„Man muss immer am Ball bleiben“

FRIZZ – Das Magazin im Gespräch mit Lilien-Neuzugang Leon Guwara

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© Klaus Mai

Vor nicht einmal einem Jahr debütierte der gebürtige Kölner Leon Guwara in der Bundesliga und scheint voller Tatendrang zu sein. Kurz vor Ende der Transferphase wechselte der Jungspieler auf Leihbasis vom SV Werder Bremen ans Böllenfalltor, wo er bereits bei seinen ersten Einsätzen eine gute Figur machte. FRIZZ traf den Verteidiger zum Interview und sprach mit ihm über seine ersten Bundesliga-Erfahrungen, das „Darmstadt Phänomen“ und den Traum von der A-Nationalmannschaft. 

FRIZZ: Nachdem Du sehr spät erst zu den Lilien als letzter Neuzugang gewechselt bist, lief es am Bölle zunächst sehr gut für Dich - Trainer Norbert Maier hat Dich in den ersten Spielen regelmäßig in die Startelf geholt, doch dann hast Du Dir beim Spiel gegen den 1. FC Augsburg Deine erste gelb-rote Karte eingefangen. Wie blickst du auf die vergangenen Wochen zurück?

Leon Guwara: Insgesamt bewerte ich diese ersten Wochen hier in Darmstadt als sehr positiv. Klar, so etwas wie die gelb-rote Karte in Augsburg darf mir nicht noch mal passieren. Aber ich bin halt ein junger Spieler und habe noch einiges zu lernen. Meine Mannschaftskollegen haben mich da allerdings wieder sehr gut aufgebaut, so konnte ich wieder schnell nach vorne schauen.

FRIZZ: Du wolltest Dich eigentlich bei Deinem Stammverein Werder Bremen durchsetzen und nicht auf „Leihbasis Spielpraxis sammeln“. Bist Du inzwischen trotzdem glücklich über den Wechsel zu den Lilien?

Leon Guwara: Ja, auf jeden Fall. Die Mannschaft und das ganze Team haben mich toll aufgenommen. Das passt perfekt, denn ich bin sicher, dass ich hier auf jeden Fall mehr Spielerfahrung sammeln kann als das in Bremen der Fall gewesen wäre. Von daher bin ich doch ganz happy, dass der Wechsel geklappt hat. 

FRIZZ: Und wie hat der Umzug ins Südhessische privat geklappt? Darmstadt ist ja nicht unbedingt mit Bremen oder Deiner Heimatstadt Köln vergleichbar.

Leon Guwara: Das war zunächst schon ein bisschen stressig. Ich musste direkt vom letzten Training in Bremen nach Frankfurt fliegen, von dort aus zum Medizincheck, und dann standen gleich die ersten Spiele an. Aber mittlerweile bin ich definitiv angekommen, habe mir auch schon einiges ansehen können und sogar endlich eine Wohnung gefunden. 

FRIZZ: Der Aufstieg der Lilien gilt vielen als Phänomen. Welche Erklärung hast Du für den Erfolg der Lilien? Was ist das Besondere am SV Darmstadt 98?

Leon Guwara: Dieses „Darmstadt Phänomen“ war ja in der ganzen Bundesliga ein großes Thema und natürlich habe ich davon auch schon in Bremen einiges mitbekommen. Ich denke, dass der Team Spirit hier ein ganz entscheidender Faktor des Erfolges ist. Diesen Geist habe ich auch sofort gespürt, als ich hier angekommen bin. Hier steht jeder für jeden ein und alle Spieler geben immer hundert Prozent. Ich denke, diese Einstellung wird auch in dieser Saison wieder eine entscheidende Rolle spielen. Denn spielerisch sind wir sicher nicht das beste Team der Liga, aber in Sachen mentale Stärke, Kraft und Ausdauer brauchen wir uns sicher nicht vor den anderen  zu verstecken. Und die Fans sind natürlich auch großartig. Das hat man zum Beispiel beim dem Spiel gegen Dortmund sehr deutlich gespürt – die Leute stehen einfach total hinter der Mannschaft. Dieser Support ist wirklich klasse!

FRIZZ: Als junger Spieler muss man sich hinten anstellen, das ist völlig normal“ hast Du unlängst in einem Interview gesagt. Man braucht sicher Talent, um in der Bundesliga bestehen zu können. Welche Rolle spielen Glück und das richtige Timing?

Leon Guwara: Beides kann schon mit reinspielen. Aber am Wichtigsten ist, dass man als junger Spieler auf dem Boden bleibt und auch nicht zu sehr auf irgendwelche Lobeshymnen hört. Man muss immer am Ball bleiben und darf sich auf keinen Fall hängenlassen. Auch wenn man mal Tage hat, an denen es einfach gar nicht rund läuft, muss man trotzdem alles geben! Im Training, auf dem Platz, überall. Nur so kann man auf Dauer in der Bundesliga als Spieler bestehen.

FRIZZ: Im Februar hast Du noch im Werder-Trikot Dein Bundesligadebüt gegen Gladbach bestritten, das mit einem ernüchternden 1:5 endete. Was hast du aus dieser Partie nachhaltig für dich mitgenommen?

Leon Guwara: Zunächst mal war dieser 10. Februar der schönste Tag meines bisherigen Fußballerlebens. Das war echt ein einmaliger Moment! Natürlich wä- ren wir lieber mit drei Punkten nachhause gefahren, und die Stimmung im Team war nach dem Spiel etwas geknickt. Aber für mich persönlich war das Spiel einfach ein sehr schönes Erlebnis.

FRIZZ: Bereits im Alter von vier Jahren ist Deine fuß- ballerische Laufbahn beim SW Köln gestartet. War für Dich schon immer klar, dass Du Profi werden möchtest? Wie haben Deine Eltern, wie hat Dein Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?

Leon Guwara: Ich wurde damals beim SW von einem Scout des 1. FC Köln zum Probetraining eingeladen und hatte dann das Angebot, dort zu spielen. So eine Chance lässt man sich natürlich nicht entgehen! Und in der Bundesliga zu spielen, war schon ganz früh mein großes Ziel. Was aber natürlich nicht so einfach ist, wie man sich das als Kind vorstellt. Als es dann später in den Leistungsbereich ging, wurden die Anforderungen natürlich immer höher, und es wurde schnell klar, dass nicht alle Spieler diesen Anforderungen gewachsen sind. Umso glücklicher bin ich, dass es bei mir geklappt hat.

FRIZZ: Seit 2012 spielst Du auch für die Jugendnationalmannschaft, zuletzt für die U-20-Auswahl. Irgendwann auch mal für die Nationalmannschaft auflaufen - ist das der Traum?

Leon Guwara: Ich habe alle U-Nationalmannschaften durchlaufen, zuletzt die U20, als nächstes würde ich dann in die U21 kommen. Da muss ich allerdings hier in Darmstadt noch weiter richtig Gas geben, um für die U21 eine Einladung zu erhalten. Momentan fühle ich mich schon sehr fit, aber ein paar Prozent mehr sind schon noch drin. Und klar, irgendwann einmal für die A-Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen, wäre auf jeden Fall großartig! Aber damit beschäftige ich mich derzeit natürlich überhaupt noch nicht.

FRIZZ: Du bist jetzt für ein Jahr in Darmstadt und möchtest hier soviel Spielpraxis sammeln wie möglich. Gibt es für diese Saison ein klar definiertes Ziel?

Leon Guwara: Das oberste Ziel ist für mich und auch für das ganze Team der Klassenerhalt. Wir möchten auf jeden Fall in der 1. Bundesliga bleiben! Für mich persönlich möchte ich so viele gute Spiele wie möglich für Darmstadt absolvieren, damit ich mit entsprechendem Rückenwind nach Bremen zurückkehre und mich dort dann durchsetzen kann

Weitere Infos:

www.sv98.de 

www.facebook.com/SVDarmstadt1898eV

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