Lebe wie eine Möwe!

… zumindest ein bisschen.

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… zumindest ein bisschen. Mich hat es diesen Urlaub in die heimischen Gefilde verschlagen. Naja, also schon aus Südhessen heraus – aber ich bin in Deutschland geblieben und mit der Bahn auf eine der Nordseeinseln, Sylt, gefahren. Anstelle von Tauben gibt es hier Möwen. Und irgendwie faszinieren mich diese meist weiß-grauen, krakeelenden Federtiere.

Als ich das letzte Mal an der deutschen Nordsee war, war ich höchstens sechs Jahre alt. Fest an Opas Hand stapfte ich über die Insel Föhr. Er sah zu, dass ich nicht wegwehte, ich sah: die Möwen. Diese hämisch lachenden, Essen-stehlenden Biester. Und ich hatte Angst.

Natürlich bin ich auf meinem Weg seither immer wieder Möwen begegnet. Doch nie so einprägsam wie in den letzten Tagen auf Sylt. Sie scheinen alles zu überwachen. An jeder Kreuzung sitzt mindestens eines der Tiere auf einem Dachfirst oder einer Laterne und schaut hinab. So, als würden sie jeden Schritt der Insulaner und Touristen beobachten. Und die Möwen unterhalten sich miteinander, sie schnabulieren ohne Ende: „Kwa-ki-ki-ki-kaaa“ tönt es von rechts; „Weee-he-he-he“ von links. Ich fühle mich ausgelacht und muss beinahe mitlachen. Ob sie wohl tatsächlich über mich lachen? Ich schau mich um. Könnte es hier noch andere Menschen geben, die ähnliche Gedanken haben wie ich? Vermutlich nicht. Niemand scheint das hämische Lachen der Möwen wahrzunehmen. Sie sind hier so normal wie in Darmstadt die Tauben, auch ihnen schenkt selten jemand Beachtung.

Was Möwen aber fast genau so gut können wie lachen ist Essen klauen. Vorzugsweise von unwissenden, hilflosen Touristen am Strand. Kaum haben sie Pommes und Fischbrötchen für das Instagram-Foto auf der Stranddecke drapiert, stürzen fünf kleine Kampfjets herab und schnappen sich die Beute. Ein Heidenlärm - am Strand und in der Luft. Denn dort geht der Kampf um die Nahrung weiter, die triumphierende Siegermöwe zieht still mit ihrer Beute davon, sie hat den Schnabel voll und kann nicht lachen. Am Boden ist das größte Problem der zerstörte Schnappschuss, an zweiter Stelle steht die verlorene Mahlzeit.

Was ich sagen will, ist: Irgendwie sind mir die Möwen sympathisch geworden. Sie zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht, ich muss mitschmunzeln, wenn ich sie lachen höre. Und das kann nie schaden. Sei ein bisschen Möwe und lache - auch wenn es keinen Grund gibt. Denn Lachen ist ansteckend und macht glücklich. Und glücklich sein, das wollen wir doch alle.

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