Gemeine Holzböcke

Was sie über Zecken wissen müssen

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© Richard Bartz

Nach den ersten milden Tagen Ende Februar war es wieder soweit: Mein Hund hatte die erste Zecke des Jahres. Juhu – nicht! Der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), wie die bei uns häufigste Zeckenart heißt, ist tatsächlich gemein. Ob Hund, Katze, Mensch oder Wildtier ist ihm egal. Er saugt nicht nur Blut, sondern kann auch gefährliche Krankheiten übertragen. Der gemeine Holzbock gehört zur Familie der Schildzecken. Den Familiennamen haben diese Zecken erhalten, da sie im Brustbereich über einen besonders verstärkten Hautbereich verfügen, den sogenannten Schild.

Wie viele Zecken durchläuft auch der gemeine Holzbock mehrere Entwicklungsstadien. Das gemein im Namen bezieht sich übrigens nicht auf eine Charaktereigenschaft, sondern bedeutet so viel wie gewöhnlich. Die „Baby-Zecke“ wird Larve genannt, sie besitzt sechs Beine und ist etwa einen halben Millimeter groß. Nach der ersten Blutmahlzeit, meist von kleineren Nagetieren, häutet sie sich am Boden. Dieser Prozess dauert etwa zwei Monate. Die nächste Entwicklungsstufe ist die Nymphe, einen Millimeter groß und mittlerweile achtbeinig. Jetzt ist auch klar, dass Zecken zu den Spinnentieren und nicht zu den Insekten gehören. Eine erneute Blutmahlzeit und zwei bis acht Monate später und aus der kleinen Nymphe wird ein adultes Männchen oder Weibchen. Dies ist das letzte Stadium. Das Weibchen sucht sich nun einen großen Wirt (Wild- oder Haustiere, auch Menschen) um sich etwa ein bis zwei Wochen an dessen Blut zu laben. Dabei kann es bis zu 1,5 Zentimeter groß werden. Wenn nun ein glückliches Zeckenmännchen auf ein saugendes Weibchen trifft, beginnt die Begattung. Kurz nach dem Sex verstirbt das Männchen, das vollgesaugte Weibchen verlässt den Wirt, legt rund 3.000 Eier und segnet dann auch das Zeitliche. Nach etwa drei Wochen schlüpfen die Larven und das ganze Prozedere beginnt von vorn. Wegen des dreistufigen Entwicklungsprozesses, der zwischen ein und fünf Jahren andauern kann, wird der gemeine Holzbock auch als dreiwirtige Zecke bezeichnet.

Zecken sind wahre Überlebenskünstler. Sie vertragen Minusgrade, können zwei Jahre ohne Nahrung ab und ihre Opfer dank eines besonderen Organs aufspüren. Das sogenannte Haller‘sche Organ ist eine Art Nase an den Vorderbeinen der Zecke. Die Zecke kann verschiedene Substanzen, die in Arten oder Schweiß potenzieller Wirte vorkommen, wahrnehmen. Wenn die Zecke einen Wirt „riecht“ streckt sie ihre Vorderbeine in die Luft und hängt sich an alles, was ihren Grashalm streift. Wenn der Versuch von Erfolg gekrönt ist und der gemeine Holzbock tatsächlich einen Wirt gefunden hat, krabbelt er eine Weile auf seinem Opfer herum, und sucht eine geeignete Saugstelle. Wie die Zecke genau danach sucht ist unklar, bekannt ist jedoch, dass sie dünnhäutig und eventuell auch etwas feucht sein sollte. Beim Menschen sind daher die Kniekehlen besonders beliebte Saugstellen. Die Zecke schneidet die Haut auf, inseriert ihre Mundwerkzeuge, sondert ein paar Flüssigkeiten ab und beginnt zu saugen. Guten Appetit!

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