Um den Finger gewickelt

Kolumne November

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©Joey Gannon

Hunde sind ausgefuchste Wesen. Britische Forscher haben jetzt bestätigt, was jeder Hundehalter schon immer weiß: Die Racker setzen ihren berühmten Hundeblick ganz bewusst ein.

Ausgedehnte Spaziergänge durch herbstliche Landschaften. Egal ob entlang des Oberfeldes oder durch die umliegenden Felder und Wälder: Mir gefällts, dem Hund auch. Was ihm aber noch viel mehr gefällt? Die Leckerlis natürlich, die es zwischendrin immer wieder gibt. Jeweils eins, wenn er auf Zuruf kommt, sitzt oder auf einen Baumstamm springt. Und eventuell gibt es auch noch ein Stückchen Fleischwurst, weil er dabei so süß guckt. Diesen Bettelblick mit hochgezogenen Augenbrauen hat sicherlich nicht nur mein Hund perfektioniert.

Das hat ein Forscherteam der Universität Portsmouth um Biologin Juliane Kaminsky nun nachgewiesen. Folgende Experimentsituation: Ein Hund und ein Mensch sind gemeinsam in einem Raum. Entweder der Mensch wendet sich dem Hund mit oder ohne Leckerli zu oder er wendet sich von ihm ab, auch hier mit Futter im Raum oder ohne.

Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Forscher beobachteten bei den 24 Familienhunden deutlich ausgeprägtere Gesichtsausdrücke, wenn der Mensch ihnen Aufmerksamkeit entgegenbrachte. Überraschenderweise spielte das Essen hier nur eine untergeordnete Rolle.

„Wir können davon ausgehen, dass die Produktion von Gesichtsausdrücken bei Hunden von der Aufmerksamkeit ihres Publikums abhängt und nicht davon, ob der Hund einfach aufgeregt ist“, erklärt Kaminsky in einer Mitteilung der Universität. Sie kann sich vorstellen, dass Hunde sich dieses Verhalten während der Domestizierung angeeignet haben.

In einer vorherigen Studie hat Kaminsky bereits nachgewiesen, dass Hunde ihre Umgebung genau beobachten und wahrnehmen, wie aufmerksam ein Mensch gerade ist. So stehlen Hunde Leckerli etwa wesentlich öfter, wenn der Mensch gerade wegschaut.

Unklar bleibt, aus welchem Grund die Hunde so reagieren. Verstehen sie tatsächlich, was andere Lebewesen ausdrücken wollen? Ist es nur ein erlerntes Verhalten, weil sie so zum Erfolg kommen?

Ganz egal aus welchen Gründen, der leicht traurige klassische Hundeblick weckt in vielen Menschen Empathie. Wer kann zu solch einem Blick schon nein sagen? „Komm her, Großer, du bekommst noch ein Leckerli.“

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