Ohje, ein Vorsatz!

Kolumne Januar

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©Chris CC 2.0

Gute Vorsätze. Sie gehören zum neuen Jahr, genauso wie Feuerwerk und Sektanstoß zur Silvesterfeier. Ich habe mir für das Jahr 2018 auch etwas vorgenommen: Ich möchte meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio kündigen. Das Studio ist für mich reine Geldverschwendung, seit mehreren Monaten gehe ich nicht mehr trainieren, abgebucht wird dennoch regelmäßig. Doch mit dem Kündigungen-Schreiben habe ich es nicht so.

Soviel also zu meinem Vorsatz, doch rund die Hälfte der Deutschen hat sich etwas Konträres vorgenommen: Mehr Bewegung oder mehr Sport. Das geht aus der DAK-Studie zu guten Vorsätzen hervor. Auf Platz eins rangiert die Stressverminderung (59 %), dicht gefolgt von dem Wunsch, mehr Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen (58 %). Auf Rang drei also der Sport.

Kein Wunder also, dass Fitnessstudios im Januar die meisten Anmeldungen verzeichnen. Zig Millionen Menschen wollen schwitzen, strampeln, gesünder werden. Doch viele der guten Vorsätze werden nur wenige Stunden, Tage oder Wochen alt. Da ist es auf einmal gar nicht mehr so leicht, der Versuchung der Zigarette oder der Couch zu widerstehen. Ich kenne das. Schließlich könnte ich mich einfach ins Auto setzen und zum Sport fahren. Doch seit das Studio nicht mehr direkt vor meiner Haustür ist, kann und will ich meinen inneren Schweinehund nicht bezwingen.

In einer forsa-Studie, die sich mit dem Einhalten der Vorsätze des Jahres 2009 beschäftigt, gaben 54 Prozent der Befragten an, ihre Vorsätze länger als drei Monate oder bis Jahresende durchzuhalten. Dieser Wert erscheint mir, verglichen mit meinem persönlichen Umfeld, überraschend hoch. In meinen Augen lässt er sich nur so erklären, dass die Befragten ursprünglich mehrere Vorsätze hatten und davon einen oder zwei dauerhaft umgesetzt haben.  

Was ist es, dass die Menschen an Vorsätzen fasziniert? Der Mensch ist ein optimistisches und egoistisches Wesen. Der Stichtag des ersten Januars symbolisiert einen Neuanfang. Und allein das Vorhaben unterstreicht ja schon, dass ich es schaffen könnte, wenn ich denn wöllte. Und das gibt mir ein gutes Gefühl – einfache Psychologie. Vielleicht schaffe ich es ja tatsächlich, meine Kündigung endlich einzutüten und abzuschicken. So könnte ich dem Fitnesswahn, der nun ausbrechen wird, ein klein wenig entgegensteuern.

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