„Wir müssen die Darmstädter Tugenden wieder auf den Platz bringen“

FRIZZmag im Gespräch mit Lilien-Verteidiger Benjamin Gorka

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© Klaus Mai

Seit seinem Einstieg beim SV Darmstadt 98 vor 5 Jahren hat sich der Mannheimer Benjamin Gorka als feste Größe im Team der Lilien etabliert. FRIZZ-Redakteur Benjamin Metz hat den Innenverteidiger zum Interview getroffen und mit ihm über seine Zeit am Böllenfalltor, den neuen Trainer Torsten Frings und das große Saisonziel, den Verbleib in Liga eins, gesprochen.

FRIZZ: Nach acht Niederlagen in Folge habt ihr beim Debüt des neuen Cheftrainer Torsten Frings endlich mit dem Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach einen Punkt geholt. Wie wichtig war dieser Auftakt in die Rückrunde für Euch?

Benjamin Gorka: Das war natürlich ein ganz wichtiges Signal für die Mannschaft! „Ein Punkt für die Moral“, wie mein Kollege Peter Niemeyer diese Woche schon einmal ganz treffend bemerkt hat. Das Ergebnis hat gezeigt, dass wir hinten wieder stabil stehen und auch gegen einen Gegner, der vor zwei Monaten noch in der Championsleague gespielt hat, zu null spielen können. Mönchengladbach war offensiv sehr stark, doch wir konnten gut dagegenhalten und haben die alte Leidenschaft wieder gezeigt.

Auch wenn man der Abwehr durchaus Bundesligatauglichkeit attestieren kann. Mit der Chancenverwertung im Angriff sieht es leider immer noch mau aus - bereits in den letzten Spielen gab es zahlreiche Tor-Chancen, die nicht verwertet wurden. Woran liegt’s?

Klar, wir müssen im Torabschluss besser werden. Da arbeiten wir gerade sehr intensiv dran. Für die Stürmer ist es auch nicht unbedingt leicht im Moment. Da fehlt nach so einer Serie auch die Leichtigkeit. Aber mit der richtigen Einstellung und etwas Glück geht der Ball bald wieder über die Linie und bringt den Knoten endlich zum Platzen. Und dann werden auch sicher wieder mehr Dinger beim Gegner reingehen. Aber das Trainerteam arbeitet, wie gesagt, momentan sehr intensiv mit uns an den Torabschlüssen und schaut, dass das Selbstvertrauen wieder stimmt. Hinten stehen wir gut, wenn’s nun auch wieder mit den Toren klappt, werden wir auch wieder gewinnen.

„Torsten Frings macht die Lilien wieder heiß“ bemerkte unlängst ein großer TV-Sender. Ein Satz, den du so unterschreiben kannst?

Definitiv! Ich hatte da vorher noch gar keine Idee, wie das laufen würde, war aber sehr schnell sehr positiv überrascht. Torsten Frings ist ein absolut positiver Mensch und bringt den Spielern ihr Selbstvertrauen zurück. Und das gilt für die ganze Mannschaft, auch für die Spieler, die vielleicht momentan nicht in der ersten Reihe stehen. Alle werden wunderbar unterstützt, da wird niemand links liegengelassen. Das ist ein ganz wichtiger Faktor! Und es macht einfach Spaß, mit ihm zu arbeiten.

Frings Mentalität als Spieler passe sehr gut zum Mannschaftsgeist der Lilien wurde oft gesagt. Wie sieht das Training unter Torsten Frings aus? Eher aus der Mitte heraus oder von oben herab?

Das ist sehr auf Augenhöhe. Als Spieler war er ja als großer Kämpfer bekannt. Und er hat wirklich vom ersten Tag an klar gesagt, dass er den Glauben an uns hat und daran, dass wir den Klassenerhalt schaffen können. Er will die Lilien auch gar nicht verändern. Der Trainer hat gesagt, dass wir die „Darmstädter Tugenden“ wieder auf den Platz bringen müssen und hat direkt an diese wieder angeknüpft. Er hat sich auch gleich eines unserer „Du musst kämpfen“-Bändchen geben lassen. Der Verbleib in der ersten Bundesliga ist und bleibt also das klare Ziel, auf das wir uns in den nächsten vier Monaten ausschließlich konzentrieren werden.

Du bist bereits seit 2012 im Team der Lilien und hast das komplette „Wunder von Darmstadt“ mit begleitet. Die viel beschworenen Darmstädter Tugenden haben sicher einen ganz großen Anteil am Erfolg der Mannschaft. Wie schwer waren für Euch im Rückblick die Trennung von Trainer Dirk Schuster und die vielen Abgänge bei den Spielern? Vor diesem Hintergrund war der Start sicher auch für den neuen Trainer Norbert Meier nicht leicht.

Größere Wechsel hatten wir auch schon in früheren Phasen und wir sind ja auch in der Bundesliga so etwas durchaus gewohnt. Das Trainerteam hat seit Sommer neue Wege ausprobiert, das hat sicher ein Stück weit eine Umstellung für uns bedeutet. Aber das hielt sich alles im Rahmen. Auch die neuen Spieler wurden schnell und gut ins Team integriert. Warum die Hinrunde dann so gelaufen ist, wie sie lief, lag an verschiedenen Faktoren, die ich nicht mehr groß benennen muss. Was gelaufen ist, ist völlig egal. Wir müssen in die Zukunft schauen und das Beste draus machen! Und wir sind froh, dass Torsten Frings und Björn Müller nun zu uns gestoßen sind und uns mit aller Kraft hierbei unterstützen.

Die Fans haben bei aller Kritik an Trainer Meier die ganze Hinrunde über sehr stark zur Mannschaft gestanden und wirken nun nach der Verpflichtung von Torsten Frings überaus motiviert. Wie wichtig ist dieser Support für Euch?

Das ist echt beeindruckend! Diese Unterstützung hier in Darmstadt ist wirklich etwas ganz Besonderes. Acht Niederlagen in Folge und die Fans standen trotzdem wie eine Wand die ganze Zeit hinter uns! Bei anderen Vereinen herrscht da nach drei, vier verloren Spielen schon richtig Unruhe. In Darmstadt ist das nicht so. Ich denke aber auch, dass die Fans wissen, was sie an uns haben und was wir in den vergangenen drei Jahren vollbracht haben. Deshalb haben sie wohl auch das Vertrauen in unser Team trotz der vielen Niederlagen nicht verloren. Und mit der Verpflichtung von Torsten Frings ist da zusätzlich ein positiver Ruck durch die Reihen der Fans gegangen. Das hat man deutlich gespürt. Auch die haben den neuen Trainer mit offenen Armen empfangen. Das ist wirklich großartig! Natürlich ist damit aber noch nichts gewonnen. Wir wissen, dass wir hart arbeiten müssen und das werden wir auch tun. Das sind wir den Fans einfach schuldig.

Du warst vor gut zehn Jahren schon mal bei den Lilien zum Probetraining, wurdest aber nicht genommen. Nach deiner Zeit beim VfR Ahlen warst du 2011 erst einmal längere Zeit ohne Verein, bis du unter Kosta Runjaic schließlich beim SV Darmstadt unterschrieben hast. Der Rest ist Geschichte. Welchen Stellenwert hat Deine Zeit bei den Lilien für dich?

Diese vier Jahre waren wirklich eine unbeschreibliche Zeit für mich. Die kann mir niemand mehr nehmen! Durch den SV Darmstadt bin ich Bundesligaspieler geworden. Dieses Erlebnis wird mich mein ganzes Leben lang begleiten. Die Lilien sind wirklich etwas Einzigartiges und wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich hier auch nie wieder weggehen wollen. Ich würde hier jederzeit wieder unterschreiben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Infos unter:

www.sv98.de 

www.facebook.com/SVDarmstadt1898eV

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