E-Auto, welches vollständig mit Kohlestrom geladen wird, schlechter ab als Autos mit Verbrennungsmotoren. Der deutsche Strommix stammt aber zu 29 Prozent aus erneuerbaren Energien. Daher bringt eine Kilowattstunde deutschen Durchschnittstroms 555 Gramm CO2 auf die Waage.

Das bedeutet, dass der E-Golf mit einem Verbrauch von 12,7 kWh je 100 km ungefähr sieben Kilogramm CO2 je 100 gefahrene Kilometer verbraucht. Der Tesla X 100D kommt auf 11,5 Kilogramm CO2-Ausstoß je 100 Kilometer. Ein Benziner mit einem Verbrauch von 6 Litern je 100 Kilometer stößt auf gleicher Strecke 14 Kilogramm CO2 aus. Aktuell kann ein Elektroauto im Vergleich zum Verbrennungsmotor also eine Menge Treibhausgase einsparen, so wirklich emissionsfrei ist es aber nicht. Die Umweltbilanz entscheidend verbessern würden etwa Recycling-Akkus oder solche, die bei der Herstellung weniger CO2 freisetzen. Die Industrie ist dran. Bleiben wir gespannt, was kommt.

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