Dem Darmstadtium auf der Spur

Die Stadt Darmstadt und „ihr“ Element

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© Albedo Ukr

Ist es nicht total irre, wenn du dir im Chemieunterricht das Periodensystem anschaust und dort steht deine Stadt? Seit dem Jahr 2003 können Darmstädter Schüler und Schülerinnen diese Erfahrung machen. Und sind damit die einzigen deutschlandweit.

Es wird sicherlich eine Weile gedauert haben, bis Unterrichtsunterlagen und -bücher aktualisiert waren. Gerade die Plakate mit Periodensystemaufdruck sind es vielleicht heute noch nicht. Doch 2003 geschah etwas Historisches – die Stadt Darmstadt erhielt „ihr“ Element. Darmstadtium liegt etwas versteckt in der untersten Reihe des Periodensystems, zwischen Meitnerium und Roentgenium (übrigens auch in Darmstadt entdeckt), mit der Ordnungszahl 110 und dem Symbol Ds. Es ist das schwerste Element, das einen Namen trägt und das einzige Element, das nach einer deutschen Stadt benannt ist.

Darmstadtium konnte 1994 das erste Mal von Forschern des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in Darmstadt nachgewiesen werden. Peter Armbruster und Gottfried Münzenberg war es unter der Leitung von Sigurd Hofmann gelungen, das neue Element herzustellen. Im Beschleuniger fusionierten sie bei rund 30.000 Kilometer pro Sekunde ein Bleiund ein Nickel-Ion. Dies war die Geburtsstunde des Darmstadtiums, das zunächst den systematischen Elementnamen Ununnilium erhielt. Ununnilium war nur über wenige Sekunden stabil und doch war es da. Seine Existenz wurde anschlie- ßend in verschiedenen Experimenten empirisch bestätigt und 2003 offiziell von der internationalen Union für reine und angewandte Chemie (IUPAC) anerkannt.

Das Element dient keinem praktischen Nutzen und ist höchst radioaktiv, es wurde im Rahmen von Grundlagenforschung, die das GSI betreibt, entdeckt. Bislang sind 15 Isotope bekannt. Das schwerste von ihnen hat eine Halbwertszeit von vier Minuten. Das bedeutet, dass innerhalb von vier Minuten die Hälfte der Atome schon zerfallen sind. Beim leichtesten Darmstadtium-Isotop dauert gerade einmal wenige Mikrosekunden.

Einige weitere Elemente des Periodensystems gehen auch auf das Konto der GSI: Bohrium (Bh 107), Hassium (Hs, 108, benannt nach dem Bundesland Hessen), die beiden „Sitznachbarn“ des Darmstadtiums, Meitnerium (Mt 109) und Roentgenium (Rg 111) sowie Copernicium (Cn 112). Außerdem wurde das 2007 eingeweihte Konferenzzentrum in Darmstadts Innenstadt nach dem Element Darmstadtium benannt.

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