Die Esa sieht Rot!

FRIZZ-Wissenschaftskolumne

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Mitte März begab sich der Satellit „ExoMars“ auf seinen Weg zum – wer hätte es gedacht – Mars. Gestartet ist er vom Weltraumflughafen Baikonur in Kazakhstan. Doch seine Wurzeln liegen hier, in Darmstadt. Er wurde größtenteils von Ingenieuren der Europäischen Raumfahrtorganisation (esa) entwickelt und gebaut. „ExoMars“ sollte ursprünglich eine allein europäische Produktion werden. Dann war eine Zusammenarbeit mit den Amerikanern geplant. Doch denen wurde die Sache irgendwann zu teuer, weshalb man nun mit den Russen kooperierte. 

Während die Esa das Herzstück der Mission, den zweiteiligen Satelliten „Exomars“, bereistellte, steuerte Roskosmos, die russische Raumfahrtagentur, die Trägerrakete, eine „Proton-M“, bei. Diese Trägerrakete, die „ExoMars“ Starthilfe gibt, bis dieser selbstständig weiterfliegen können, hat bei den Europäern sicherlich für einige Bauchschmerzen gesorgt. Denn in der Vergangenheit sorgten die Russen mit falsch ausgesetzten Satelliten oder nach dem Start explodierenden Raketen für große Aufmerksamkeit. Fairerweise muss man sagen, dass „Proton“ auch viele Starts ohne Fehler gelangen. Jener vom 14. März war einer davon. Nach rund 90 Minuten setzte „Proton-M“ den europäischen Marsorbiter ab. Seither fliegt „ExoMars“ alleine auf den roten Planeten zu. 

Bisher verläuft der siebenmonatige Flug fehlerfrei. Und es bleibt zu hoffen, dass das auch so bleibt, denn die beiden Raumfahrtorganisationen haben eine Menge Geld in das Projekt investiert. Die Europäer blätterten rund 1,3 Milliarden Euro auf den Tisch, die Russen gaben Schätzungen zufolge nochmal eine Milliarde dazu. 

„ExoMars“ besteht aus zwei Teilen: Dem Forschungssatellit Trace Gas Orbiter (TGO) und dem Testlandemodul „Schiaparelli“. Eine der Aufgaben des TGO ist es in der Marsumlaufbahn nach Methan zu suchen. Sollte Methan vorhanden sein, so könnten dort auch einfachste Lebensformen existieren. „Schiaparelli“ soll am 19. Oktober sanft auf dem Mars aufsetzen. Es wäre die erste erfolgreiche Marslandung der Europäer. „Schiaparelli“ soll zwar noch Daten über die Staubstürme des Roten Planeten sammeln, es hat allerdings nur etwa vier Tage bis die Batterien ausgehen. Denn das Testlandemodul dient der Erfahrung, um 2018 einen Marsrover mit zwei Meter langen Bohrer auf dem Roten Planeten abzusetzen. 

Bis der TGO seine Arbeit aufnehmen kann, müssen sich alle noch gedulden. Etwas über ein Jahr soll die Atmosphärenbremsung des Satelliten dauern. Die Geschwindigkeit des Fluges soll allein durch die Reibung der Marsatmosphäre an den Sonnensegeln geschehen. Eine schnellere Bremsung wäre auch durch Triebwerke und jede Menge Treibstoff möglich gewesen. Die Esa entschied sich gegen diese Lösung, um Gewicht und Kosten zu sparen. Der TGO soll bis mindestens 2022 den Mars umkreisen und fleißig Daten senden.

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