„Trink viel, mein Kind.“

Kolumne Juli 2016

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Es klingt beinahe unglaublich, doch es soll diesen Sommer auch noch ein paar sommerliche Tage geben. Während der Wetterfrosch im Juni eine „Ganz oder gar nicht“-Taktik verfolgte, soll es im Juli gemäßigter zugehen. Mit einigen Schauern und Gewittern sicherlich nicht Sommer pur, dafür aber durchgängig mit Temperaturen um die 25 Grad Celsius.

Meine Mutter verabschiedete mich im Sommer grundsätzlich mit den Worten: „Trink viel, mein Kind, es ist heiß!“ – Ja, Mama. Das weiß ich doch. Um nicht zu dehydrieren, muss ich mindestens zwei Liter pro Tag trinken, oder? Naja, fast.

Als Faustregel gilt: täglich 30 bis 40 Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht. Der Durchschnittsdeutsche wiegt 78 Kilo und sollte daher zwischen 2,3 und 3,1 Liter Wasser pro Tag trinken – vorausgesetzt er macht keinen Sport, schwitzt nicht und trinkt weder Kaffee, noch Cola oder Alkohol. Jegliche Flüssigkeit, die der Körper verliert, muss auch wieder ausgeglichen werden! Wer koffeinhaltige oder alkoholische Getränke zu sich nimmt, sollte anschließend ausreichend (bis zur doppelten Menge) Wasser nachfüllen. 

Wer im Sommer unter Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit leidet, und selten aufs Klo muss, der ist höchstwahrscheinlich leicht dehydriert. Das einfachste Gegenmittel: Wasser oder isotonische Getränke trinken. Wer dies nicht tut, riskiert weitreichende gesundheitliche Folgen: der Blutdruck sinkt, Puls und Atemfrequenz steigen, im Extremfall versagt der Kreislauf. 

Wie immer gilt auch beim Wasser: Die Dosis macht das Gift. Denn nicht nur zu wenig, auch zu viel Flüssigkeitszufuhr kann dem menschlichen Körper schaden. Das Gegenteil der Dehydratation ist die Hyperhydratation oder Wasservergiftung. Wer in kurzer Zeit zu viel Wasser trinkt, bringt seinen Salzhaushalt durcheinander und kann sogar daran sterben. Dies ist vergangenes Jahr beim Frankfurter Iron Man geschehen. Ein 30-jähriger Brite hatte während seines zwölfstündigen Triathlons wohl überwiegend natriumarmes Mineralwasser getrunken, er wurde bewusstlos, hatte Krampfanfälle und wurde von den Sanitätern versorgt. In der Klinik verschlechterte sich sein Zustand, der Mann verstarb drei Tage nach der Sportveranstaltung an den Folgen der übermäßigen Wasseraufnahme. 

Fünf Liter Wasser innerhalb einiger Stunden reichen aus, um den Körper sprichwörtlich zu überfluten. Um den Salzhaushalt im Gleichgewicht zu halten, nehmen die Körperzellen das Wasser auf, das überlebenswichtige Natrium wird dabei verdünnt. Als Folge dieser Natriumarmut, fachlich Hyponatriämie genannt, quellen mit den Zellen auch die Organe auf. Dies wird an einer Stelle im Körper besonders kritisch: Dem Gehirn. Schwillt dieses an, so hat es keine Ausweichmöglichkeiten. Neben Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen, sammelt sich nun auch Wasser in den Lungenbläschen an, es kommt zu Atemnot. Der Patient fällt, wie der Brite beim Frankfurter Ironman, ins Koma und wacht vielleicht nie wieder auf.

Es ist nicht nur wichtig die richtige Menge Wasser zu trinken, man sollte auch die Natrium- bzw. die Salzzufuhr beachten. Neben isotonischen oder hypertonischen Sportgetränken, hilft es auch das Wasser mit etwas Salz anzureichern oder Salziges zu essen.

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